Ausstellung „150 Jahre TSV 1862 Erding“ im Kircherl

Erding · Es lebe der Sport

Günter Weidenhammer (li.) und Winfried Eckert mit dem wohl wertvollsten Ausstellungsstück, der Vereinsfahne des TSV.	Foto: cr

Günter Weidenhammer (li.) und Winfried Eckert mit dem wohl wertvollsten Ausstellungsstück, der Vereinsfahne des TSV. Foto: cr

Erding · Wenn Winfried Eckert von Exponaten spricht, dann meint der ehemalige Polizeibeamte normalerweise den Inhalt der ­Asservatenkammer. Beschlagnahmte Gegenstände, die im Rahmen von Ermittlungen eine wichtige Rolle spielen.

Inzwischen verbindet Eckert den Begriff „Exponat“ jedoch viel häufiger mit seiner Bedeutung als Ausstellungsstück. Durch diese Doppelbedeutung sind die Verantwortlichen für die Feierlichkeiten zum 150-jährigen Bestehen des TSV 1862 Erding auf die Idee gekommen, eine Ausstellung auf die Beine zu stellen. Winfried Eckert ist einer von ihnen. Jetzt geht es in die heiße Phase, besonders für Eckert, der die Ausstellung organisiert, und für Vereinspräsident Günter Weidenhammer.

Am kommenden Mittwoch, 11. April, wird die Ausstellung im Frauenkircherl am Schrannenplatz eröffnet. Eine Woche lang sind dort rund 50 Exponate zu sehen, die mit der Geschichte des TSV Erding eng verknüpft sind: Fotos und Dokumente, genauso aber Sportgeräte und -bekleidung von früher und heute. Einen wichtigen Teil nimmt die Historie des Vereins ein. Wer weiß schon so genau, dass der TSV erst seit 55 Jahren existiert? 1862 wurde der Männerturnverein gegründet, der 1957 mit dem SC Erding zum TSV 1862 Erding fusionierte.

Aus dieser Zeit stammen einige der Ausstellungsstücke, die die Abteilungen selbst zusammengetragen haben. „Wir haben ein paar Fußballschuhe zur Verfügung gestellt bekommen, die der Besitzer 1950 an den Nagel gehängt hat“, berichtet Eckert. Aus der gleichen Zeit stammt ein Badmintonschläger und Schlittschuhe, die allesamt im Verein benutzt wurden.

Das Sportmuseum Leipzig beteiligt sich mit drei Ausstellungsstücken. Leihweise stellt der TSV die Nachbildungen zweier Turnanzüge und eines Badeanzugs aus der Zeit um 1900 aus. Die Bilder, unter anderem aus dem Museum Erding, und Exponate zeigen, wie früher Sport getrieben wurde. Doch auch die Gegenwart spielt eine große Rolle. Die im Vergleich zum Gesamtverein noch junge Eishockeyabteilung zeigt eine komplette Ausstattung vom Helm bis zum Puck. Die modernen Fünfkämpfer präsentieren einen Fechter in voller Montur. An Aktualität nicht zu überbieten ist der Schwimmanzug, den die TSVler dem Publikum präsentieren dürfen. Der kommt nämlich erst im Juni auf den Markt. Im Vergleich zu dem Schwimmanzug von 1912, der ebenfalls gezeigt wird, lässt sich ermessen, welche Fortschritte in diesen hundert Jahren gemacht wurden. Dabei war der Verein selbst seiner Zeit oft voraus. „Schon 1899 wurde erstmals die Aufnahme von Frauen diskutiert“, berichtet Eckert. Für die damalige Zeit nicht alltäglich. Und so entstand im Männerturnverein bereits im Jahr 1900 die erste Mädchenriege.

Die Frauen waren es auch, die die Vereinsfahne angeregt haben. Das heutige Prunkstück des Vereins stammt wahrscheinlich aus den Fünfziger Jahren. Darauf deutet die Inschrift „Von Frauen und Jungfrauen 1882 – 1956“ auf der Fahne hin. So gesehen hat der Verein den Frauen von einst ein wertvolles Ausstellungsstück zu verdanken, denn auch die Vereinsfahne wird im Frauenkircherl zu sehen sein – neben rund 300 Fotos, die amüsante und interessante Szenen aus 150 Jahren Vereins- und Sportgeschichte zeigen. Die Ausstellung ermöglicht einen Einblick in das, was Sport und Verein früher bedeutet haben. Und heute?

„Niemand weiß, wie die Vereinsgründung 1862 wirklich abgelaufen ist“, gibt Weidenhammer zu bedenken. „Unsere Ausstellung soll eine andere Art der Chronik sein.“ Mit Lücken, die sich nicht vermeiden ließen, da alte Dokumente nicht archiviert wurden oder nicht mehr aufzufinden sind. So waren nach dem Zweiten Weltkrieg zahlreiche Dokumente, die im Rathaus der Stadt eingelagert waren, verschwunden. Dennoch haben die Vereinsverantwortlichen eine stattliche Ausstellung zusammentragen können. Sechs Vitrinen und mehrere Bilderrahmen hat das Museum Erding zur Verfügung gestellt, die Schaufensterpuppen, an denen die Sportkleidung vorgeführt wird, kommen vom Gewandhaus Gruber. Eröffnet wird die Ausstellung am Mittwoch, 11. April, um 18 Uhr. Es werden einige Ehrengäste und viele Erdinger erwartet. Vom 12. bis 18. April ist die Ausstellung täglich von 12 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist natürlich frei, denn der Blick in die Historie soll zwar kostenlos, aber nicht umsonst sein. Ein Muss für alle, die sich ein Stück weit mit der Stadt Erding und dem TSV 1862 auseinandersetzen wollen. Von Carsten Clever-Rott

Artikel vom 05.04.2012
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