Das soll sich für Erding als „Große Kreisstadt“ ändern

Erding · Zukunft der Feuerwehr

„Dreirat“ (Kreisbrandrat, Stadtrat und Kreisrat) Willi Vogl nahm Stellung zur Zukunft der Erdinger Feuerwehr Foto: bb

„Dreirat“ (Kreisbrandrat, Stadtrat und Kreisrat) Willi Vogl nahm Stellung zur Zukunft der Erdinger Feuerwehr Foto: bb

Erding · Die Stadt Erding leistet sich bewusst den „Luxus“ von drei selbstständigen Feuerwehren in der Stadt selbst sowie in Altenerding und in Langengeisling. Doch wenn Erding im Jahr 2013 zur Großen Kreisstadt wird, dann muss sich die Organisationsform der Freiwilligen Feuerwehren ändern, dabei geht es nicht nur um Titel.

Kreisbrandrat Willi Vogl dachte beim traditionellen CSU-Frühschoppen beim Kreuzederwirt auch laut über die Themen einer gemeinsamen großen Feuerwache, eines hauptamtlichen Fachmanns für den Brandschutz bei der Stadt, einem S-Bahn-Tunnel oder die Kosten für nicht mehr ehrenamtliche Floriansjünger nach.

Erding hat rund 200 Aktive bei der Feuerwehr, je etwa 80 in Erding und Altenerding, der Rest in Langengeisling. „Im vergangenen Jahr hatten wir etwa 700 Einsätze, das entspricht 27 Prozent der Einsätze des Landkreises, wo es insgesamt 3.500 Feuerwehrler gibt, darunter sind knapp 100 Frauen“, so Vogl. In der Großen Kreisstadt wird aus dem bisherigen Ersten Kommandant ein „Stadtbrandinspektor“, aus dessen Stellvertreter der „Stadtbrandmeister“. Eigentlich, so Stadtrat, Kreisrat und Kreisbrandrat Vogl (weshalb man ihn scherzhaft gerne als „Dreirat“ bezeichnet), muss die größte Feuerwache die beiden neuen Kommandanten stellen, „doch da Erding und Altenerding gleich groß sind, in Erding aber mehr Einsatzmittel stehen, wird das wohl die Erdinger Wache sein – das ist ein recht emotionales Thema, da müssen wir behutsam vorgehen“, so Vogl. Nun könne man überlegen, ob man eventuell die Feuerwehren in „Zentrum“ und „Süd” umbenennt anstelle von „Wache I“ und „Wache II“, das Ziel sind möglichst kurze Dienstwege, aber auch eine gemeinsame, große Feuerwache wäre langfristig möglich. „Die darf nur nicht am Stadtrand liegen, sonst schaffen wir unser Ziel der Hilfsfrist von zehn Minuten – also vom 112-Anruf bis wir am Einsatzort sind – nicht! Daher sollte die neue S-Bahn-Linie in der Stadt auch möglichst komplett untertunnelt sein, schon jetzt haben wir immer wieder Probleme vor verschlossenen Schranken.“

Mit der Großen Kreisstadt wird Erding dann auch Genehmigungsbehörde für große Bauvorhaben. „Im Moment macht ein Kreisbrandinspektor das ehrenamtlich mit, aufgrund der ständig steigenden Bauten im Stadtgebiet geht das aber dann nicht mehr nebenher, da sollte die Stadt wohl einen hauptamtlichen Feuerwehrspezialisten einstellen, der nichts anderes macht als die Feuerwehrverwaltung, den Brandschutz und die Beratung“, forderte Vogl.

Gastgeber Jakob Mittermeier, Erdinger CSU-Fraktionsvorsitzender, schimpfte auf die Bürokraten in Brüssel, die das Ehrenamt beschneiden wollen. „Die sollen ihre Finger davon lassen, denn sonst machen sie bei uns bewährte und erfolgreiche Strukturen kaputt, das fängt an bei der Feuerwehr und geht weiter bei den Rettungs- und Sanitätsdiensten oder der Wasserwacht!“ Welche Auswirkungen eine Eindämmung des Ehrenamts haben könnte, erläuterte Vogl am Beispiel Rosenheim, einer Stadt, doppelt so groß wie Erding, die im vergangenen Jahr mangels Personal den Feuerwehrdienst ehrenamtlich nicht mehr aufrecht erhalten konnte. „Um die Minimalbesetzung einer Staffel, das sind sechs Mann, die nötig sind, um mit einem Löschfahrzeug auszurücken, rund um die Uhr einsatzbereit zu halten, benötigt man statistisch über 24 Mann und das wären dann Kosten im Jahr von über eine Million Euro! Wir sollten den ehrenamtlichen Feuerwehrler also am Leben erhalten, der ist sehr gut und sehr billig für die Stadt!“

Daher sei man intensiv am Werben für die Feuerwehr und für den Nachwuchs, gerne auch für Interessenten zwischen 20 und 30 Jahren, denn die Feuerwehr und die Gemeinden seien froh über jeden neuen Floriansjünger. „Wichtig für die Zukunft ist aber auch, dass wir entlastet werden von den unzähligen Bagatelleinsätzen: Bei einem feuchten Keller muss nicht die Feuerwehr mit zwölf Mann ausrücken, da genügen auch ein paar Lumpen und ein paar fleißige Hände. Und bei einer normalen Ölspur ist der Bauhof zuständig und nicht wir! Für solche Einsätze habe kein Kollege Verständnis, wenn er nachts raus soll oder vom Arbeitsplatz weg und auch kein Arbeitgeber.

Artikel vom 22.03.2012
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