TSV Erding: Eishackler zittern um Klassenerhalt

Erding · Noch eine Hintertür?

Die Jugendmannschaft des TSV Erding war der letzte Vertreter des Vereins in der Bundesliga. Jetzt soll ein neues Konzept und vielleicht ein Hintertürchen den Klassenerhalt sichern.	bb

Die Jugendmannschaft des TSV Erding war der letzte Vertreter des Vereins in der Bundesliga. Jetzt soll ein neues Konzept und vielleicht ein Hintertürchen den Klassenerhalt sichern. bb

Erding · Nein, diese Saison war aus sportlicher Sicht wahrlich keine gute für die Eishackler des TSV Erding. Nach der Euphorie des Vorjahres und dem Aufstieg der ersten Mannschaft in die Oberliga folgte der sofortige Wiederabstieg.

Und auch das letzte verbliebene Bundesliga-Team, die Jugend (16 bis 18 Jahre) stieg sportlich ab. Doch für beide Teams gibt es offensichtlich Hintertürchen, die Klasse zu halten. Zwei Hintertürchen bei den Senioren und Jugend könnten ihm da sehr zupass kommen: Vermutlich kann die Erste trotz des sportlichen Abstiegs in der Oberliga bleiben, weil die Liga von derzeit 9 auf 12 Mannschaften aufgestockt werden soll. Gleiches gilt für die Jugend: da wohl kein bayerischer Verein aus der Deutschen Eishockey-Nachwuchsliga (DNL) absteigt, sehr wahrscheinlich aber Regensburg in die DNL aufsteigt, bleibt neben dem Aufsteiger aus der Bayernliga ein zweiter freier Platz in der Bundesliga: „Und den wollen wir unbedingt nehmen!“, so Teufel.

Die Eishockey-Bedingungen in Erding sind eigentlich perfekt: eine nach wie vor exzellente Halle mit guten Umkleidekabinen, sehr viel Eiszeiten für alle Spieler, egal wie alt, und – im Vergleich zu vielen anderen Eishockeyvereinen – moderate Mitgliedsbeiträge. Dennoch ist Hockey natürlich wesentlich teurer als Fußball, Schwimmen, Volleyball, Handball oder Leichtathletik. Einige Hundert Euro kommen da im Jahr für Ausrüstung, Beiträge und „Obstgeld“ schon zusammen. Rund 200 Kinder und Jugendliche spielen beim TSV Erding Eishockey. Dank des enormen Einsatzes der aktiven oder ehemaligen TSV-Spieler und heutigen Trainer Robert Steinmann (Schüler), Thomas Scheib (Knaben), Christian Mitternacht (Kleinschüler) sowie Ales Jirik (Kleinstschüler, Lauf Kids) werden Anfänger sehr schnell fit auf den Kufen und alle „Neueinsteiger“ rasch integriert. Dass in Erding hervorragende Arbeit geleistet wird beweisen die Nominierungen von Nachwuchscracks in die nationalen und bayerischen Auswahlmannschaften bei Jungs wie Mädchen. Doch es gibt zwei Probleme beim TSV: Zum einen kämpft Eishockey wie alle anderen Mannschafts-Sportarten gegen das enorme Überangebot, immer weniger Kinder – und vor allem Eltern – sind bereit, sich drei, vier oder auch fünf Mal in der Woche aufzumachen für zwei bis drei Stunden Training oder Spiele, die bei Auswärtsfahrten nach Schweinfurt oder Garmisch-Partenkirchen auch schon mal Samstag morgens um 5 Uhr beginnen können. Doch gegen dieses Problem stemmt sich der TSV seit Jahren engagiert und energisch mit Aktionen in Kindergärten und Schulen, bietet für den Neueinstieg kostenlose Ausrüstung zum Schnuppern an.

Das zweite Problem ist eine sportliche Abwärtsschraube seit Jahren: Vor vier Jahren hatte der TSV noch drei Bundesliga-Teams (Junioren, Jugend, Schüler), doch gerade stieg mit der Jugend die letzte verbliebene Mannschaft aus der höchsten Spielklasse ab. Die Junioren gibt es seit zwei Jahren gar nicht mehr, die damalige Vereinsführung meldete die Mannschaft überhastet ab, nachdem einige Spieler mit Vereinswechseln geliebäugelt hatten. (Noch ein Problem: jeder Spieler, der ein paar Mal gut trifft, will unbedingt zum EV Landshut, auch wenn er da oft auf der Bank sitzt). Und so gibt es eben keinen Unterbau mehr für die Senioren-Mannschaft, denn 18, 19 Jahre alte Schüler, die gerade noch Bundesliga spielten, wollen ungern gegen fast doppelt so alte Cracks in der Bezirksliga (auch „Stammtisch-Liga“ genannt) antreten. Folglich bekam die U24-Mannschaft mit Ach und Krach genügend Spieler zusammen und steht eben nicht auf dem avisierten Aufstiegsplatz, sondern nur auf Platz 6.

Die Schüler zeigten am Schluss mit zwei Siegen gegen Rießersee und Peißenberg zwar, dass sie keineswegs so schlecht waren wie es die nackten Zahlen ausdrücken, doch ein Rückstand auf den rettenden Nichtabstiegsplatz von 15 Punkten ist schon deutlich. „Wenn man sich unser Spielermaterial und das unserer Gegner anschaut, dann bin ich eigentlich zufrieden! Vor allem hat mein Team Charakter und viel Einstellung bewiesen, als es auch nach zehn Niederlagen oder hohen Klatschen im Training sehr gut und engagiert weiter gemacht hat. Das rechne ich allen hoch an, die haben verdammt viel gelernt“, sagt Stefan Teufel. Der Trainer im Bayerischen Eishockey-Verband hat für die Zukunft des Vereins noch viel vor!

Sein Ziel ist es, dass in Erding Kinder aus Erding und dem Umland spielen, möchte alle in den vergangenen Jahren nach Klostersee, Moosburg oder Landshut abgewanderten Cracks wieder schnell zurückholen: mit einem durchgängigen Konzept von den Anfängern bis zur ersten Mannschaft. „In den vergangenen fünf, sechs Jahren wurde beim TSV Erding sehr viel falsch gemacht, gab es keine einheitliche Strategie und Spielweise. Das konnte ich in diesem Jahr schon zum Teil ändern, soll aber in der nächsten Saison noch deutlicher sichtbar werden. Dazu sollte nach meinen Vorstellungen wieder eine Junioren-Mannschaft angemeldet werden, in der spielen dann der alte Jugend- und der junge Junioren-Jahrgang zusammen, versuchen so schnell wie möglich von der Bezirksliga aufzusteigen. Die U24-Mannschaft will ich auch so stark wie möglich machen, hier spielen die älteren Junioren und die Spieler, die den Sprung in die Erste noch nicht ganz geschafft haben um den Aufstieg. Das Ziel ist: Alle Erdinger Spieler sollen hier bleiben, Erding soll wieder attraktiv werden für Auswärtige – um so insgesamt einen sehr guten Unterbau für die Oberliga-Mannschaft zu schaffen!“, plant Teufel. bb

Artikel vom 23.02.2012
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