Getreidewirtschaft im Landkreis lohnt sich wieder

Erding · Licht am Ende des Tunnels

Franz Brandmayer freut sich über den Zuwachs der Erzeugergemeinschaft.	Foto: sy

Franz Brandmayer freut sich über den Zuwachs der Erzeugergemeinschaft. Foto: sy

Erding · Alles redet vom Strukturwandel in der Landwirtschaft, von Höfesterben und der ständigen Krise, in der viele Landwirte stecken. Erstmals seit vielen Jahren hat jetzt allerdings eine landwirtschaftliche Organisation im Kreis Erding einen – wenn auch bescheidenen – Mitgliederzuwachs verzeichnen können:

Die Erzeugergemeinschaft Qualitätsgetreide Erding und Umgebung hat ein Mitglied mehr als im Vorjahr– aktuell sind es 177. Geschäftsführer Franz Brandmayer wollte zwar nicht gleich von einer Trendwende sprechen, aber die Unruhe, die im Saal entstand, als er bei der Hauptversammlung dieser Tage diese Zahl bekannt gab, sprach eine eigene Sprache. Die Getreidebauern halten zusammen: Sie nutzen die Informationen, die vor allem der wichtigste Partner, die BayWa, ihnen bereitstellt. Dass diese das riesige Lagerhaus in Moosburg hat übernehmen könne nutzt auch den Getreidebauern im Kreis Erding, denn das schafft nicht nur Kapazitäten für die Anlieferung, sondern auch Versorgungssicherheit bei den Betriebs- und Hilfsstoffen, ohne die ein Getreidebauer nicht arbeiten kann.

„Die Preise haben sich auf einem Niveau eingependelt, mit dem die Getreidebauern leben können“, stellte Brandmayer überdies befriedigt fest. 2010 seien erstmals seit Jahren wieder auskömmliche Preise für Qualitätsweizen und andere Produkte am Markt zu erzielen gewesen. Einen unmittelbaren Zusammenhang mit der Mitgliederentwicklung wollte er nicht gleich herstellen. Allerdings müssen sich die Getreidebauern einer Entwicklung stellen, die sie nicht steuern können: Der Markt sei deutlich hektischer geworden. Es gebe für praktisch nichts mehr irgendwelche Preislisten, alles seien Tagespreise.

Das gelte auch etwa für Pflanzenschutzmittel, die zudem von der Industrie nach einem Plan produziert werden, der kaum noch nachvollziehbar sei. So müsse der Landwirt Monate vor Einsatz des Mittels wissen, welche Produkte im Bereich des Pflanzenschutzes er in welchen Mengen benötigt. Gleichzeitig aber müsse er sich festlegen, welche Qualitäten in welcher Menge er liefern wird. Das Risiko aber kann abgefedert werden durch bestimmte Vertragsformen, die vor allem Schwankungen im Weltmarktpreis auffangen sollen. Zudem kommen ständig neue Produkte auf den Markt.

Wer die Fachreferate bei der Hauptversammlung als Außenstehender hört, der bekommt einen Eindruck davon, dass Getreidebau heute ein hochkomplexes unternehmerisches Projekt darstellt, bei dem Entscheidungen über bestimmten Mitteleinsatz oft in ihrem Erfolg davon abhängen, ob sie nun einen Tag früher oder einen Tag später erfolgen. Fruchtfolge, Mitteleinsatz im Vorjahr, natürlich das Wetter, alles spielt eine Rolle, ob am Ende ein sogenannter „A-Weizen“ oder nur ein Futterweizen angeliefert wird. Und daran hängt natürlich die Frage, ob sich für den Landwirt die Arbeit eines Jahres gelohnt hat. sy

Artikel vom 01.03.2012
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