Gericht bestätigt Kündigung der Gemeinde Grünwald

Grünwald · Aus für Reitschule

Ein Bild aus glücklichen Tagen: Paul Krächan (r.) mit einem seiner Schützlinge beim Therapeutischen Reiten auf seinem Gestüt.	Foto: VA

Ein Bild aus glücklichen Tagen: Paul Krächan (r.) mit einem seiner Schützlinge beim Therapeutischen Reiten auf seinem Gestüt. Foto: VA

Grünwald · »Es ist eine Katastrophe, nicht nur für meine Familie und die Tiere, sondern auch für die Kinder, die hier reiten«, erklärt Paul Krächan.

Der Besitzer des Pferdehofs auf der Rodungsinsel Wörnbrunn muss laut Entscheidung des Landesgerichts München I vom 9. Februar die von der Gemeinde Grünwald gepachteten rund 7.000 Quadratmeter Weideflächen sowie die darauf befindliche Reithalle räumen. Die Gemeinde hatte geklagt, da der Landwirt Krächan sich weigerte, die Flächen fristgerecht bis Ende Juni zu räumen sowie die Halle abzureißen. »Das bedeutet das Aus für den Pferdehof, da wir mit den rund 3.000 Quadratmetern Land, die uns gehören, den Betrieb nicht aufrecht halten können«, erläuterte Krächan weiter. Doch wie ist es zu dieser schwierigen Situation überhaupt gekommen?

Krächan kaufte vor 17 Jahren den Hof und stellte im ersten Jahr des Betriebs vor allem Pferde ein. Doch er wollte nach eigenen Worten »einen mehr sozial orientierten Weg« einschlagen und eröffnete eine kleine Reitschule. Es ergab sich die Möglichkeit Heilpädagogisches Reiten für Kinder mit körperlichen und psychischen Behinderungen anzubieten. Mittlerweile kommen nach seinen Worten rund 240 Reitschüler zu ihm auf den Hof, von denen 40 das Heilpädagogische Reiten in Anspruch nehmen. Außerdem gibt es Sommercamps, die von rund 150 Kindern, die zum Teil bis aus Berlin anreisen, besucht werden. Über all die Jahre zahlte Krächan 7.000 Euro Pacht für die Weideflächen und die Reithalle. Zunächst an den damaligen Besitzer, den Freistaat Bayern. Die Probleme kamen, nachdem der Freistaat seine elf Hektar Land auf der Rodungsinsel an einen privaten Investor veräußerte, der nach vielen juristischen Schwierigkeiten aufgrund des Vorkaufsrechts der Gemeinde Grünwald vom Kauf zurücktreten musste. In dieser Zeit bezahlte Krächan keine Pacht an den Investor, da dieser ihm nach seinen Worten untersagt hatte die Weideflächen zu nutzen. Die Pferde grasten im großen Garten und auf dem nahe gelegenen Bolzplatz.

Nachdem die Gemeinde neuer Eigentümer der Fläche wurde, bemühte man sich gemeinsam um einen neuen Pachtvertrag. Dieser kam jedoch trotz jahrelangem Tauziehen nicht zustande. »Ich habe sogar die ausstehende Pacht für die Zeit des Betretungsverbots nachgezahlt«, empört sich der Gutsbesitzer und weiter: »Und seither ist pünktlich überwiesen worden, ob nun monatlich oder jährlich.« Anders sieht das indes Bürgermeister Jan Neusiedl, der auf Anfrage der Harlachinger Rundschau erklärte, dass die Gemeinde gegenüber Krächan »wirklich langmütig gewesen sei« und bei der ­Erneuerung des Pachtvertrags ein dauerndes Hin und Her erleben musste.

Nach Worten des Rathauschefs »ist es sehr mühsam, wenn die Kräfte der Verwaltung durch schleppende Zahlungen, denen man hinterherlaufen muss, gebunden werden«. Besonders problematisch sei außerdem gewesen, dass Krächan im letzten Sommer die Anlage verkaufen wollte, was mit einem bestehenden Pachtvertrag natürlich einfacher und lohnender gewesen wäre. Dies scheint das Vertrauen der Gemeinde in den Betreiber des Gutshofs ernsthaft in Frage gestellt zu haben.

Krächan wiederum betonte, dass dies eine kurzfristige Entscheidung gewesen sei, weil die Familie zu diesem Zeitpunkt bereits mürbe geworden sei und das Gefühl gehabt hätte, hier nicht mehr willkommen zu sein, da der Pachtvertrag schon so lange nicht zustande gekommen sei. »Wir werden aber bleiben, ob nun mit den Pferden oder ohne«, sagt Krächan jetzt trotzig. »Es wäre unendlich traurig, wenn der Pferdehof tatsächlich aufgegeben werden müsste.« Was würde mit den derzeit zwölf Pferden, mehreren Ponys, Schafen und Ziegen passieren? »Ich bitte die Gemeinde, dass wir gemeinsam neu anfangen und lade alle Gemeinderäte herzlich ein sich den Hof und unsere Arbeit anzusehen«, betonte der Grünwalder Hofbesitzer. hol

Artikel vom 21.02.2012
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