Beim »Truderinger Ventil« derbleckt Winfried Frey mit scharfer Zunge

Trudering · Voll auf die Zwölf mit Engel Bonifatius

Engel Bonifatius, Winfried Frey lauscht an der Truderinger Erzählkugel. Fotos: Carolin Krause

Engel Bonifatius, Winfried Frey lauscht an der Truderinger Erzählkugel. Fotos: Carolin Krause

Trudering · »Was für ein schöner Sonntag!«, so der frisch gewählte Bundespräsident Joachim Gauk. Diese Aussage trifft auch auf das Promi-Derblecken beim 12. Truderinger Ventil des Vereins Bürgerzentrum Trudering e.V. am vergangenen Sonntag zu. Engel Bonifatius alias Winfried Frey mit seinem Rundumschlag auf die lokale Politikprominenz – dieses Jahr nicht nur unterstützt durch seine weiblichen Begleitengel, sondern auch die Truderinger Erzählkugel – war der Höhepunkt des Starkbierfestes.

Alle Reihen waren bis zum letzten Platz belegt, als Engel Bonifatius, im zweiten Teil der Veranstaltung, in knappen Lederhosen, weißen Flügelchen und einem Heiligenschein in das Truderinger Kulturzentrum in Begleitung seiner weiblichen Engel, einzog. Der »Regional-München-Ost-Engel« als Fastenprediger, dem die Aufgabe oblag, Politikern aus dem Stadtgebiet einzuschenken, ihnen aus himmlischer Perspektive den kritischen Spiegel vorzuhalten, derbleckte. Und Engel Bonifatius, dargestellt von Schauspieler Winfried Frey, der die Gesamtleitung des Truderinger Ventils innehatte, ließ es sich nicht nehmen den anwesenden und auch nicht anwesend Politikern ordentlich allerlei bissige, sarkastische Gemeinheiten zukommen zu lassen. So hinterfragte er kritisch, ob Erdbeer-Schorsch, alias OB Ude und Landtagsabgeordneter Markus Rinderspacher überhaupt heute den Weg nach Berlin zur Bundespräsidentenwahl gefunden haben, da die Ortskenntnisse hinter den Münchner Stadtmauern bei Ude aufhören und Rinderspacher eh nur ein Mitläufer sei und zitierte treffend dazu die Bibelstelle: »Sie hüllten sich in seltsame Gewänder und irrten ziellos umher!« Dem anwesenden Landtagsabgeordneten Markus Blume (CSU) wurde sein momentaner Stellenwert erklärt. So zitierte Bonifatius die Bezirksausschutzvorsitzende von Perlach-Ramersdorf, Marina Achhammer (anwesend), die Blume mit folgenden Worten in ihrer Sitzung begrüßte: »Ich habe gehört Sie sind jetzt wichtig.«, als er zum neuen Vorsitzenden der CSU-Wirtschaftskommission 2011 gewählt wurde. Bei Stadträtin Regina Salzmann (SPD) wurde der fehlende Enthusiasmus kritisiert und kurzerhand als »junge Müde« betitelt. So bekam der ein oder andere Politiker mit bissiger Engelszunge sein Fett weg. Allein schon durch die Truderinger Erzählkugel, die beim Publikum, durch Applaus, den Bekanntheitsgrad der Politiker abfragen ließ.

Der erste Teil des Truderinger Ventils war ein buntes Potpourri zur Einstimmung: Petra Auer und Teresa Rizos überzeugten als Landtags- und Bundestagsputzfrauen, die sich im tollen Zusammenspiel über die Gepflogenheiten der Politiker austauschten. Und bei Wulff hätte man obendrein noch eine Gegenleistung zu erbringen: »Der macht nix umsonst!«. Schlussendlich verlangten sie, dass Wulff doch wenigstens als einzige eigene Gegenleistung uns das Wort »Ehre« wiedergeben könnte. Zwischendurch lockerte die Plattlergruppe Münchner Buam & Dirndln unter der Leitung von Wolfgang Dostthaler mit ihren Darbietungen die Veranstaltung auf und bot den Lachmuskeln mal die ein oder andere Pause. Sie tanzten, plattelten, ließen die Peitschen ohrenbetäubend schnalzen und bearbeiteten im Takt den Holzstamm so sehr, dass die ersten Reihen anstelle der Brotzeit eher Holzgeschnetzeltes auf dem Teller hatten. Vor allem Vereinsvorsitzender Ingo Mittermaier und Hans Podiuk (CSU) wurde eine ordentliche Holzspandusche verpasst zur Belustigung des Publikums.

Der legendäre Gstanzlsänger »Erdäpfekraut« alias Hubert Mittermeier erfasste gekonnt jede Auffälligkeit bei den Gästen, während er gemeinsam mit seiner Ehefrau Carolyn – die ihn mit dem Akkordeon begleitete – durch die Tischreihen lief. So wurde kurzerhand die turbierte Frisur einer Dame zum Anlass genommen, um auf humorvolle Weise zu erfragen, ob sie denn mit dem Cabrio gekommen sei oder doch eher den Besen genommen habe. Winfried Frey schloss das 12. Truderinger Ventil mit dem Vorschlag wieder ein Bayern zu gründen, da »wenn man Angi und ihre Gehilfen so sieht, sei ihr Politiker in Bayern und München schon ganz in Ordnung«. In diesem Sinne »Liberalitas Bavariae«.

Artikel vom 21.03.2012
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