Zukunft des Realschulbaus ist ungewiss

Taufkirchen · Endgültiges Aus für Köglhaus

Taufkirchen · Die Gräben zwischen Bürgermeister Jörg Pötke (ILT) und der Mehrheit im Gemeinderat Taufkirchen sind tief, so tief, dass bei der jüngsten Gemeinderatssitzung nicht einmal die mahnende Rede der Leiterin der Abteilung für Kommunales, Schulen und Kultur des Landratsamtes, Nicole Steinbach oder die Brandrede von Realschulleiter Rudolf Galata an die Vertreter von SPD, CSU, Grünen und UWT herandrang.

Projekt Kögelhaus & Realschule Taufkirchen

Nicole Steinbach führte aus, dass die Gemeinde mit der gemeinsamen Planung von Realschulneubau und Köglhaus Fakten geschaffen habe, die sie nicht fünf Minuten vor Baubeginn einfach auf den Kopf stellen könne.

Der Kompromissvorschlag des Ältestenrates, die Parkplätze auf dem Sport- und Freizeitgelände der künftigen Realschule unterzubringen, stieß bei ihr nicht auf Gegenliebe. »Ihr Grundstück gibt nicht alles her. Sie haben sich in Planungen begeben und können nicht einfach alles umschmeißen«, betonte sie. Das Köglhaus, so erklärte sie weiter, ließe sich planerisch nicht einfach von der Realschule trennen. Sie könne nicht zusichern, ob sich der Zweckverband dieser Eillösung beugen würde, oder ob nicht völlig neue Planungen erforderlich würden, die den Schulbau um mehrere Jahre nach hinten verschieben könnten. »Ihre Rücklagen sind für Investitionen da, andere Gemeinden müssen Kredite aufnehmen, wenn sie derartige Vorhaben verwirklichen wollen«, warf sie den Ge- meinderäten vor. Die Freiflächen der Schule seien bereits in diesen Planungen nicht überdimensioniert und in ihrer Größe nur hinnehmbar, weil die Gemeinde Taufkirchen angeboten habe, dass die Schule die benachbarten gemeindlichen Sportflächen mitnützen könne, so Steinbach weiter.

Schulfamilie leidet unter der Enge

Auch Schulleiter Rudolf Galata mahnte, dass eine weitere Verzögerung fatale Folgen für die Schulfamilie habe. Bereits jetzt müssten sich 31 Klassen 28 Klassenzimmer teilen, was zur Folge habe, dass drei Klassen sogenannte Wanderklassen seien. Den Kindern, die die Ganztagsschule besuchen, aber auch denen, die Nachmittagsunterricht hätten, könnte man keine Aufenthaltsräume anbieten. Das Ganze sei nur erträglich, weil man von einem raschen Ende ausgegangen sei, so Galata. Auf der Seite der Gegner des Projekts stand der Vorwurf, dass ein nicht einmal 20 Jahre alter Kindergarten abgerissen und nur 50 Meter weiter wieder aufgebaut werden solle. Jetzt einige Millionen Euro für ein nicht dringliches Projekt in die Hand zu nehmen, würde Mittel festsetzen, die man in den Folgejahren für Projekte wie den Ausbau der Mittelschule, Kindergarten- oder Krippenplätze brauchen werde, argumentierte Herbert Heigl (CSU). 2015, so prophezeite er, habe die Gemeinde angesichts der aktuellen Haushaltslage ihre Rücklagen aufgebraucht, die Gemeinde sei dann auf Kreditaufnahmen angewiesen. »Für einen Secondhandladen 7,2 Millionen auszugeben, können wir uns nicht leisten«, spielte er auf die geplante Nutzung des Köglhauses als neues Familienzentrum an. Die Empörung der 50 Zuhörer war groß ob dieser Äußerung. Michael Lilienthal (UWT) wollte der Rede des Bürgermeisters über die Feuergefährlichkeit des bereits vorhandenen Kindergartens Tranquila Trampeltreu keinen Glauben schenken, denn wäre er so gefährlich wie beschrieben, wäre er schon längst geschlossen worden, Bestandschutz hin oder her, so Lilienthal. »Ein Luxusprojekt wie das Köglhaus passt nicht in diese Zeit«, urteilte Lilienthal.

Wo muss, wo kann gespart werden

Ursula Schulze (FDP/FWG) erinnerte daran, dass die Gemeinde ihre freiwilligen Leistungen um zehn Prozent gekürzt habe, und das nicht, weil man im Geld schwimme, sondern weil dieser Schritt zur Haushaltskonsolidierung nötig gewesen sei. Pötke indes beharrte darauf, dass die Rücklagen dazu da seien, um für die Bürger investiert zu werden, und nicht, um Haushaltslöcher im Verwaltungshaushalt zu stopfen. Sein Vorschlag, das Köglhaus in angespeckter Form zu bauen und sich so Spielraum für Erweiterungen zu lassen, verhallte ungehört. Gegen die Sparwut seiner Amtskollegen setzte Pötke den Hinweis, dass durch Absage des Projekts nicht nur Entschädigungen an die Planer gezahlt werden müssten, sondern auch staatliche Zuschüsse verloren gingen. Am Ende unterlagen ILT, die Zweite Bürgermeisterin Angelika Steidle (CSU) und Ursula Schulze der Mehrheit aus SPD, CSU, Grünen und UWT. Das Köglhaus ist vom Tisch, die Zukunft der Realschule wird der Zweckverband entscheiden. Heike Woschée

Artikel vom 29.02.2012
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