Neuer Blick auf „München 72“: Ausstellung und Programm

München · Trainingsplatz der Demokratie

Das Olympiagelände von 1972 sollte das neue, demokratische Deutschland sichtbar werden lassen. Im Park war das Betreten des Rasens ausdrücklich erlaubt,  sogar erwünscht. Zum damaligen Zeitpunkt  war dies eine kleine Revolution – das Betreten des Rasens i

Das Olympiagelände von 1972 sollte das neue, demokratische Deutschland sichtbar werden lassen. Im Park war das Betreten des Rasens ausdrücklich erlaubt, sogar erwünscht. Zum damaligen Zeitpunkt war dies eine kleine Revolution – das Betreten des Rasens i

München · Das Ausstellungsprojekt „München 72 – Trainingsplatz einer Demokratie“ bringt seit 15. März bis 26. April am Münchner Hauptbahnhof die Olympischen Spiele zurück nach München und zeigt das Bild der jungen Bundesrepublik im Jahr 1972. Die Installationen spannen den Bogen vom neu gewonnenen Demokratieverständnis der Deutschen bis hin zu Konzepten von Freiheit und Sicherheit im öffentlichen Raum, von der modernen Inszenierung der Spiele fernab von nationalem Pathos bis hin zur Wahrnehmung der Geschlechterrollen in den frühen siebziger Jahren.

Man glaubt, schon alle Fotos zu kennen und alles schon einmal gesehen zu haben. „München 72“ weckt Erinnerungen, vor dem inneren Auge läuft ein Film ab, Bilder kehren zurück: Die jubelnden Sieger. Klaus Wolfermann, Heide Rosendahl, Ulrike Meyfarth. Der alle überragende Mark Spitz. Die farbenfrohe Eröffnungsfeier. Der Einzug der Nationen. Das außergewöhnliche neue Olympiastadion. Die Bilder der Attentäter. Kein Raum mehr für Überraschungen!? Doch: Auch nach 40 Jahren kann man in einer Welt voller Bilder ein Ereignis ganz anders und ganz neu betrachten.

Im Mittelpunkt steht nicht das sportliche Großereignis, sondern das Bild des demokratischen Deutschlands, das durch die Spiele nachhaltig geprägt wurde. Deutschland wollte sich mit einem farbenfrohen Gesamtkunstwerk aus Architektur, Landschaft und visuell gestalteten Spielen deutlich distanzieren von den Berliner Spielen von 1936. Die Veranstalter wollten der Welt das neue Deutschland zeigen und mit den Spielen in der Welt Freunde gewinnen. Zahlreiche Veranstaltungen werden die Ausstellung begleiten. In einem vielfältigen Rahmenprogramm kommen Organisatoren und Olympiasieger wie z.B. Ulrike Nasse-Meyfarth und Klaus Wolfermann zu Wort, aber auch Philosophen, Historikerinnen, Gestalter und Architekten, die unterschiedlichste Facetten der Spiele beleuchten und nach 40 Jahren neu betrachten. Im Zeitzeugengespräch am 22. März, um 19 Uhr, blicken Organisatoren und Macher auf ihr ganz persönliches „München 72“ zurück: Detlef Mahnert, ehemaliger Stadionsprecher der Olympischen Spiele 1972, Friedhelm Brebeck, Mitarbeiter im Organisationskomitee 1970-1972, und Walther Tröger, ehemaliger Bürgermeister Olympisches Dorf.

Am 29. März, 19 Uhr, sprechen Olympia-Helden von 1972 über das Thema: Ulrike Nasse-Meyfarth, Olympiasiegerin im Hochsprung, Heide Ecker-Rosendahl, Olympiasiegerin im Weitsprung und mit der 4x100-Meter-Frauen-Staffel der Bundesrepublik Deutschland, Renate Stecher, Olympiasiegerin über 100 Meter und 200 Meter sowie Silbermedaillen-Gewinnerin mit der 4x100-Meter-Frauen-Staffel der DDR, und Klaus Wolfermann, Olympiasieger im Speerwurf. Eine Stadtführung zu München 72 findet unter anderem am 1. April, 14 Uhr, statt. Am 26. April 1966, um kurz nach 18 Uhr, wurde die Vergabe für die XX. Olympischen Sommerspiele 1972 nach München verkündet. Damit begann ein Wettlauf gegen die Zeit: Neben dem Bau zahlreicher olympischer Anlagen galt es nun auch, den eigentlich auf 30 Jahre angelegten Stadtentwicklungsplan von 1963 innerhalb von sechs Jahren umzusetzen. Aber nicht nur die Stadt, das ganze Land machte sich daran, „fröhliche, heitere Spiele“ Wirklichkeit werden zu lassen. Nach Nationalsozialismus und Zweitem Weltkrieg befand sich die Gesellschaft immer noch im Umbruch. Es ging daher auch darum, der Welt ein neues Deutschlandbild zu präsentieren. Wer daran mitwirkte, wie die Ergebnisse des Kraftakts aussahen, welche Hindernisse sich auftaten – bei der Führung tauchen die Teilnehmer in die Welt der 1960er-und 1970er-Jahre ein. Treffpunkt: Unter dem Torbogen des Karlstores U-/S-Bahn. Die Teilnahme ist kostenlos, aber eine Anmeldung unter der E-Mail ausstellung@trainingplatz72.de nötig.

Ausstellungs- und Veranstaltungsort: BayerForum am Münchner Hauptbahnhof, direkt an den Gleisen 5-11, Bayerstraße 16 a-b, Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, 12 bis 20 Uhr. Die Ausstellung und die Veranstaltungen des Rahmenprogramms sind kostenlos.

Artikel vom 20.03.2012
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