Mittelschule an der Lehrer-Wirth-Straße bittet BA um Hilfe

Trudering/Riem · Im Dreck versinken

Hilferuf für Unterricht in sauberen Räumen: Helma Seibl wehrt sich gegen den Dreck. Die Rektorin fordert längere vertragliche Reinigungszeiten.	Foto: Privat

Hilferuf für Unterricht in sauberen Räumen: Helma Seibl wehrt sich gegen den Dreck. Die Rektorin fordert längere vertragliche Reinigungszeiten. Foto: Privat

Trudering/Riem · »Wir bemühen uns hier nach Kräften Werte zu vermitteln. Gerade was Ordnung und Sauberkeit angeht, komme ich mir vor, als würde ich die Schüler auf den Arm nehmen.« Dieses traurige Resümee zieht Helma Seibl, Rektorin der Mittelschule an der Lehrer-Wirth-Straße, angesichts ständiger Probleme mit der Reinigung ihres Schulhauses.

Wohin mit dem Nachwuchs?

Nun will sie den dreckigen Dauerzustand des Gebäudes nicht länger tolerieren. Damit ihre Schüler sich in der Mittelschule wohl fühlen und auf das Lernen konzentrieren können, hat sie beim Bezirksausschuss 15 (BA 15) Trudering-Riem vorgesprochen. Dort hat man Unterstützung für die Putzproblematik der Schule zugesagt.

Beim Kampf gegen den täglichen Dreck steht die Mittelschule an der Lehrer-Wirth-Straße auf verlorenem Posten. Obwohl Lehrer, Schüler und Verwaltungsangestellte regelmäßig selber zum Putzlappen griffen, verschmutze das Schulhaus zusehends. »Ganze Gebäudeteile werden über einen längeren Zeitraum nicht oder unzureichend geputzt. Wir führen Gespräche in unseren Büros an Tischen, unter denen sich die Wollmäuse zum Teil über Wochen angehäuft haben. 120 Kinder essen in einer Mensa, in der hin und wieder die Bodenmitte einen Besen sieht, gleiches gilt für die Schulküche, Klassenzimmer und Gänge«, klagt die Rektorin. Seit Eröffnung der Schule im Jahr 2006 besteht das Putzproblem. Geändert hat sich nichts außer steigenden Schülerzahlen von nunmehr zirka 300 Jungen und Mädchen allein in der Mittelschule. Hinzu kommen noch die Grundschüler. Durch die extreme Verschmutzung ist die Schulleitung nicht mehr gewillt unter diesen Bedingungen weiter zu arbeiten und wendet sich mit ihrem Hilferuf an den BA 15 und die Stadt München.

Schuld am Dreckpegel in der Lehrer-Wirth-Schule sind nicht die Putzkräfte oder die beauftragte Firma, sondern ein falsch berechneter Stundenschlüssel. »Im Verhältnis zur Größe ist das Haus mit viel zu wenigen Reinigungsstunden veranschlagt«, erklärt Seibl. Deshalb können die Putzleute die Mittelschule, wie die ehemalige Hauptschule seit diesem Schuljahr heißt, in der kurzen Zeit nicht sauber bekommen und rein halten. Die Folgen sind: Kündigungen und ständiger Personalwechsel bei den überforderten Angestellten der Reinigungsfirma, kurzfristig unbesetzte Putzstellen, Reklamationen von Seiten der Schulleitung, Nachbesserungen, zeitweise Verbesserungen, erneut ungereinigte Räume oder überfordertes Personal und weiter dreckige Klassenzimmer und Flure. Vor allem viel Zeitverschwendung: »Ich kann Ihnen versichern, dass ein sehr großer Anteil meiner Arbeitszeit als Rektorin die leidige Reinigungsangelegenheit einnimmt«, so Seibl. »Eigentlich bin ich als Pädagogin in erster Linie für Schüler und Lehrer da.«

Die Rektorin hat aufgelistet, dass in nur fünf Putzstunden alle 43 Klassenzimmer, 19 Fachräume, die Büros, die große Aula und der Sporthallentrakt inklusive Umkleideräumen, Gängen und Treppenhäusern gereinigt werden müssen. Für die 28 Schultoiletten mit etwa 40 Urinalen und ebenso vielen Toilettenschüsseln und die Behindertentoiletten stehen laut Seibl nur zweieinhalb Reinigungsstunden zur Verfügung.

