Die Wandlung vom Christbaum zum Maibaum

Giesing · Mit vereinten Kräften

Neben den Giesingern und Harlachingern Vereinen, unterstützten auch die Ponys »Billy Idol« (li.) und »Ringo Starr« den Stangerl-Transport. 	Foto: HH

Neben den Giesingern und Harlachingern Vereinen, unterstützten auch die Ponys »Billy Idol« (li.) und »Ringo Starr« den Stangerl-Transport. Foto: HH

Giesing · Wer am letzten Freitagnachmittag am Hans-Mielich-Platz sah, wie die Münchner Berufsfeuerwehr den einstigen Christbaum entastete und aus seiner Verankerung schälte, der mochte denken, das edle Holz würde das gleiche Schicksal ereilen wie viele seiner Vorgänger in der Nachweihnachtszeit:

Den weihnachtlichen Dienst vollbracht und auf dem Weg zur Müllverbrennungsanlage. Doch weit gefehlt! Der Baum vom fast schon komplett runderneuerten Hans-Mielich-Platz strebt einer stolzen zweiten Karriere ­entgegen: am 1. Mai wird er reich verziert als Maibaum-Traditionsstangerl seinen Dienst im Garten der Gaststätte Siebenbrunn nahe des Tierparks antreten.

Es war eine Idee der Bürgerinitiative »Mehr Platz zum Leben« und deren Vorsitzenden Melly Kieweg, welcher die sieben Meter lange Fichte aus Tanning jetzt ihren neuen »Job« verdankt. Am Freitag wurde der Ex-Christbaum und künftige Maibaum flankiert von vielen Bürgern an seinen neuen Bestimmungsort gebracht. Mit reichlich menschlicher, aber vor allem mit tierischer Zugkraft. »Der kleine Christ- und künftige Maibaum ist ein Zeichen für die große Vernetzung im Quartier«, zeigte sich Kieweg erfreut. In der Tat: Der Verein Freunde des Sechzger-Stadions hatte den Baum gespendet und half nun auch beim Transport vom Hans-Mielich-Platz nach Siebenbrunn – zusammen mit dem Harlachinger Burschenverein legten sich die Stadionfreunde mächtig ins Zeug. Auch wenn »Billy Idol« und »Ringo Starr«, zwei der Ponys aus der Reitschule an der Schönstraße, sich mächtig ins (Zaum)-Zeug legten und das schwere Stangerl an den neuen Bestimmungsort zogen. In Siebenbrunn mussten die Helfer dann nicht darben. Der ab 4. Februar als neuer Wirt in der zuletzt herrenlosen Traditionsgaststätte wirkende Martin Osterrieder versorgte die fleißigen Helfer mit Grillwürsten und einem Fass Bier. Natürlich wurden auch »Billy Idol« und »Ringo Starr« mit dem ein oder anderen Zuckerl belohnt.

Am 1. Mai dann wird nicht nur der Maibaum seiner Bestimmung übergeben. Im Rahmen eines Festes für die Bürger mit reichlich Bühnen- und Kinderprogramm wird auch der künstlerische Skulpturenpark der Bürgerinitiative eingeweiht. Kunstschaffenden wird hier ein dauerhaftes Podium geboten, ihre Arbeiten einer breiteren Öffentlichkeit zu präsentieren. Auch die kunstvolle »Raupe der Lebensfreude« sowie eine Skulptur aus den Werkstätten der Volkshochschule Starnberg wird dann präsentiert werden. »Der neue, kleine Maibaum soll keinesfalls mit seinen größeren Artgenossen konkurrieren – er soll vielmehr die Verbindung der Menschen im Stadtteil symbolisieren«, fasste Kieweg die Intention hinter der Aktion zusammen. »Es war für uns ganz klar, dass wir da mitmachen und so den Zusammenhalt im Viertel zeigen«, meinte auch Bastian Leibig als Vorsitzender der Harlachinger Burschen. »Wir sind mit viel Freude dabei«, waren er und Roman Beer sich einig. Beer ist Vorsitzender der Freunde des Sechzger-Stadions. »Ist doch klar, dass wir auch beim Umzug den von uns gespendeten Baum dann bei dessen Umzug auch wieder mit von der Partie sind.« Günther Groß als Chef der Reitschule an der Schönstraße schloss sich an. »Als die Bürgerinitiative uns ansprach, war selbstverständlich, dass wir mitmachen – eine tolle Aktion!«

Selbst als der zukünftige Maibaum aus Giesinger und Harlachinger Unterstützern auf seinem Weg nach Siebenbrunn den stark frequentierten Mittleren Ring queren musste, gab es keine Misstöne. »Die Autofahrer lachten, fragten, wohin wir den Baum bringen und freuten sich mit«, erzählte Kieweg. »Keine Hupe war zu hören.« Es ging auch rasch: »Billy Idol« und »Ringo Starr« hatten Siebenbrunn schon im Visier. Auch die »Zunftzeichen« am künftigen Maibaum dürften etwas anders aussehen als anderswo. Neben dem Reiterhof und der Krämerschen Kunstmühle wollen auch örtliche Handwerker, der Linkshänderverein, der Wirt von Siebenbrunn, die Bürgerinitiative oder die örtliche Frauenkunstwerkstatt eigene »Zunftzeichen« am neuen Maibaum anbringen. »Es dürfen sich aber gerne auch noch weitere Interessenten bei uns melden«, warb Kieweg (Telefon 01 75 / 8 00 88 06 oder 65 44 92). Auch werden noch einige Künstler für Darbietungen am 1. Mai gesucht. Rund um die Fichte aus Tanning soll die Vernetzung schließlich weitergehen. Harald Hettich

Artikel vom 24.01.2012
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