Sehen aus wie von Ötzi, sind aber von Albert Waas – dafür gibt es 500 Euro von Sport Sperk

München · »Wir sind München« wurde fündig: Das älteste Wintersportgerät sind Schneeschuhe

Der Enkel des ehemaligen Schneeschuhträgers, Albert Waas, mit Tochter Barbara Sieber: Keani, die schneeweiße Malamute-Schäfer-Mischlingshündin der Familie, interessiert sich eher nicht für die alten Holzteile. 	Foto: bb

Der Enkel des ehemaligen Schneeschuhträgers, Albert Waas, mit Tochter Barbara Sieber: Keani, die schneeweiße Malamute-Schäfer-Mischlingshündin der Familie, interessiert sich eher nicht für die alten Holzteile. Foto: bb

München · Es ist erstaunlich, was unsere aktuelle »Wir sind München«-Aktion ans Tageslicht förderte. In vielen Münchner Kellern, Speichern und Garagen lagern fast schon antike Schlittschuhe, Skier und Schneeschuhe.

Gesucht und gefunden! Serie: »Wir sind München!«

Unsere Leser haben uns jede Menge Bilder dieser Sportgeräte aus vergangenen Zeiten eingesandt – und nicht wenige davon stammen aus dem Ende des 19. Jahrhunderts oder des beginnenden 20. Jahrhunderts. Genau datieren lassen sich allerdings die wenigsten davon, so dass unsere Jury sich für ein belegbares Exemplar Schneeschuhe entschieden hat, das ebenfalls dieser Zeit angehört.

Die Schneeschuhe gehörten Albert Waas senior, der 1899 von Straubing nach München gezogen war, sich hier eine Existenz als Landesproduktenhändler aufbaute und schließlich sogar den Titel »Königlich Bayerischer Hoflieferant« führen durfte. Albert Waas war ein sportlicher Mann, der sich gerne in den Bergen aufhielt. Seine Schneeschuhe, die er damals im Winter für seine Wanderungen benutzte, sind heute noch in Familienbesitz.

Sein Enkel, der Untermenzinger Albert Waas, hat sie aufbewahrt, und dessen Tochter Barbara Sieber hat uns ein Foto davon und Auszüge einer Festschrift eingeschickt, in der der Touring-Berg-Club München 1979 anlässlich seines 60-jährigen Bestehens an seinen Gründer und 1. Vorsitzenden Albert Waas senior erinnert. Sein Großvater habe nach dem Ersten Weltkrieg versucht, jungen Menschen zwischen 18 und 20 Jahren wieder eine Perspektive zu geben, erzählt Albert Waas. So haben er und eine Gruppe Jugendlicher, zu der auch sein Sohn, also der Vater des jetzigen Albert Waas, gehörte, sich dem »Deutschen Touring Club« angeschlossen, der damals durch den Krieg stark dezimiert war und Interesse an neuen Mitgliedern hatte.

Am 14. Juni 1919 kam es zur Gründung einer selbstständigen Jugendabteilung innerhalb des »Deutschen Touring Clubs«, die dann zum heute noch existierenden »Touring Berg-Club e.V.« München wurde. Er besteht heute allerdings nur noch aus einer kleinen Gruppe von rund 25 älteren Mitgliedern, die sich regelmäßig zu einer Art Stammtisch trifft.

»Vater Waas’ Hütte« als Zufluchtsort

In den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts war das freilich ganz anders. Leistungssportlich sei dies die aktivste Zeit des Vereins gewesen, heißt es in der Festschrift. Aufgeführt werden Wandern, Bergsteigen, Skiwettläufe und Faltbootfahrten sowie die Erringung der Deutschen Meisterschaft im Kajak-Einer für Frauen. Der Verein veranstaltete regelmäßige Sonntagsfahrten, die sich »hauptsächlich auf das Gebiet Dietramszell, Gleißental, Starnberger- und Ammersee erstreckten. An Feiertagen wie Ostern oder Pfingsten war auch Kreuth unser Ziel.« steht in dem Rückblick. »Dort hatten wir inzwischen durch das Entgegenkommen des Forstmeisters Thoma das Benützungsrecht für eine nicht mehr benötigte Holzknechthütte erhalten.«

Diese Hütte, die von den Vereinsmitgliedern hergerichtet und ausgebaut wurde, spielte in der Vereinsgeschichte noch eine bedeutende Rolle. Als Albert Waas 1930 mit 67 Jahren starb, wurde sie nach ihm »Vater Waas’ Hütte« benannt. Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Hütte dann Zufluchtsort einiger weiblicher Vereinsmitglieder und ihrer Kinder.

Enkel Albert Waas erinnert sich noch gut an das Kriegsjahr, in dem er in Kreuth zur Schule ging. In der Hütte seien er und seine Mutter allerdings nicht sehr lange geblieben, da es sehr beengt zugegangen sei, berichtet er. Sie hätten bald im Ort in einer Pension eine Unterkunft gefunden. Nicht nur die Schneeschuhe sondern auch die Sportlichkeit sind der Familie Waas erhalten geblieben. Albert Waas spielt Golf und fährt nach wie vor gerne Ski. Für den Gutschein über 500 Euro von Sport Sperk hat sich aber schon Tochter Barbara Sieber angemeldet, nicht für sich, sondern für ihre drei Buben: »Die haben viele Wünsche und freuen sich schon auf den Gutschein.« BB

Artikel vom 27.01.2012
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