Besonders schwierig ist die Situation an der Lehrer-Wirth-Schule außerdem, weil hier Böden aus unversiegelten Natursandsteinen verlegt sind, die Wasser und Schmutz aufsaugen und sich nur schwer reinigen lassen. »Das Einlassen der Böden würde zirka 10.000 Euro kosten und müsste jährlich wiederholt werden«, so die Rektorin. »Das ist finanziell für die Stadt nicht leistbar.« Viele weitere Planungsschwachstellen des erst 1999 fertig gestellten Gebäudes bringen es mit sich, dass Schüler und Lehrer auf einer Dauerbaustelle lernen und unterrichten müssen. Denn die Schule, die mit dem ersten Preis eines Architektenwettbewerbs prämiert wurde, weist zahlreiche Baumängel auf und wird fortlaufend saniert. In den letzten Jahren wurden beispielsweise zunächst die Holzfassaden und anschließend das Dach-Tragwerk der Sporthalle und der Aula nachgebessert. Auch die laufenden Bauarbeiten tragen dazu bei, dass der Dreck im Schulhaus zum Dauerbrenner geworden ist.

Stadt kann sich die Verschmutzung nicht erklären

Trotzdem ist die Sprecherin des Referats für Bildung und Sport Eva Maria Volland vom Schmutzproblem an der Lehrer-Wirth-Schule überrascht. Das vereinbarte Stundenkontingent entspreche dem Stundenschlüssel für andere Schulgebäude. »Klassenzimmer sind demnach zwei bis dreimal pro Woche zu reinigen, Waschräume und Toiletten täglich«, erklärt Volland. Wie es zu den Berechnungen der Rektorin komme und warum die Verschmutzung an der Lehrer-Wirth-Schule so hoch sei, könne man nicht nachvollziehen. Für die These der Rektorin von der zu niedrigen Zahl der veranschlagten Reinigungsstunden spricht jedoch, dass andere Objekte, wie die Grundschule an der Astrid-Lindgren-Straße, von der gleichen Reinigungsfirma gründlich geputzt werden. »Hier kann man nahezu vom Boden essen«, bestätigt Seibl. Schwierig ist für sie die Kommunikation mit der Stadt über die Probleme jedoch auch, weil gleich mehrere städtische Referate involviert sind. Neben der Vergabestelle des Direktoriums, das Reinigungsunternehmen beauftragt und für Beschwerden zuständig ist, kontrolliert das Kommunalreferat die Firmen. Außerdem ist das Zentrale Immobilienmanagement des Schulreferats betroffen. Nun wolle man überdenken und besprechen, wie man das verbessern könne.

Helma Seibl hofft, dass ihr Appell an den BA 15 die Stadt für das Putzproblem sensibilisiert und so endlich Sauberkeit ins Schulhaus kommt. Schließlich haben sich auch die Zeiten und Schülerzahlen stark verändert. Während früher im Haus das Förderzentrum mit nur wenigen Schülern untergebracht war, sind nun zusammen mit der Grundschule etwa 700 Schüler täglich hier im Unterricht. In der Mittelschule gibt es nicht nur die vorgesehenen zwölf, sondern wegen der starken Nachfrage insgesamt 15 Klassen. Darunter Ganztagsklassen, die in der Schule essen. Da es an Gruppenräumen für diese Schüler mangelt, nutzen sie während der Mittagszeit die Aula und Gänge sowie die Räume der Schulsozialarbeit. Auch die Grundschule hat einen Ganztagsbetrieb mit Mittagsbetreuung und Hort. Die Rektorin möchte, dass sich ihre Schüler in Zukunft im Haus aufhalten und ihre Sachen ablegen können, ohne Dreck und Staub einzusammeln. bus

Artikel vom 27.03.2012
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