Muss jetzt Teestube »komm« Stunden streichen?

München · Zuschüsse werden gekürzt

Franz Herzog, der Leiter der Teestube »komm«-Streetwork fürchtet massive Kürzungen. 	Foto: aha

Franz Herzog, der Leiter der Teestube »komm«-Streetwork fürchtet massive Kürzungen. Foto: aha

München · Hilfesuchend wandte sich die Teestube »komm« an die Bezirksausschüsse (BA) 2, 5, 12, 21, 24 und 16.

Die Münchner Sozialreferentin Brigitte Meier hatte dem Evangelischen Hilfswerk, das Träger der Hilfseinrichtung ist, im November letzten Jahres mitgeteilt, die Zuschüsse für die Arbeitsbereiche Teestube, Streetwork Obdachlosenhilfe und Streetwork im Gemeinwesen (GWA) würden gedeckelt. Bei steigenden Personal- und Sachkosten ergibt sich ein Fehlbetrag von etwa 82.000 Euro für die nächsten drei Jahre. Den könne weder der Träger noch die Innere Mission erbringen, informierte Teestube »komm«-Streetwork-Leiter Franz Herzog.

Kommt die Deckelung, müssten das sozialpädagogische Fachpersonal um eineinhalb bis zwei Stellen abgebaut werden. Statt aktuell 9,75 Planstellen stünden maximal nur noch 8,25 Fachstellen zur Verfügung. Das für den Betrieb des Tagestreffs Teestube »komm« täglich von 14 bis 20 Uhr, die stadtweite Obdachlosenhilfe sowie für die Betreuung von Treffpunkten sogenannter »Stammsteher« oder »Wohnungsflüchtlinge« am Michaelibad, Gärtner- und Orleansplatz, im Hasenbergl, am Sendlinger Tor und an der Münchner Freiheit. Ebenso fehlt Zeit, um Klienten in Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe, zu Behörden oder zu Suchtprophylaxe zu vermitteln und zu begleiten. Eine schnelle Unterbringung von Migranten zum Kälteschutz wie Ende Februar wäre nicht mehr so möglich.

Auch im 16. Stadtteil müssten die Streetworker-Besuche gekürzt werden und wären weniger weitläufig. Die Mitarbeiter müssten noch mehr als bisher nach Prioritäten schauen und entscheiden, wo es am meisten brennt. Wenn sich an einer neuen Stelle eine Gruppe Wohnungsloser oder Drogenabhängiger zusammen findet, und die Teestube »komm« davon erfährt, schauen sich Mitarbeiter der Teestube »komm« bislang innerhalb von 14 Tagen die Situation vor Ort an, um eine Lösungsmöglichkeit zu entwickeln.

Im Falle der Stammsteher am Michaelibad stellten sie schnell fest, es war an einigen wenigen Sonntagen mehr los, es sind Personen aus der Gegend, mit denen man reden konnte. »Das Michaelibad ist kein Drogentreffpunkt«, fasst Herzog zusammen und »es ist keine tatsächliche Bedrohung, sondern eine gefühlte, die ich aber gut verstehen kann«. »Solch eine schnelle Lösung wäre bei Zuschussdeckelung nicht mehr möglich«, erklärt Herzog und erinnert daran, dass Bürgermeisterin Christine Strobl noch 2010 gesagt hat, die Teestube sei »zu einem zentralen und nicht mehr wegzudenkenden Partner der Stadt im Kampf gegen Obdachlosigkeit, Armut und soziale Ausgrenzung geworden«. Bei Mitarbeiter-Abbau »verkommt streetwork zu einer Feuerwehrfunktion«, so Herzog, hoffend auf BA-Unterstützung. Der BA 16 wird sich darüber in seinen Unterausschuss Gesundheit beraten. Boschert

Artikel vom 28.03.2012
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