Betreuungsprojekt von der UNESCO ausgezeichnet

Trudering/Haar · Naturindianer »auf gutem Pfad«

Die Naturindianer sind nicht nur für die UN ein Vorzeigeprojekt in der Bildung.	Foto: Privat

Die Naturindianer sind nicht nur für die UN ein Vorzeigeprojekt in der Bildung. Foto: Privat

Trudering/Haar · Nicht per Rauchzeichen, sondern per E-Mail kam die gute Nachricht an:

»Erst letzte Woche erfuhren wir aus dem Büro der Deutschen UN-Kommission in Berlin, dass das Naturindianer-Konzept einer zukunftsorientierten und nachhaltigen Kinderbetreuung von der UNESCO zum dritten Mal hintereinander seit 2008 als offizielles Projekt der UN-Dekade einer Bildung für nachhaltige Entwicklung ausgezeichnet wurde.« Olly Fritsch, Häuptling und Gründer der Naturindianer, strahlt bei diesen Worten über das ganze Gesicht. Die Qualität der Auszeichnung belege die Tatsache, dass kein Geringerer als der Bundespräsident Christian Wulff die Schirmherrschaft übernommen hat. Wahrzeichen der Naturindianer sind die handgefertigten Tipis, große Indianerzelte, die mittlerweile an bis zu 15 Plätzen in und um München stehen. Zumeist während der Schulferien erleben die teilnehmenden Kinder im Alter zwischen sechs und zehn Jahren ganztags die Natur als Abenteuer. Durch den Aufenthalt in der Natur, den bewussten Verzicht auf fließendes Wasser und Strom sollen die Kinder Lernprozesse durchleben und eigene (Lern-)Strategien entwickeln, um sich spielerisch und selbstständig eigene Sichtweisen zu Themen wie Ernährung, Ressourcenschutz, Reflexion kultureller Leitbilder und Artenvielfalt anzueignen. Durch Methoden wie die Zukunftswerkstatt, Plan- und Rollenspiele und daraus erworbene Gestaltungskompetenzen verfestigen sich diese Erfahrungen im Idealfall zu Veränderungen im Konsumverhalten.

Ob beim gemeinsamen Kochen am Lagerfeuer, bei wilden Actionspielen oder eher ruhigeren Aktionen, die Kinder machen Pause vom schulischen Alltag. Neue Freundschaften entwickeln sich bei gemeinsam erlebten Abenteuern besonders schnell und überdauern oft auch die Ferienwoche. Viele Eltern fragten nach einer Erweiterung dieser sehr gut ankommenden Angebote nach außerhalb der Ferienzeiten. Durch die Gründung eines naturindianer-kids Horts, im Einzugsbereich von Grundschulen in möglichst naturnaher Landschaft gelegen, verstetigt sich das naturindianer-kids Konzept einer zukunftsorientierten Kinderbetreuung. Die Schüler kommen hier in den Genuss einer Hausaufgabenbetreuung an Nachmittagen während der Schulzeit. Natürliche Zusammenhänge durch eigene Erfahrungen begreifbar zu machen wird als eines der Kernziele ausgemacht. Mit der Gemeinde Haar, der Grundschule am Jagdfeldring und dem Jugendtreff Dino fanden die Naturindianer geeignete Kooperationspartner für ein Pilotprojekt dieser Art. Zum Schuljahr 2011/12 eröffnete der erste Naturindianer-Hort seine Pforten.

Doch auch dies soll nicht das letzte Projekt gewesen sein. In der Schublade warten bereits ein Konzept zur Gründung eines Naturkindergartens auf dem Erlebnisbauernhof Reitsberger in Vaterstetten und ein mobiles Umweltprojekt »Hort auf Achse(n)«. Kindern aus innerstädtischen Schulen soll mittels eines ausgebauten Schulbusses ermöglicht werden, in unterrichtsbegleitenden Projekten und innerhalb der Mittagsbetreuung naturnahe Orte anzusteuern, um dort in freier Natur im Unterricht erfahrenen Theoriestoff in der Praxis zu verfestigen.

Die Anfragen verzweifelter Eltern, die keinen Platz in einer Nachmittagsbetreuung fanden, brachten Fritsch und sein Team auf diese Idee: »Unter dem Motto Raus aus dem Klassenzimmer, rein in die Natur wollen wir mit unserem mobilen Betreuungsangebot einen kleinen Teil dazu beitragen, die schwierige Situation in der Mittagsbetreuung zu entspannen.« Insgesamt 3000 Münchner Schüler können pro Schuljahr dieses Angebot nutzen. Aktuell sind die Naturindianer noch auf der Suche nach großzügigen Sponsoren, die helfen, dieses ambitionierte Projekt mit auf den Weg zu bringen.

Artikel vom 05.12.2011
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