Mit Unterstützung von Sponsoren hilft die Tafel jeden Monat 18.000 Münchnern

München · „Wer uns um Hilfe bittet, dem helfen wir“

Fred Weiland, Lagermeister der Münchner Tafel, am Steuer des Kühlfahrzeugs, das der Verein mit der Segmüller-Spende im vergangenen Jahr anschaffen konnte. Für Hannelore Kiethe sind beide in der Arbeit für die Tafel unverzichtbar.	Foto: cr

Fred Weiland, Lagermeister der Münchner Tafel, am Steuer des Kühlfahrzeugs, das der Verein mit der Segmüller-Spende im vergangenen Jahr anschaffen konnte. Für Hannelore Kiethe sind beide in der Arbeit für die Tafel unverzichtbar. Foto: cr

München · Viele können es sich (noch) nicht vorstellen: Der Monat ist gerade mal zur Hälfte vorüber und das Geld reicht nicht mal mehr, um was zu essen zu kaufen. Aber genau das ist bittere Realität.

Auch in einer Stadt wie München, mitten in einer vom Wohlstand geprägten Region, sind manche Menschen öfter mit dieser Situation konfrontiert, als das viele wahrhaben wollen. In einer Stadt, wo fast jeder einen Job hat, mit dem er seine Existenz sichern kann. So einfach ist es aber doch nicht.

Wenn die Rente nicht ausreicht

Das Bild vom faulen Hartz-IV-Empfänger, der Jobangebote als unzumutbar ablehnt und wartet, dass ihm der Regelsatz und Zusatzleistungen überwiesen werden, während er Reality-Soaps im Fernsehen anschaut – das Bild funktioniert nicht. „Zu uns kommen zum Beispiel Menschen, die ein Leben lang gearbeitet haben und deren Rente jetzt doch nicht reicht, um ein menschenwürdiges Leben zu führen.“ Das sagt Hannelore Kiethe, Mitbegründerin und Vorsitzende des Vereins Münchner Tafel. Oberstes Prinzip: „Wer zu uns kommt und um Hilfe bittet, dem helfen wir“, sagt Kiethe mit fester Stimme. Um ein menschenwürdiges Leben führen zu können, gehört es aber bisweilen dazu, um Hilfe zu bitten. Das Schlangestehen, den Ausweis bei der Tafel beantragen, die Lebensmittel kostenlos annehmen – all das kostet Überwindung. Manchen mag es leichter fallen als anderen, doch niemand schlüpft gern in die Rolle des Bittstellers. Leider werden einige Menschen dazu gezwungen, weil sie sonst ihre Gesundheit aufs Spiel setzen. Oder noch mehr.

„Essen ist das Elementarste überhaupt“, stellt Hannelore Kiethe fest. Niemand kann da­rauf verzichten, aber nicht jeder kann es sich leisten. „Hier stehen Schicksale an.“ Rund 18.000 sind es Monat für Monat, allein in München – rund 1,5 Prozent der Bevölkerung. Sie bekommen Lebensmittel von der Münchner Tafel, und das kostenlos. Das geht nur, indem die Tafel die komplette Struktur aufrechterhält. Den Kontakt zu den Sponsoren, die Kontrolle über die Bedürftigkeit, den Transport der Lebensmittel nach strengsten Vorschriften und die Zusammenarbeit mit den Lebensmittelspendern. Hierbei handelt es sich zum Beispiel um Supermärkte, die Überkapazitäten früher über den Abfall entsorgt haben. Heute können sie Waren an die Tafeln verschenken, aber nur einwandfreie. „Das ist keine B-Ware“, beharrt Kiethe, „unsere Gäste sind keine Abfallempfänger!“ Das bedeutet, die Ware ist nicht nur genießbar, sondern das Haltbarkeitsdatum ist noch nicht abgelaufen. 75 bis 80 Supermärkte rund um München beteiligen sich an dem Prinzip „Tafel statt Tonne“. Aber für den Transport muss der Verein in Eigenregie sorgen.

Mehrere Fahrzeuge sind für die Tafel im Einsatz, darunter auch ein Kühlfahrzeug, das die wärmeempfindlichen Lebensmittel an die Großmarkthalle transportiert, ohne die Kühlkette zu unterbrechen. „Unser Verein unterliegt der Lebensmittelaufsicht“, erklärt die Vorsitzende. Alle Auflagen, alle Vorgaben, die jeder Betrieb, der mit Lebensmitteln handelt, einhalten muss, gelten auch für die Tafel. Das deutsche Lebensmittelrecht ist streng. Zum Glück. Für den Verein bedeutet das zwar, Probleme in der Logistik in den Griff bekommen zu müssen, aber die Gäste der Tafel können sich auf einwandfreie Lebensmittel verlassen. Die Münchner Tafel hat sich so einen guten Ruf erarbeitet.

Neues Kühlfahrzeug dank Segmüller-Spende

Das Kühlfahrzeug gehört noch nicht lange zum Fuhrpark der Tafel. Ein Jahr ist es jetzt im Einsatz. Wie kann ein Verein, der außer Spenden keine Einnahmen hat, ein solches Fahrzeug finanzieren? Die Antwort liegt auf der Hand: durch Spenden. Zahlreiche Sponsoren unterstützen die Tafel finanziell. Das Kühlfahrzeug zum Beispiel konnte durch eine großzügige Spende des Möbelhauses Segmüller bezahlt werden. Fast 30.000 Euro bekam die Tafel im vergangenen Jahr. Neben anderen Einrichtungen profitierte die Tafel von der Aktion „Zeig Herz beim Möbelkauf“, bei der Segmüller zehn Prozent der Einnahmen eines vorab festgelegten umsatzstarken Tages mehreren Einrichtungen zur Verfügung stellte. Insgesamt kamen so 300.000 Euro zusammen und eben fast 30.000 Euro für die Münchner Tafel. Für Hannelore Kiethe, zu deren Aufgaben es gehört, immer wieder auch neue Sponsoren zu finden, ist so ein warmer Regen auch nach 17 Jahren Arbeit im Verein nicht selbstverständlich. „Wir haben tolle Sponsoren“, sagt die Vorsitzende voller Dankbarkeit.

Dankbarkeit, das ist auch ein Stück weit der Antrieb, der das Team der Tafel zu seiner ehrenamtlichen Arbeit motiviert. Denn die Menschen, die ihre Lebensmittel an der Großmarkthalle in Sendling entgegennehmen, sind dankbar für dieses Angebot. Ein Angebot, das ohne die Tatkraft der Helfer vor Ort und ohne die Unterstützung der Sponsoren nicht möglich wäre. Von Carsten Clever-Rott

So können auch Sie helfen:

Wenn auch Sie helfen möchten, können Sie Ihre Spende an die Münchner Tafel e.V. überweisen:

Spendenkonto 68 50 19 33 10
bei der HypoVereinsbank (BLZ: 700 202 70)

Sie können auch telefonisch spenden. Mit einem Anruf unter der Nummer
09 00/1 77 88 01 wird Ihre Telefonrechnung mit 5 Euro belastet. Davon gehen 4,70 Euro an die Münchner Tafel. In der Telefonrechnung erscheint der Betrag unter dem Stichwort „Spende“.

Artikel vom 23.11.2011
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