Kindergarten HARLEKIN e. V. sucht verzweifelt Erzieher

Waldtrudering · 18 Kinder in Not

Bald kann das Spielen hier vorbei sein – Kinder der von Schließung bedrohten Gruppe mit der Kinderpflegerin Christiane Sachs.	Foto: bus

Bald kann das Spielen hier vorbei sein – Kinder der von Schließung bedrohten Gruppe mit der Kinderpflegerin Christiane Sachs. Foto: bus

Waldtrudering · »Noch nie standen wir so an der Wand«, sagt der Kindergartenleiter Clemens Geyer vom Waldtruderinger HARLEKIN e. V.. Die Einrichtung braucht dringend eine Erzieherin oder einen Erzieher, sonst droht 18 Kindern aus der Gruppe der Drei- bis Vierjährigen die Schließung.

In ganz München herrscht Erziehernotstand. Auch die städtischen Einrichtungen suchen verzweifelt nach Personal und können nicht alle Stellen besetzen. Im Augenblick werden Grundschullehrerinnen in einer halbjährlichen Schulung für die Aufgaben in Kindergärten vorbereitet, damit sie einspringen können. Denn jede ­Kindergartengruppe braucht ­Erzieher oder Sozialpäda­gogen. Kinderpfleger, die nur zwei Jahre Ausbildungszeit haben, arbeiten mit den Erziehern vor Ort Hand in Hand.

Als letzten Sommer eine langjährige Erzieherin bei HARLEKIN aufhörte, übernahm eine Sozialpädagogin übergangsweise die Gruppe der Kleinen. Jetzt allerdings muss die Stelle neu besetzt werden. »Bisher blieben die Kollegen uns rund zehn Jahre treu«, sagt Geyer. Das spricht sehr für HARLEKIN. Auch die Eltern sind begeistert. »Unser Sohn Julius geht sehr gerne in den Kindergarten. Er ist jeden Tag draußen, singt ständig neue Lieder und hat schon einen Biobauernhof besucht«, so Mutter Antje Haase. »Wir hatten großes Glück einen Platz hier in Waldtrudering zu bekommen.« Tatsächlich gilt das Gebiet am Stadtrand als problematisch bei der Kinderbetreuung. Während in Trudering und Riem zusammen 84 Prozent der Kindergartenkinder einen Platz haben, sind in Waldtrudering nur 69 Prozent versorgt.

Das liegt deutlich unter dem Wert für die gesamte Stadt München von 82 Prozent. Antje Haase ist verzweifelt: »Weil wir jetzt mitten im Schuljahr keinen anderen Platz finden können, muss ich bei meinem Arbeitgeber eine Freistellung erbitten oder erstmal den Jahresurlaub nehmen. Gemeinsam mit meinem Mann überlegen wir sogar aus München wegzuziehen, obwohl wir beide langjährige, gute Arbeitsverhältnisse haben.« Ein Umzug könnte sich lohnen, denn schon in der nur 30 Meter vom Wohnort der Haases entfernten Gemeinde Haar kann jedes Kind, das möchte, einen Kindergarten besuchen. Den kleinen Waldtruderingern nützt das leider nichts.

Trotz langer Wartelisten für das nächste Kindergartenjahr ist HARLEKIN insgesamt bedroht. »Wenn eine Gruppe wegfällt, wird die ganze Einrichtung unwirtschaftlich und wir verlieren Fördermittel«, erklärt Geyer. Dann müssen auch die 17 Kinder aus der Vorschulgruppe um ihre Plätze bangen. Da nützt es auch nichts, dass man Englisch-, Musik- und Skikurse bietet und dass der Chef täglich selber frisch für die Kinder kocht. Was aber helfen könnte: Der neue Erzieher bei HARLEKIN kann Voll- oder Teilzeit arbeiten. Bei der Wohnungssuche wäre man auch sehr gerne behilflich. Wer Interesse hat, kann sich direkt bei der Einrichtung melden.

Das Referat für Bildung und Sport der Stadt München dagegen kann HARLEKIN nicht aus der Personalmisere retten. »Im Falle einer Übergangsregelung sind wir flexibel, mittelfristig muss HARLEKIN die Stelle besetzen. Aktiv unterstützen können wir private Einrichtungen nicht, auch wenn der Be­treuungsschlüssel in dieser schwierigen Stadtrandlage nicht hoch ist«, so die Pressesprecherin des Referats Eva-Maria Volland. Ganz allgemein wünscht sich Clemens Geyer vom Referat mehr Beratung und nicht nur Kontrolle. Immerhin plant die Stadt für die nächsten Jahre und verweist auf drei Einrichtungen, die voraussichtlich bis 2013 entstehen. Das sind ein privater Kindergarten in der Truderinger Straße 293; ein Familienzentrum im Dompfaffweg und eine Einrichtung des Sozialreferats in der Heinrich-Böll-Straße. Da es in München keine zentrale Anmeldung für Kinderbetreuungsplätze gibt und diese aus organisatorischen Gründen auch nicht geplant ist, kann man Eltern nur raten, ihren Nachwuchs frühzeitig überall anzumelden. bus

Artikel vom 17.01.2012
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