„Da schau her!“ Albrecht Ackerland im Münchner Samstagsblatt über die ewige Isar-Diskussion

München · Diskussion um Nutzung des Isar-Areals

München · Langsam beginnen mich die endlosen Diskussionen um die Isar aufzuregen. Einerseits ist die Frage, wie wir uns unser Leben am schönen Fluss in Zukunft so vorstellen, ein Dauerbrenner in Politik und Medien.

Aber auf der anderen Seite habe ich den Eindruck, dass keiner von uns Bürgern wirklich eine klare Meinung vertritt. Irgendwie passt's schon, wie's ist.

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Passt ja auch: Bald kommt der Frühling, die Erfolge der so genannten Renaturierung der Isar werden sich mehr und mehr zeigen. Das Gras wird grünen, Menschen werden auf den neuen Stufen und Inseln in der Sonne liegen, das Wasser ist längst so sauber, dass man locker und erfrischend darin baden kann. Welche Stadt hat das schon so – nahezu mitten im Zentrum? Wir haben hier vor unserer Haustür einen Grüngürtel, wo wir uns beim massenhaften Sonntagsspaziergang einreihen können, wo wir auf den Wiesen, auf denen Kinder so schön Ball spielen, unsere Hunde hinscheißen lassen können. Wir haben ein Grillverbot, ordnungssüchtige Patrouillen, und Hirnlose, die ihren Müll umeinanderschmeißen.

Ich werde das Gefühl nicht los, dass keinen die Isar so aufregt wie die Bestimmer in den Ämtern und Ausschüssen. Die anderen, die normalen Bürger, gehen halt hin, oder eben nicht. So weit, so langweilig. Denn so voll das Isarufer an schönen Tagen auch ist: Es ist furchtbar langweilig dort. Für Ruhe und Besinnlichkeit taugt der Ort sicher. Der Fluss ist mitten in der Stadt, und mitten in der Stadt gibt es nun mal eher viel Verkehr. Da können sich manche Gestalter und Vordenker noch so sehr eine Ruhezone herbeiwünschen.

Das Langweilige ist aber furchtbar schade. Ein vielfältiges, kulturelles, sportliches, echtes Leben am Fluss würde Aufsehen erregen in der Welt – und uns in der Stadt mehr Lebensqualität bringen. Liebe Bestimmer: Euer Ansinnen, den Fluss vom Kommerz freizuhalten, ist fantastisch. Ehrlich. Aber lasst doch den Rest zu: Musik, Konzerte, Bretterbuden, Zeltstädte, jugendlichen Radau, ein Leben, das einer Großstadt gerecht wird. Und verabschiedet euch von der ewigen Angst, die Anwohner könnten sich gestört fühlen. Und redet Euch nicht damit heraus, es gäbe ja immer mal wieder den unsäglichen Kulturstrand, oder neuerdings ein Isarinselfest, das schlimmer nicht sein könnte, vor lauter Vereinsmeierei. Selten hat sich an einem Thema gezeigt, wie miefig, ängstlich und verstockt diese Stadt tickt. Das Schlimmste daran: Keinen regt es auf.

Artikel vom 16.02.2012
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