Fünf ehrenamtliche Bürger sorgen für mehr Sicherheit in Haar

Haar · Die Bürgerstreife

Helmut Dworzak, Karl-Heinz Schilling und Michael Franke mit den Wachtlern Miriam Scharpf, Gisela Kunert, Eva-Maria Peifer-Seitz und Karl Lachner.	Foto: ikb

Helmut Dworzak, Karl-Heinz Schilling und Michael Franke mit den Wachtlern Miriam Scharpf, Gisela Kunert, Eva-Maria Peifer-Seitz und Karl Lachner. Foto: ikb

Haar · Ob im S-Bahnhofbereich, in Sportanlagen, in Parks oder in Einkaufszentren:

»Jetzt wird die Arbeit unserer Polizei unterstützt, jetzt wird vor allem abends das Sicherheitsgefühl für jeden Einzelnen verbessert, der in Haar unterwegs ist, jetzt kann Eskalationen von Jugendlichen, wie wir sie vor allem in lauen Sommernächten immer wieder erlebt haben, vorgebeugt werden«, konstatierte sichtlich zufrieden Bürgermeister Helmut Dworzak. Der Anlass seiner Freude: Die Sicherheitswacht, ehrenamtlich tätige Bürger, ist endlich im Einsatz, »macht pärchenweise zwischen 17 und 22 Uhr vorwiegend in den letzten drei Tagen der Woche ihre Rundgänge durch die Gemeinde«, wie Karl-Heinz Schilling, Leiter der Polizeiinspektion 27, bei der Vorstellung der »Truppe« erläuterte. Ende Oktober vergangenen Jahres hatte der Gemeinderat gegen sechs Ablehnungen beschlossen, den Antrag für eine Sicherheitswacht bei der Inspektion einzureichen, nachdem seit Kurzem auch in Kommunen mit weniger als 20.000 Einwohnern eine derartige Einrichtung möglich ist.

Das Ansinnen ging ans Polizeipräsidium und weiter ans Innenministerium, das dann später seine Zustimmung signalisierte, so dass das Vorhaben zwecks Bewerbungen ausgeschrieben werden konnte. Ein Dutzend Personen hatte sich laut Schilling gemeldet, acht wurden ausgesucht, in den vergangenen Sommerferien begannen die Schulungen. Doch »lediglich« ein Quintett ist heute übrig geblieben, das demnächst aber möglichst auf acht Personen aufgestockt werden soll: »Einer hat sich selbst disqualifiziert, seine Teilnahme war aus rechtlichen Gründen nicht mehr möglich, ein zweiter ist inzwischen aus Haar weggezogen, und der Dritte hat kalte Füße bekommen«, berichtete der Polizeichef.

So waren es also nur mehr fünf – drei Frauen und zwei Männer. Nach 40 Stunden Unterricht, unter anderem mit Rechtskunde bis hin zu psychologischen Aspekten, bestanden alle Bewerber die vorgeschriebene Prüfung. »Dann startete das Warmlaufen«, erzählt Schilling schmunzelnd: Vier Wochen lang gingen die Pärchen zusammen mit dem Kontaktbeamten Michael Franke und einem Kollegen auf Streife, nun sind sie »fit« für die Rundgänge ohne Begleitung. Um jeglichen Missverständnissen vorzubeugen, stellte der Gemeindechef von vornherein klar: »Die sind aber keine Sheriffs«. Die Streifengänge finden natürlich nicht spontan statt, »es gibt einen Dienstplan mit einem Vorlauf von etwa einem Monat, wobei pro Person zwischen zwölf und 15 Stunden – Aufwandspauschale 7,16 Euro pro Stunde – anfallen«, erläuterte der Inspektionsleiter. Start und Ziel ist stets das Polizeigebäude an der Rechnerstraße. Dort wird die Ausrüstung abgeholt und abgeliefert sowie Bericht über die Geschehnisse erstattet. Zur Ausrüstung zählen unter anderem ein Handy, ein Tierabwehrspray, Latexhandschuhe, Taschenlampe, Ortsplan und eine Plastikbox für gefundene Spritzen oder Medikamente. Und für den Fall des Falles bekommen die »Wachtler« bald die inzwischen bestellte »Bordapotheke« mit auf ihre Touren.

Die »Nachtwanderer«, wie Dworzak sie bei der Präsentation des Ansinnens im Kommunalparlament genannt hat, tragen keine Uniform, sie sind aber auf den ersten Blick erkennbar durch die Aufschrift »Sicherheitswacht« auf dem dunkelblauen Blouson oder durch die leuchtend gelbgrünen Ärmelschlaufen. Sie müssen sich – »vorausgesetzt der Zweck der Maßnahme wird nicht gefährdet«, so steht es in den Vorschriften – auf Verlangen ausweisen. Andererseits hat die Sicherheitswacht natürlich Rechte. Sie darf »Personen anhalten, sie befragen und ihre Personalien feststellen, wenn dies zur Gefahrenabwehr notwendig ist. Außerdem können sie einen Platzverweis erteilen, also eine Person anweisen, sich zu entfernen.«

Sie darf, wie jeder andere Bürger, einen auf frischer Tat ertappten Straftäter bis zum Eintreffen der Polizei festhalten, sie hat das Recht auf Notwehr und Nothilfe für andere Bürger. »Die bloße Präsenz der Sicherheitswacht trägt zum Wohlgefühl vieler Menschen bei, schon in den frühen Abendstunden fühlen sich viele Bürger unsicher, bei Dunkelheit haben einige richtig Angst, wenn sie allein unterwegs sind«, begründete Dworzak die Notwendigkeit der Einrichtung aus seiner Sicht. Gisela Kunert, die zusammen mit Alfons Rosar, den Premieren-Rundgang gemacht hat, bestätigt den Bürgermeister: »Es war schlechtes Wetter, da waren halt nicht viele unterwegs. Aber die meisten, die wir trafen, haben uns angesprochen, waren richtig froh, dass es uns gibt, dass sie nicht allein sind.« ikb

Artikel vom 24.01.2012
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