Erzählkugel wird vor dem Kulturzentrum aufgestellt

Trudering · Kugelsichere Lösung

Die »Erzählkugel« von Peter Schwenk vor dem Kulturzentrum Trudering. Foto: Privat

Trudering · Unter den kunstinteressierten Truderingern war die Entscheidung eindeutig. Auf den Kunst-Tagen 2011 kürten sie die Erzählkugel von Peter Schwenk mit dem Publikumspreis.

Sehr gerne hätten viele Besucher die große Aluminiumkugel, die während des letzten Sommers im Freien vor dem Kulturzentrum in der Wasserburger Landstraße ausgestellt blieb, direkt behalten. Nun will das Truderinger Bürgerzentrum das Kunstwerk erwerben, der Bezirksausschuss Trudering-Riem (BA 15) hat zugestimmt den Kauf mitzufinanzieren.

Ganz so eindeutig wie bei der Besucherwahl auf den letztjährigen Kunst-Tagen ist die Begeisterung für die Erzählkugel beim BA 15 allerdings nicht. Das liegt am Preis. Denn das Bürgerzentrum Trudering bittet den Ausschuss, den Ankauf des Kunstobjekts mit 4.300 Euro zu unterstützen. Die Restsumme für das fast 6.000 Euro teure Werk aus Aluminium übernimmt das Zentrum bzw. der angeschlossene gemeinnützige Verein selbst. Herbert Danner von Bündnis90/Die Grünen befürchtet, dass durch die Förderung ein zu großer Anteil des Gesamtbudgets des BA investiert werde. Obwohl die Erzählkugel nicht nur vom Publikum, sondern auch von der Jury als bestes Kunstwerk ausgezeichnet wurde, zweifelt Danner und mit ihm die Grünen-Fraktion am Sinn des Ankaufs: »Könnte man nicht auch eine andere, vielleicht günstigere Kugel des Künstlers aufstellen? Beispielsweise die Jazzkugel, die auch sehr gut zum Kulturzentrum passen würde.« Danner vernachlässigt dabei, dass sich der Metall-Bildhauer Peter Schwenk mit genau diesem Werk als Gewinner unter 23 ausstellenden Künstlern durchsetzen konnte. Allerdings will der Grüne Fraktionssprecher die Erzählkugel als Kunstwerk nicht schlecht machen, wie er ausdrücklich erklärt.

Tatsächlich hat der 1946 in Planegg geborene und östlich von München im Dorf Maitenbeth lebende Künstler Peter Schwenk in den letzten Jahren eine Vielzahl an Kugeln aus Aluminium, Eisen, Schrott und Holz geschaffen. Die runden Kunstwerke gibt es in vielen Größen zwischen 40 und 240 Zentimetern Durchmesser. Roundabout nennt Schwenk diese Skulpturen und Plastiken, die er durch Verdichtung von Einzelteilen gestaltet. Bewusst gibt es kein Oben, Unten, Hinten oder Vorne. »Durch Drehen und Auf-den-Kopf-stellen oder durch Umschreiten der Skulptur ergeben sich immer wieder neue Ansichten, Einsichten und Geschichten, die vom Betrachter entdeckt und gelesen werden wollen«, beschreibt der Bildhauer seine Kugel-Werke.

Eine Idee und Umsetzung, die die über 1.000 Besucher der Kultur-Tage überzeugt hat. »Als die Erzählkugel schließlich wieder abgebaut war, haben viele Bürger bei uns nachgefragt, warum sie nicht dauerhaft in Trudering bleibt«, berichtet die stellvertretende Vorsitzende Gertrud Ziegltrum, die sich seit fast 16 Jahren als SPD-Mitglied im BA 15 einsetzt und im Vorstand des Vereins Bürgerzentrum Trudering aktiv ist. Dem Urteil der Truderinger schließt sich Stephanie Bachhuber (FDP) an: »Die Erzählkugel verbreitet eine angenehm positive Wirkung und eignet sich sehr als Kunstsymbol für unser Zentrum.«

Für genau diese Aluminiumkugel spricht auch, dass sich bereits gezeigt hat, wie gut sie in die Wasserburger Landstraße vor das moderne Gebäude passt. Sie hat die richtige Größe, um im Freien auf dem Rasen vor dem Truderinger Kulturzentrum zu wirken. Andererseits möchte man die Erzählkugel »auf einem Sockel oder einem geeigneten Untergrund aufstellen, damit sie nicht ­einwächst«, so Otto Steinberger, der die Budgetverwaltung im BA betreut. Das soll jedoch in Absprache mit dem Künstler passieren. Doch unabhängig von diesen Details geht es Herbert Danner ums Grundsätzliche. »Der BA ist kein Durchwink-Ausschuss für Förderan­träge«, sagt er. »Wir dürfen auch kritisch sein und ­hinterfragen.« Außerdem möchte er, dass sich der Unterausschuss Kultur und nicht das gesamte Gremium sachgerecht mit diesem Förderantrag auseinandersetzt. »Da kann man ja dann auch über den Sockel beratschlagen.« Dabei vergisst Danner, dass das Kulturzentrum Trudering wie andere Truderinger Einrichtungen seinen Förderantrag für bestimmte Sachkosten stellt, die der BA bewilligen oder ablehnen kann. Wenig Sinn macht es daher, die Auswahl des Zentrums oder anderer Antragsteller im BA zu diskutieren und beeinflussen zu wollen.

Das stellt auch die Vorsitzende Dr. Stephanie Hentschel klar. Danner formuliert daraufhin am Ende der Debatte seine offenbar tiefergehenden Vorbehalte: »Bei Anträgen des Truderinger Kulturzentrums riecht es verdammt nach Selbstbedienungsladen.« Gegen die Stimmen der vier Grünen bewilligt der BA schließlich den Zuschuss für den Kauf der Erzählkugel. Für ein Werk von einem Künstler, der auch schon auf der Art Cologne und Art Basel ausgestellt hat, sei der Preis der Erzählkugel, davon ist der BA mehrheitlich überzeugt, eher ein Schnäppchen.

Auch ohne dass demnächst weitere Kunst mit BA-Budget gekauft werden wird, finden die nächsten Truderinger Kunst-Tage 2012 mit Gemälde, Fotoarbeiten und Skulpturen Bildender Künstler vom 6. bis 9. April im Kulturzentrum an der Wasserburger Landstraße 32 statt. Vielleicht wird dieses Jahr der bisherige Besucherrekord von über 1.000 Kunstinteressierten erneut übertroffen. bus

Artikel vom 06.03.2012
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