Giftköder im Truderinger Wald kostet Shepherd fast das Leben

Trudering/Waldperlach · Tracy überlebt knapp

Fast gestorben ist der Australian Shepherd an einer Strychninvergiftung im Truderinger Wald. Nun ist Tracy zum Glück wieder fit und munter. 	Foto: bus

Fast gestorben ist der Australian Shepherd an einer Strychninvergiftung im Truderinger Wald. Nun ist Tracy zum Glück wieder fit und munter. Foto: bus

Trudering/Waldperlach · Mit einer lebensbedrohlichen Strychninvergiftung endete für den Australian Shepherd Tracy ein Waldspaziergang Ende März. Der Befund der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) der nun vorliegt, ist eindeutig.

Die Hündin muss auf dem einstündigen Rundweg durch den Truderinger Wald nach Oedenstockach und zurück zum Friedrich-Panzer-Weg das meist tödliche und auch für Menschen gefährliche Gift gefressen haben. Die Veterinäre haben Strychnin im Magen- und Darminhalt des Tieres nachgewiesen. Im Fall von Tracy müsse man von einem bösartigen Hundevergifter und -hasser ausgehen, zumindest stehe das im Raum. Denn die meisten anderen Möglichkeiten scheiden hier aus. Am 31. März fuhr die langjährige Hundebesitzerin mit Tracy von Waldperlach zum Truderinger Wald. Dort parkte sie gegen 11.00 Uhr am Friedrich-Panzer-Weg und ging Richtung Trudering bis zur Höhe des Baggersees. Hier bogen sie nach rechts in den Weg nach Oedenstockach ein. Nach Verlassen des Waldes liefen Hund und Frauchen den Feldweg entlang bis zu den neu erbauten Häusern in Oedenstockach, dann wanderten sie nach rechts in Richtung Münchner Straße und nahmen den Parallelweg nach Waldperlach zurück, der in der Straße Am Bauernwald endet.

Insgesamt eine Stunde dauerte der Spaziergang durch den Truderinger Wald. »Wir sind oft hier auf unterschiedlichen Wegen unterwegs, ich mag den Forst und Tracy genießt den Auslauf«, erzählt die Hundehalterin. So war es auch an diesem Samstag. Zum Glück war anschließend Tracy nicht alleine zu Hause gewesen, wie es wochentags die Regel gewesen wäre, sondern bei der nebenan wohnenden Tochter. Das hat der Hündin das Leben gerettet. Denn schon kurze Zeit später hat die Tochter schwerste gesundheitliche Probleme der siebenjährigen Hündin bemerkt: »Tracy ist zusammengezuckt und hat am ganzen Körper gezittert. Gleich drauf hatte sie ihre vier Beine nicht mehr unter Kontrolle und klappte zusammen.« Sofort hat die Tochter die Mutter informiert. Zusammen sind beide mit dem vierbeinigen Notfallpatienten unverzüglich in die Tierklinik nach Haar gefahren.

Tracy hatte in der Zwischenzeit weiter Krämpfe, hyperventilierte und musste in die Klinik getragen werden. Die Ärztin dort erkannte sofort den Handlungsbedarf und brachte die Hündin im Laufschritt direkt in den OP. Nur zwei Stunden nach dem Waldauslauf musste Tracy in Vollnarkose versetzt werden, um Magen und Darminhalt unverzüglich auszupumpen. Nur durch die schnelle, geistesgegenwärtige Reaktion von Mutter und Tochter konnte die Hündin gerettet werden. Zunächst blieb die Familie allerdings im Ungewissen. Die beiden mussten ihren betäubten Hund in der Klinik lassen. »Sie war ein Intensivpatient und erhielt Infusionen«, schildert die Tochter. Auch die Ärzte waren nicht sicher, ob das Tier die Vergiftung überleben würde. Erst am Abend fuhr der Sohn nochmal in die Klinik und erhielt dort die erlösende Nachricht: das Tier, das schon als Welpe zur Familie kam und quasi ihr fünftes Kind ist, würde überleben. Zunächst musste Tracy aber noch zwei Tage in Haar bleiben und durfte, um Aufregung zu vermeiden, nicht besucht werden. Als sie die Hündin dann wieder nach Hause mitnehmen konnten, war die Patientin »noch etwas lätschert, aber schon fast wieder die Alte.« Auch normales Fressen durfte sie zu sich nehmen.

Rattengift verursacht 700 Euro Tierarztkosten

Rund 700 Euro Tierarztkosten hat die Rettung von Tracy gekostet. Ein Betrag den die Familie für das Leben ihres Hundes gerne zahlt, allerdings eine stattliche Summe, die offenbar durch Bösartigkeit und Arglist verursacht wurde. Mittlerweile steht eindeutig fest, dass Strychnin, ein ehemaliges Rattenbekämpfungsgift, die Ursache für den Zusammenbruch des Tieres ist. Gut, dass die Familie direkt Anzeige bei der Polizei erstattet hat. »Wir haben öfter Anzeigen wegen Vergiftungen an Hunden«, erklärt der Zuständige auf der Polizeiinspektion in Ottobrunn. »Oft sind die Hunde leider sofort tot. Manchmal stellt sich später auch heraus, dass ein anderes körperliches Versagen, beispielsweise ein Herzanfall die Ursache ist. Aber von Zeit zu Zeit kommen Vergiftungen, auch mit Rattengift, bei uns vor. Zuständig ist dann die Kripo, die Strafanzeige auf Basis des Tierschutzgesetzes erhebt.«

Die Stadt München, bei der das Referat für Gesundheit und Umwelt für Schädlingsbekämpfung zuständig ist, sagt durch ihre Pressesprecherin Katrin Zettler: »Wir haben momentan keine Bekämpfung in diesem Gebiet. Wenn wir Köder auslegen, sind diese immer in Schienen versteckt, die zu schmal für Hunde oder Katzen sind. Nur die Nager können an diese Köder gelangen.« Auch für den Landkreis bestätigt Veterinärmediziner Dr. Peter Gernböck, dass keine Maßnahme Ende März rund um den Truderinger Wald im Oedenstocker oder Solalinder Holz stattgefunden habe. Das Auslegen von Ködern im Wald sei ohnehin nicht üblich. Zur Rattenbekämpfung würden Spezialfirmen beauftragt, die sachgerecht vorgingen und auch Hinweisschilder aufhängten.

»Wahrscheinlich ist unserer Hündin auch zum Verhängnis geworden, dass sie leider wie ein Müllschlucker alles auffrisst«, sagt die Hundebesitzerin. Die Familie möchte durch ihre Strafanzeige und die Öffentlichkeit vor allem andere Hundebesitzer warnen und im Truderinger Wald zur besonderen Vorsicht auffordern. »Seither sind wir nicht mehr dort spazieren gegangen. Wenn, dann würde ich Tracy nur noch mit einem Maulkorb in diesem Wald laufen lassen. Unsere Hündin ist zwar völlig ungefährlich, aber zu ihrer Sicherheit müsste sie den unliebsamen Maulkorb tragen.« bus

Artikel vom 24.04.2012
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