Was erwartet mich im Alter? Die Antwort kommt aus Schwabing

Schwabing · Hilfe aus dem Netz

Sophie Eder und Elke Schurmann (vorne) bereiten sich auf den Start der Online-Beratung vor. Sie erwarten vielfältige Fragen zum Thema »Leben im Alter«. scy

Schwabing · Glaubt man dem bekannten Udo-Jürgens-Song, fängt das Leben mit 66 Jahren erst an. Andererseits: Spätestens dann kommen auch Fragen hoch, die man vorher nicht hatte. Plötzlich sorgt man sich um Themen wie beispielsweise Wohngeld, Pflegestufen, Grundsicherung und betreutes Wohnen.

Bei genauerer Betrachtung wird klar, dass es gar nicht so leicht ist, dabei den Überblick zu behalten. Doch man muss sich nicht alleine durch den Informations-Dschungel kämpfen. Demnächst gibt es Hilfe im Internet. Voraussichtlich am Montag, 16. April startet die Caritas bundesweit die kostenlose Online-Beratung »Leben im Alter«. Für die Region München sind die Alten- und Servicezentren (ASZ) Westend und Schwabing-West zuständig. »Das ist ein weiterer wesentlicher Baustein in unserem Beratungsangebot«, sagt Sophie Eder, Leiterin des ASZ Schwabing-West und damit vor allem für den Münchner Norden verantwortlich. »Wir sind uns sicher, dass wir eine gute Resonanz haben werden.«

Davon ist auszugehen, denn immer mehr Senioren bewegen sich inzwischen wie selbstverständlich im Internet. Vorbei die Zeiten, in denen alles, was mit Computer zu tun hatte, befremdlich als »neumodisches Zeugs« abgetan wurde. Heutzutage halten sich die Rentner auch in Sachen Internet fit, Computerkurse, die von den ASZ im Stadtgebiet angeboten werden, sind regelmäßig ausgebucht, so auch in Schwabing-West. »Viele Senioren, insbesondere solche, die mobil eingeschränkt sind, organisieren sich über das Internet. Das ist eine enorme Hilfe für die Betroffenen«, berichtet Eder. Doch die Sozialpädagogin will die neue Online-Beratung nicht ausschließlich als Angebot für ältere Menschen verstanden wissen. »Jeder, unabhängig vom Alter, kann sich bei uns informieren.

Auch viele junge Menschen haben oft schon Fragen. Sie machen sich Gedanken, wie es sein wird, wenn sie alt sind und was da auf sie zukommt«, so Eder. Andere etwa sind mit ihrer pflegebedürftigen Mutter überfordert oder sorgen sich um die demenzkranke Nachbarin – auch ihnen steht die Online-Beratung offen. »Mit seinen Problemen soll niemand allein bleiben«, sagt Eder. Aus ihrer langjährigen Arbeit weiß die Fachfrau, was vielen älteren Betroffenen auf der Seele brennt. Beispielsweise: Wie bereite ich mich auf die Rente vor? Wie komme ich zu einer Pflegestufe? Welche Unterstützungen gibt es, damit ich zuhause wohnen bleiben kann? Welche Möglichkeiten der Versorgung gäbe es, wenn ich nicht alleine leben kann? Welche Versorgungsmöglichkeiten gibt es bei Demenz? Auch soziale Isolation sei häufig, wenngleich zunächst versteckt, ein Thema.

Vorteil Internet: die Hemmschwelle, sich hier Hilfe zu suchen, ist geringer. Wer grundsätzlich lieber anonym bleiben möchte, kein Problem. Man meldet sich mit einem selbstgewählten Benutzernamen und einem Passwort an. Zudem ist es leichter, sich mit ein paar Klicks Experten-Rat zu suchen als sich für den Weg in eine Facheinrichtung aufzuraffen. Die Hürden sind dabei nicht nur körperlicher, sondern vor allem psychologischer Art. »Besonders ältere Menschen tun sich schwer, Hilfe einzufordern«, weiß ASZ-Mitarbeiterin Elke Schurmann. Viele hätten dann das Gefühl, ihre Autonomie zu verlieren, nach dem Motto »Oh, Gott, ich baue ja ganz schön ab«. Was die Beratung via Internet noch attraktiver macht, ist, dass man zu jeder Tages- und Nachtzeit seine Fragen stellen kann. »Man ist also unabhängig von Öffnungszeiten, was besonders für berufstätige Angehörige ein großes Plus sein dürfte«, so Schurmann. Alle Fragen landen bei kompetenten Fachkräften, beim ASZ Schwabing-West kümmern sich drei Sozialpädagoginnen, darunter Sophie Eder und Elke Schurmann, um die Sorgen und Nöte der User. Die Antworten, und das wird gewährleistet, erfolgen werktags innerhalb von 48 Stunden. Im weiteren Verlauf muss es übrigens nicht bei der Online-Beratung bleiben. »Wer persönlich zu uns kommen mag, ist willkommen«, so Eder.

»Leben im Alter« ist erstmal ein einjähriges Pilotprojekt. »Dabei werden wir feststellen, wo die Bedürfnisse der Betroffenen liegen«, sagt Eder. Andere Online-Beratungen laufen bei der Caritas bereits erfolgreich, unter anderem Schwangerschafts-, Schuldner- und Erziehungsberatung. »Es ist nun an der Zeit, auch älteren Menschen ein entsprechendes Forum zu bieten«, resümiert die ASZ-Chefin. Sylvie-Sophie Schindler

Artikel vom 03.04.2012
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