Tickets für Bedürftige dank „KulturRaum München“

München · Kultur für alle kommt gut an

Einige Mitglieder des KulturRaum-Teams. Foto: VA

Einige Mitglieder des KulturRaum-Teams. Foto: VA

München · 1.170 kostenlose Tickets für Bürgerinnen und Bürger mit niedrigem Einkommen – das ist die bisherige Bilanz vom „KulturRaum München“. Seit dem 17. Oktober vermittelt der gemeinnützige Verein kostenfreie Besuche von Theater, Kabarett oder Konzerten.

Kulturveranstalter haben diese Eintrittskarten zur Verfügung gestellt, die für bedürftige Münchner gedacht sind. Die Nachfrage nach den Gratis-Tickets ist groß: Bereits 766 Interessenten haben sich bislang (Stand Anfang Januar) beim „KulturRaum München“ gemeldet, der eng mit sozialen Institutionen zusammenarbeitet. Die Einrichtungen der Caritas und der Inneren Mission, die Münchner Tafel und viele andere Sozialpartner bestätigen auf der Anmeldung, dass die Interessenten zum Kreis der Berechtigten gehören, also Arbeitslosengeld II oder eine Mini-Rente beziehen.

„Die Möglichkeit, als Hartz IV-Bezieher an einer Kulturveranstaltung teilnehmen zu können, ohne sich dabei als Schmarotzer oder Versager vorkommen zu müssen, hat mich zu Tränen gerührt“ – so hieß es in einer Mail an den „KulturRaum München“. Der Schreiber dieser Zeilen hatte eine Kabarettveranstaltung im Münchner Schlachthof besucht und war begeistert. Ähnliche Reaktionen erreichen den „KulturRaum München“ immer wieder, seitdem die Initiative kostenfreie Tickets an ihre Kulturgäste vermittelt. Dabei werden die Karten persönlich vermittelt: Ehrenamtliche MitarbeiterInnen rufen die Interessenten an. Sagt denen eine Kulturveranstaltung zu, werden die Eintrittskarten an der Abendkasse hinterlegt – der Kulturgast muss sich also im Theater, beim Rock- oder Klassikkonzert nicht als „bedürftig“ outen. Und auch die nochmalige langwierige Überprüfung bei der Anmeldung entfällt, da die Sozialpartner die Berechtigung der ihnen bekannten zukünftigen Gäste bestätigen.

Plätze vergeben, die sonst leer bleiben, neue Zuschauergruppen zu gewinnen, und benachteiligten Menschen einen Zugang zur Kultur verschaffen, das sind Argumente, die auch die Münchner Kulturveranstalter überzeugen. Große und kleine Theater wie das Residenztheater, das Münchner Volkstheater, das Stadttheater Oblomow oder das Theater im Fraunhofer, Kabarettbühnen wie das Lustspielhaus und der Schlachthof oder die Programmkinos Monopol und Arena, Konzertveranstalter wie Muffatwerk, Kulturgipfel, Club2 oder das Odeon Jugendsinfonieorchester – sie alle haben nicht lange gezögert. Das i-camp/neues Theater München und das theater „und so fort“ stellen sogar prinzipiell für jede Veranstaltung – ob ausverkauft oder nicht – zwei Karten zur Verfügung. Auch wenn schon 25 Veranstalter mit im Boot sind – KulturRaum München freut sich auf jeden neuen Partner.

Vor allem im Bereich der Kinderveranstaltungen, Ballett, Jazz und Lesungen fehlt es noch an Angeboten. „Wir hoffen, bald so bekannt zu sein, dass die Veranstalter in Zukunft auch auf uns zukommen“, sagt Sabine Ruchlinski, zuständig für den Kontakt zu den Kulturpartnern. Der „KulturRaum“ hat mittlerweile 20 ehrenamtliche Mitarbeiter, die am Telefon die Gratis-Karten vermitteln, die Kartenkontingente verwalten und sich die vielfältigen organisatorischen Aufgaben teilen.

Durch eine erste finanzielle Unterstützung durch die Stiftung Soziales München der Stadtsparkasse München konnten die Büroeinrichtung und die Miete für ein Jahr finanziert werden. Das Kulturreferat gab das Geld für die Einrichtung der umfangreichen Datenbank. Das Überleben ist erst einmal gesichert, weitere finanzielle Mittel für Personal und weitere Projekte aber unbedingt vonnöten. KulturRaum München mit seinem Büro in der Dachauer Straße 114, freut sich auf künftige Aufgaben. Und die können riesig sein: In Berlin hat die seit knapp eineinhalb Jahren arbeitende Kulturloge 8.000 Interessenten in der Datenbank und vermittelt monatlich 2.000 Tickets.

Artikel vom 28.01.2012
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