St. Augustinus und St. Franz Xaver werden ein Pfarrverband

Trudering · Aufbau statt Abbau

Pfarrer Johannes von Bonhorst sieht den neuen Pfarrverband in Trudering als Chance für die zwei katholischen Gemeinden. 	Foto: bus

Pfarrer Johannes von Bonhorst sieht den neuen Pfarrverband in Trudering als Chance für die zwei katholischen Gemeinden. Foto: bus

Trudering · Seit September hat Pfarrer Johannes von Bonhorst die Leitung der Gemeinden St. Augustinus und St. Franz Xaver übernommen und seine Wohnung neben der Kirche St. Franz Xaver bezogen.

Neben dem Kennenlernen der Gemeindemitglieder und dem miteinander Leben und Glauben in Trudering steht der geborene Münchner hier vor einer großen Aufgabe: er soll die Gründung eines Pfarrverbands von St. Augustinus und Franz Xaver umsetzen. Zusätzlich ist der neue Pfarrer noch im Einsatz für seine ehemalige Gemeinde und pendelt dorthin. Wegen einer schweren Erkrankung seines Nachfolgers hat er bis auf Weiteres die Pfarradministration von St. Andreas in Wolfratshausen inne. Wie schafft von Bonhorst den Spagat zwischen den Städten und den beiden Truderinger Kirchen?

Ruhig und sehr präsent ist der neue Hirte von St. Augustinus und St. Franz Xaver im Gespräch. Der Endvierziger scheint nicht unter der momentanen Doppelbelastung zu leiden. Von Bonhorst wirkt wie ein Mensch, der die Anforderungen des modernen Lebens meistert, ohne sich von Hektik, Kurzlebigkeit neuer Trends oder Angst vor Veränderungen bestimmen zu lassen. Deswegen hat er die Aufgabe in Trudering sehr gerne übernommen. Unter seiner Leitung wird der neue Pfarrverband zwischen St. Augustinus und St. Franz Xaver entstehen. Die beiden Kirchen werden dazu einen Vertrag schließen. So sieht es die Planung der Diözese vor. Johannes von Bonhorst will den Gläubigen dazu Mut machen. Als sehr aktiv hat er seine zwei Kirchengemeinden bereits kennen und schätzen gelernt.

Besonders positiv aufgefallen sind ihm die engagierte Seniorenarbeit in St. Augustinus und die große Zahl der Wohnviertelhelfer in St. Franz Xaver. »In Zukunft geht es um eine Kooperationseinheit ohne Einheitsbrei, die unterschiedlichen Gremien der beiden Gemeinden verschwinden nicht wegen einer gemeinsamen Verwaltung«, erklärt der Pfarrer. Er habe zwar von der Diözese eine gewisse Vorgabe, damit sich die Bildung des neuen Pfarrverbands nicht ewig hinziehe, sein Motto sei jedoch Gründlichkeit vor Schnelligkeit.

Die Erzdiözese München und Freising gliedert sich in die drei Seelsorgsregionen Nord, Süd und München, die jeweils von einem vom Papst ernannten Weihbischof betreut werden. Während in den ländlichen Regionen Nord und Süd die Gründung von Pfarrverbänden schon weit fortgeschritten ist, wird dieses Konzept nun in der Stadt mehr und mehr realisiert. Die Diözese reagiert mit den Zusammenschlüssen auf den zunehmenden Priestermangel und die kleiner werdende Zahl an praktizierenden Gläubigen. Die neuen Pfarrverbände lösen Debatten um den Begriff der Gemeinde und der kirchlichen Basis aus, weil die Pfarreien als selbstständige untere pastorale Ebene wegfallen. »Natürlich gibt es in Trudering bei den Gläubigen Bedenken und Widerstände«, gibt von Bonhorst ganz offen zu. Er kann den insgesamt über 10.000 betroffenen Katholiken jedoch viele Ängste nehmen, denn die personelle Situation wird sich nicht ändern: die Truderinger Gemeinden müssen niemanden einsparen.

