Sanierung des Gymnasiums Kirchheim wird aufwändig

Kirchheim · Lange Durststrecke

Die Turnhalle braucht einen weiteren Fluchtweg. Die dort abgestellten Fahrräder müssen dann weg. Wo sie hin sollen, ist noch völlig ungeklärt..	Foto: cs

Die Turnhalle braucht einen weiteren Fluchtweg. Die dort abgestellten Fahrräder müssen dann weg. Wo sie hin sollen, ist noch völlig ungeklärt.. Foto: cs

Kirchheim · Das Gymnasium Kirchheim steht vor großen Herausforderungen: Das Gebäude braucht eine neue Fassade und einen verbesserten Brandschutz. Im Fokus außerdem: die energetische Sanierung.

Wie das Gymnasium vielleicht in Zukunft aussehen wird, das können die Mitglieder des Schul-Zweckverbandes in ihrer Sitzung am 20. Dezember begutachten. An diesem Tag werden ihnen die beiden Sieger-Entwürfe des Architektenwettbewerbs vorgestellt. Die Vertreter der Gemeinden Kirchheim, Feldkirchen und Aschheim sowie Landrätin Johanna Rumschöttel müssen dann entscheiden, welche Pläne und Modelle verwirklicht werden und vor allem, was das alles kosten darf. Die Summe von 4,6 Millionen Euro wurde zwar genannt. Kirchheims Bauamtsleiter Robert G. König will sich allerdings auf keine Kostenschätzung einlassen: »Das kommt ganz auf die Beschlüsse der Verbandsmitglieder an, welche Bauteile verwirklicht werden.«

Fest steht: Der Brandschutz entspricht nicht mehr heutigen Vorschriften und muss dringend verbessert werden. Zudem lösen sich die Fenster aus ihren Scharnieren. Vor drei Jahren war eines davon ohne jede Vorwarnung aus der Verankerung herausgebrochen und in das glücklicherweise gerade leere Klassenzimmer gefallen. Weil es keine Ersatzteile gibt, wurden rund 50 Fenster zugeschraubt und können nicht mehr zum Lüften geöffnet werden. Schulleiter Matthias Wermuth: »Im Sommer wird es in einigen Räumen auf der Südseite so unerträglich heiß, dass man sie nicht benutzen kann.« Mit der Erneuerung der Fassade soll eine komplette energetische Sanierung einhergehen. Vor allem Landrätin Johanna Rumschöttel setzte sich im Zweckverband für den »bestmöglichen Energie-Standard« ein. Sie besteht auf einer Einsparung von 60 Prozent. In diesem Zusammenhang wurde auch diskutiert, ob Lehrer und Schüler die Fenster selbst auf- und zumachen können oder eine zentrale Be- und Entlüftungsanlage installiert werden sollte. Mehrkosten: rund eine halbe Million Euro, die sich durch Wärmerückgewinnung allerdings wieder einsparen ließe. Im Zweckverband tendierte man eher zu einer händischen Lösung. Direktor Wermuth denkt dagegen ganz praktisch: »Wenn Sie das Fenster aufmachen, frieren die daneben Sitzenden, ehe die Schüler in den hinteren Reihen frischen Sauerstoff geschnappt haben.« Der aber sei für effizientes Lernen unabdingbar. Eine automatische Entlüftung müsse allerdings auch richtig funktionieren.

Daran hapert es zur Zeit vor allem in den Chemie-Fachräumen. 80 Prozent aller Versuche müssen unter Abzügen stattfinden, damit die entstehenden Dämpfe entweichen können. Der Zweckverband habe zwar eine Reihe mobiler Anlagen genehmigt, die reichten jedoch bei weitem nicht aus, ebenso wenig wie die entsprechenden Fachräume, beklagt der Schulleiter. Schuld daran sei unter anderem das im Zuge des G 8 eingeführte Fach »Natur und Technik« für die drei unteren Klassen, in dem viel experimentiert werde. Das sind aber immer noch nicht alle künftigen Baustellen in dem 30 Jahre alten Gebäude, das heute 1.230 Schüler und 124 Lehrkräfte beherbergt. »Die Dachsanierung war bislang noch ganz außen vor«, so Wermuth. Es sei aber sinnvoll, diese im Zuge der Fassadenrenovierung gleich mit in Angriff zu nehmen. Ein anderes Sorgenkind: die Abstellplätze für Fahrräder, die bereits heute bei weitem nicht ausreichen. Dicht an dicht parken die Zweiräder vor der Turnhalle. Wenn dort der notwendige zweite Fluchtweg angelegt wird, ist noch weniger Platz für die Stahlrösser. »Da müssen sich die Architekten etwas einfallen lassen«, fordert Wermuth.

Das Gleiche gilt für die Erhaltung der schönen Aula, die auch von der Gemeinde für Bürgerversammlungen und Podiumsdiskussionen genutzt wird. Denn der verbesserte Brandschutz verlangt eine Verbreiterung der Eingangstüren. »Die offene Holzkonstruktion muss ebenso erhalten bleiben wie die hellen Lichtelemente, auch in den Klassenzimmern.« Schließlich wolle er keine neue Schule, sondern die Bewahrung der gewachsenen Bildungsstätte, auch nach außen hin. Mit gemischten Gefühlen sieht Matthias Wermuth der langen Umbauzeit entgegen. Von 2013 an rechnet er mit drei bis vier Jahren, in denen die Handwerker ein und aus gehen werden. »Ich hoffe, dass das meiste in den großen Ferien geschieht und dass ruhestörende Arbeiten in die Nachmittagsstunden verlegt werden.« Das müsse man jedoch bei den Bauarbeitern immer wieder anmahnen. Zeitweise müsse wohl der eine oder andere Trakt geschlossen werden. An eine Auslagerung einzelner Klassen sei jedoch nicht gedacht: »Wir sind da bestimmt sehr kreativ.«

Das mussten auch die Teilnehmer des geschlossenen Architektenwettbewerbs sein. 18 Büros waren dazu eingeladen, nur neun haben sich beteiligt. »Das war eine sehr schwierige und anspruchsvolle Aufgabe«, erklärt sich Bauamtsleiter König diese niedrige Zahl. »Da geht es nicht nur um die Gestaltung einer Fassade, sondern um hohe Fachlichkeit bei der energetischen Sanierung. Ohne einen Experten an seiner Seite stößt da ein Baumeister schnell an seine Grenzen.«

Claudia Schmohl

Artikel vom 13.12.2011
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...