„3x100% Erneuerbar“: Großes Interesse an Vortrag der Dorfener Grünen

Dorfen · „Fast jedes Dach für Photovoltaik geeignet“

Über 60 Interessierte kamen in die „Dorfener Stube“, um sich vor allem über „Photovoltaik – Strom vom Dach für jeden“ zu informieren.	Foto: bb

Über 60 Interessierte kamen in die „Dorfener Stube“, um sich vor allem über „Photovoltaik – Strom vom Dach für jeden“ zu informieren. Foto: bb

Dorfen · „Hier drin ist es so heiß mit so einer enormen Energiedichte – da können wir bald selbst Strom erzeugen“, fasste Norbert Schertler scherzhaft einen knapp zweistündigen Abend der Dorfener Grünen zusammen.

Über 60 Interessierte hatten sich in ein Nebenzimmerchen der Dorfener Stube gequetscht und gingen mit dem guten Gefühl nach Hause: Photovoltaik ist nach wie vor für jeden sehr interessant und finanziell auch lukrativ.

Die heimische Wirtschaft fördern

„Strom vom Dach“ hieß der zweite Abend der Vortragsreihe zum Energiekonzept „3x100% Erneuerbar“ der Dorfener Grünen. Hinter dieser Formel verbirgt sich die Idee, bis 2015 100 Prozent des elektrischen Stroms und bis 2030 100 Prozent der Wärme in Dorfen aus erneuerbaren Energieträgern zu produzieren – und alles im Rahmen von regionalen Investitionen. „Unser Geld soll hier bleiben“, fasste es Vorstandsmitglied Eckhard Engel zusammen und legte dar, dass sich gerade im ländlichen Raum viele Möglichkeiten böten, durch Investition in erneuerbare Energien die heimische Wirtschaft zu fördern und einen Beitrag zur Energiewende zu leisten. „Da Biogas schon weitgehend ausgereizt ist und wir weder genug Wind oder Flüsse haben, geht das im sonnigen aber eher windarmen Dorfen vor allem mit Photovoltaik.“ Vorbild dabei könnten die Nachbarn im Landkreis Ebersberg sein, wo man ganz massiv auf Einsparung einerseits setzt, Umrüstungen in den Häusern mit Wärmepumpen und Niedrigenergietechnologie als zweiten Schritt und erneuerbare Energie durch Erdsonden/Geothermie, neue Heizwerke und Wärme­netzwerke auf Gas- und Holzbasis. „Wir wollen keine Energieautarkie in Dorfen, sondern den dreckigen Kohlestrom ersetzen durch Strom aus erneuerbaren Energieträgern, Biogas, Photovoltaik und natürlich auch massive Einsparungen“, so Engel.

Windgas kann Problem der Speicherung lösen

Norbert Schertler ging in seinem sehr interessanten Vortrag speziell auf die Photovoltaik (PV) ein, unterstützt durch Fotos zahlreicher PV-Anlagen auf Häusern in und um Dorfen. „Die Photovoltaik produzierte 2011 in Deutschland mit knapp über drei Prozent Anteil am Gesamtstromverbrauch erstmals mehr Strom als die Wasserkraft. Die erneuerbaren Energien trugen insgesamt schon 20 Prozent zur Stromproduktion bei.“ Ein Problem bei der PV sei, dass man zwar im Sommer viel Strom produzieren könne, diesen aber nicht benötige – im Winter sei es genau umgekehrt. „Das Problem der Speicherung kann man aber aus meiner Sicht durch sogenanntes Windgas lösen: aus Wasser und in mehreren physikalischen Schritten wird zunächst Wasserstoff und dann Methan erzeugt. Dieses kann nicht nur problemlos in das Erdgasnetz eingespeist, sondern dort auch gespeichert werden“, erläuterte der Diplom-Physiker. Zudem seien Freiflächen-Photovoltaik-Anlagen wesentlich sinnvoller als Biogas-Anlagen, aus einem Hektar Mais könne man über Biogas nur 25 Wattstunden Strom erzeugen, mit PV-Anlagen aber das 20-fache, also 500 Wattstunden. „Daher fordern wir ja auch entlang der Dorfener Bahnstrecke einen Bürgersolarpark auf 1,5 Kilometer Länge – was ja dort keinen stört – und auf 30 Hektar können wir 15 Gigawattstunden Strom erzeugen – damit wäre unsere Lücke geschlossen.“

Jeder kann eigenen Beitrag leisten

Mit Strom vom eigenen Dach könne aber jeder seinen persönlichen Beitrag leisten. Sehr wichtig sei allerdings heute der Eigenverbrauch. „Neue PV-Anlagen sollten auf jeden Fall von dieser Möglichkeit Gebrauch machen. Stromintensive Geräte – wie Waschmaschine oder -trockner, Gefrier- oder Kühlschrank – werden über Zeitschaltuhren eben dann angestellt, wenn man den dazu nötigen Strom selbst produziert, und das ist am Tag und nicht in der Nacht, wie es heute viele falsch machen.“

Sonnenstrom auch nachts nutzen

Die Kilowattstunde kostet aktuell rund 25 Cent für Privatleute, das soll bis 2016 auf über 28 Cent wachsen. PV-Anlagen, die bis zum 30. Juni in Betrieb gehen, erhalten als Einspeisevergütung 24,43 Cent. Verbraucht man aber viel Strom selbst spart man sich die 25 Cent an den Stromlieferanten und erhält noch eine Förderung von 8,04 Cent. Eigenverbrauch lohnt sich also total. Dieser entlaste einerseits das Stromnetz und mache kleine Dachanlagen auf Einfamilienhäusern rentabel. Zudem gebe es ganz neu kleine Batteriespeicher, die es ermöglichten, den Sonnenstrom auch nachts zu nutzen. Anhand von Luftbildern stellte Schertler verschiedene Anlagen aus Dorfen und der Umgebung vor. „Beinahe jedes Dach ist für eine PV-Anlage geeignet, auch wenn es nicht genau nach Süden zeigt, es muss nur in gutem Zustand und unverschattet sein.“ Aufgrund der staatlich garantierten Einspeisevergütung sei in der Regel eine hundertprozentige Finanzierung ohne Eigenkapital und ohne Eintragung einer Grundschuld möglich. „Auch auf ein halbes Doppelhaus passt eine Fünf-Kilowatt-Peak-Anlage gut drauf, das reicht für eine Familie locker. Die PV-Anlage kostet rund 10.000 Euro und produziert in einem normalen Sonnenjahr über 5.000 Kilowattstunden mal 24,53 Cent Einspeisevergütung, das ergibt über 1.200 Euro Geld jährlich vom Stromnetz-Betreiber. Für Landwirte oder große Hallen lohnt es sich noch mehr: eine 30 Kilowatt-Peak-Anlage kostet rund 57.000 Euro, erzeugt 30.000 Kilowattstunden Strom im Jahr, was über 7.300 Euro Einspeisevergütung bedeutet.

Photovoltaik als sichere Geldanlage

Nach weniger als zehn Jahren ist die Anlage armortisiert und produziert Geld.“ Dies bestätigte auch ein Landwirt aus dem Publikum, seine PV-Anlage sei eine sichere Geldanlage gleichzeitig eine schöne Aufbesserung seiner eher geringen landwirtschaftlichen Rente. Mehr Infos unter www.photovoltaikforum.com. bb

Artikel vom 29.01.2012
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