»Ley’sche Hundehütten« in der Salzmannstraße

Waldperlach · 100 Jahre Waldperlach – Teil III

Siedlungshäuser in der Salzmannstraße 1953/54. Foto: Salzmann/ Siedlervereinigung »Heideland«

Siedlungshäuser in der Salzmannstraße 1953/54. Foto: Salzmann/ Siedlervereinigung »Heideland«

Waldperlach · In den letzten Kriegsjahren wurden immer mehr Unterkünfte für Ausgebombte und Kriegsflüchtlinge gebraucht. So verkündete der Reichswohnungskommissar Robert Ley im Oktober 1943, »der totale Krieg erfordert auch eine Umstellung des gesamten Wohnungsbaues. Bei der jetzigen Arbeitseinsatz- und Baustofflage … muss zum Bau von Behelfsunterkünften anstelle von normalen Wohnungsbauten übergegangen werden.«

So wurden 1944 auch an der Salzmannstraße in Waldperlach 175 solcher Behelfsheime errichtet, vom Volksmund verächtlich »Ley’sche Hundehütten« genannt. Sie wurden aus allen möglichen Materialien, aber nach genauen Grundrissvorschriften gebaut. Die 20m2-Holzhütte mit Pultdach hatte »Windfang, Wohnküche mit Schlafgelegenheit für die Eltern und Kammer für die Kinder«, listet der Prospekt des Deutschen Wohnungshilfswerks auf. Auch, dass sich Geräteschuppen und Kleintierstall dazugesellen sollen, ferner Gemüse- und Obstgarten, Beerensträucher, Kompostplatz und Rasenfläche. Noch heute erkennt man die sogenannten »Hammergrundstücke« in der zweiten Reihe an ihren typischen Zugangswegen, den »Drei-Meter-Wegen« beispielsweise in der mittleren Salzmannstraße. »Der Wasserhahn und das Plumpsklo mit Stroh waren im Garten«, erinnert sich Christa Schiedeck. Sie kam als Fünfjährige aus Schlesien nach München und zunächst bei Verwandten unter. 1946 wurde ihrer Familie ein Behelfsheim in Waldperlach zugewiesen. Das hieß endlich »eigene Räumlichkeiten und nicht mehr so viele Leute um sich rum«, erinnert sich Schiedeck. »Schnell, billig, Hauptsache vier Wände, nur ein Zimmer zu beheizen«, charakterisiert sie die Häusl, die sie »Starenkobel« nannte. »Statt eines Kühlschranks hatten meine Eltern in ein Erdloch ein Schränkchen mit engen Maschen gegen die Ratten eingebaut. Gebadet wurde ein Mal in der Woche in der geschenkten Wanne, die fürs Baden extra in die Wohnküche gestellt wurde«, erzählt sie dem Südost-Kurier lächelnd. In der Holzhütte hatte man sich wohnlich eingerichtet. Der Hund Lumpi wurde dressiert und vor der Hütte wurde Gemüse angebaut.

Um die Belange der Salzmannstraßen-Siedler kümmerte sich die »Siedlervereinigung Heideland«, die sich 1949 von der »Siedler- und Eigenheimervereinigung Waldperlach-Neubiberg e.V.« abgespalten hatte. Ihr Bemühen um die Umwandlung der Elendssiedlung in eine »gesunde« Wohnsiedlung mündete in den Bau kleiner Steinhäuser, die 1953/54 bezugsfertig waren. Während der Bauzeit wohnten die Siedler weiter in den Behelfsbauten, welche sie auf die Seite gerollt hatten, indem Sie die gesmten Bauten auf runde Balken stellten.

Darüber hinaus entstanden in den 50er Jahren die Martins-Siedlung an der Hamann-/Eulenspiegelstraße, es wurde in der Ulfilas-, der Sundergau-, der Liscow-, der Ulrich-von-Hutten-Straße und weiteren gebaut. »Die Bauplätze waren alle nicht erschlossen. Es war am Anfang nichts da, kein Wasser, kein Gas, kein Strom, nichts. Kanalisation kam erst Ende der 70er Jahre (in die Hamannstraße)«, erinnert sich Ludwig Weidinger.

Artikel vom 21.03.2012
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