Neu ist nur, dass das Seelsorger-Team aus Pastoralreferentin Susanne Schwarz (bisher St. Augustinus), Pastoralreferent Robert Zajonz und Priester Yves Kingata (beide bisher St. Franz Xaver) und Ruhestandspriester Wolf Zielinski jetzt für beide Pfarreien zuständig sind. Seit September ist außerdem Pfarrer Dr. Martin Schubert als Pfarrvikar hinzugekommen. »Jetzt stehen beiden Gemeinden die Fähigkeiten aller Seelsorger zur Verfügung«, erklärt von Bonhorst. »Beispielsweise gestaltet nun die besonders versierte Susanne Schwarz die Firmvorbereitung sowohl in St. Augustinus als auch in St. Franz Xaver.« Wegen der großen Zahl an Firmlingen finden dieses Jahr noch zwei Firmtermine in je einer der beiden Kirchen statt.

Auch wird es weiter parallel Gottesdienste in St. Augustinus und St. Franz Xaver geben, so dass niemand sonntags weitere Wege auf sich nehmen muss oder seine Kirche verschlossen findet. »Ich sehe viele Synergien und möchte die Stärken einer größeren Gemeinschaft für alle sichtbar machen«, sagt von Bonhorst. Ein erster Schritt wird in diesem Jahr die gemeinsame Fronleichnamsprozession sein. Auf die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter kommen neue Aufgaben zu, wenn nicht mehr die zwei einzelnen Pfarreien, sondern der Pfarrverband als Ganzes die Fülle der kirchlichen Dienste leistet. »Es mag sein, dass die Anforderungen der Verwaltung in den Jahren meiner Tätigkeit als Seelsorger gestiegen sind«, erklärt er bei der Beschreibung seiner Leitungsaufgaben. »Auch die Anforderung an die einzelnen Mitarbeiter sind hoch.

Jeder muss sich ständig fortbilden und lebenslang Neues lernen. Andererseits hat man vor hundert Jahren in den Gemeinden auch schon über die Last der Verwaltung geklagt«, beendet er das Thema schmunzelnd und kommt zu seinem eigentlichen Anliegen für die Truderinger. »Ich stehe dafür, dass die Gemeinden personell weiter vernünftig besetzt sind und gute Individualseelsorge und Gremienarbeit möglich bleiben.« Besonderen Wert legt er auf die würdige Feier der Gottesdienste und Spendung der Sakramente. Nie zu gering ansetzen sollte ein Pfarrer deshalb die fundierte Vorbereitung auf seine Predigt. »Es nützt nichts, sich in der Hektik des Alltags zu verlieren und die Mitte des eigenen Tuns zu verlassen.« Ganz bewusst ist von Bonhorst in die Pfarrwohnung nach St. Franz Xaver gezogen, gerade weil der zukünftige formelle Sitz des Pfarrverbandes in St. Augustinus sein wird. Dort wartet eine zweite größere Aufgabe auf ihn.

Der Pfarrkomplex soll für seine neue, zentrale Aufgabe als Sitz des Pfarrverbands ausgebaut werden. Jeder Seelsorger, so der Wunsch des neuen Leiters, bekommt dann hier ein eigenes Büro. »Das Bewusstsein für den gemeinsamen Pfarrverband soll wachsen und wird mit der Zeit vielen einleuchten«, davon ist von Bonhorst überzeugt. Schließlich liegen die beiden Kirchen geschichtlich nah beieinander, denn ursprünglich ist St. Franz Xaver vor über 40 Jahren aus St. Augustinus hervorgegangen. Auch wenn nicht immer alles nur Harmonie sein kann, wird von Bonhorst die Gründung des Pfarrverbands vorantreiben, schließlich möchte er diese wichtige Aufgabe erfolgreich abschließen, bevor er – so seine Planung – irgendwann Trudering wieder verlässt. »Ich möchte selbst nicht stehen bleiben und weitergehen. Auch die Truderinger Katholiken sollen dann die Möglichkeit haben, wieder neue Impulse kennenzulernen.« bus

Artikel vom 28.02.2012
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