Bürgerwünsche und Planung zum »Jugendstilpark Haar«

Haar · Park für 3.500 Bürger

Über 200 Bürger drängten sich in und außerhalb des Sitzungssaals im Rathaus bei der Vorstellung der Rahmenplanung für den Jugendstilpark Haar.    	Foto: ikb

Über 200 Bürger drängten sich in und außerhalb des Sitzungssaals im Rathaus bei der Vorstellung der Rahmenplanung für den Jugendstilpark Haar. Foto: ikb

Haar · Der »Jugendstilpark Haar« im Ortsteil Eglfing, eingegrenzt durch die Vocke- und die Leibstraße, in dem frühestens ab 2015 rund 3.500 Menschen leben werden, tangieren viele Bürger.

Bevor sich fünf ausgewählte Architekturbüros an die Planungen machen, war jetzt die Meinung der Haarer gefragt. Zur Ausgangssituation erklärte Bürgermeister Helmut Dworzak: »Die Größe des Projekts verlangt durch die bestehende hochwertige Bauweise viel Fingerspitzengefühl. Der Jugendstilpark soll seinem Namen gerecht werden, daher ist ein vielfältiges Meinungsbild das Fundament der Planungen.« Mehr als 200 Menschen – überwiegend der Generation 50plus angehörend – drängten sich in und außerhalb des Sitzungssaals im Rathaus bei der Vorstellung der Rahmenplanung des Millionenvorhabens mit dem bisherigen Arbeitstitel Haar II und erläuterten ihre Vorstellungen und Wünsche.

Ein großflächiger Handwer­kerhof, ein Kunstpark in einem denkmalgeschützten Gebäude, für Jugendliche eine Kreativwerkstatt, »ausreichende Radlwege«, Straßen mit Flüsterasphalt, wirksame Lärmschutzmaßnahmen an der Leibstraße, alternative Wohnprojekte für Ältere mit Nebeneinrichtungen, »geschlossene Plätze« beim Haus 61/Kleines Theater, Musterwohnung in einer Jugendstilvilla, Aufzug oder zumindest behindertengerechter Aufgang zur S-Bahn, Bürgerstiftwohnungen in Villen für Senioren und »ausreichend Parkplätze in Tiefgaragen schaffen«. Genau das ist »eine der größten Schwierigkeiten«, beschied der Gemeindechef, »da müssen sich die beiden Investoren verzahnen.« Auch äußerst skeptische Sätze fielen: »Ich fürchte eine Luxussanierung« oder »Mit meinem mittleren Einkommen kann ich mir für meine Frau und meine zwei Kinder dort keine Wohnung leisten«. »Es wird keine billigen Wohnungen, es wird keine Schnäppchen geben«, kommentierte Dworzak diese Aussage.

Beim Ablauf des Projekts obliegt der Kommune das Bauleitverfahren und sie ist somit federführend bei der Aufstellung eines Bebauungsplans. »An Architekten und Stadtplaner stellt das Vorhaben hohe Ansprüche. Daher habe man sich im Einvernehmen mit den Investoren zu einem konkurrierenden Verfahren zur Ausarbeitung eines Plangutachtens entschlossen«, konstatierte Dworzak. Anhand von zwei der acht Quartiere sollen ­Aspekte und Lösungen – ­zunächst natürlich lediglich auf Papier – für das gesamte Areal gefunden werden. Fest steht bislang erfreulicherweise: Das »Kleine Theater« und die Kirche »Maria Sieben Schmerzen«, ein Kleinod aus dem Jahr 1908 bleiben für alle Menschen im zugänglichen Besitz des eins­tigen Geländeeigentümers dem Bezirk Oberbayern.

Wie sorgsam alles ange­gangen wird, erläuterte der städtebauliche Berater Gert F. Goergens. Seit acht Jahren läuft die Bestandsaufnahme, jedes Gebäude wurde einzeln dokumentiert, 33 Einzeldenkmäler erfasst – laut dem Architekten »gibt es nirgendwo eine derartige Denkmaldichte.« Dworzak und Goergens waren sich einig: Die vordingliche Aufgabe ist die Erhaltung des Park- und Häusercharakters der einstigen Kliniksiedlung. Und unisono schwärmten sie von »der sensationellen Lage nahe der S-Bahn«. Der Rathaus-Chef stellte aber klar: Wie die beiden Investoren ihr Baurecht nutzen, könne die Gemeinde nicht beeinflussen. Der eine Investor ist die Oberbayerische Heimstätte Gemeinnützige Siedlungsgesellschaft (OH) mit ihrer Tochter Deutsches Heim (DH). Das Unternehmen, Besitzer von 5.300 Wohnungen davon 930 in Haar, jährliche Mieteinnahmen von etwa 32 Millionen Euro – hat knapp elf Hektar des knapp 23.000 Quadratmeter großen Areals gekauft. Laut Geschäftsführer Michael Zaigler sind 400 bis 500 Eigentums- und Mietwohnungen angedacht, wobei »soziale Gesichtspunkte wie, bereits in Eglfing praktiziert, berücksichtigt werden.«

Der zweite Investor ist die Jugendstilpark (JSP) München GmbH für die Sanierung der Altbauten. Die Firma hat knapp zwölf Hektar Fläche mit ensemblegeschützten Häusern von der Unternehmensgruppe Licon für kolportierte 23 Millionen Euro übernommen. Laut JSP-Vertreter Gunther Wenzel »rechnet man mit einem Verkaufsvolumen von etwa 150 Millionen Euro.« Haar sei eine »gute Lage, Ziel seien jene Kunden, die Preise der Mittelklasse bezahlen können. Zunächst gehe es jedoch um planerische Grundlagen«, so Jeffrey Seeck, für die JSP in Erschließungsfragen zuständig.

Noch Ende dieses Monats soll laut Architekt Josef Mittertrainer eine Vorbesprechung der Jury stattfinden, Mitte Februar 2012 könnte das Gremium die Konzepte der fünf eingeladenen Planungsbüros für das gesamte überprüft haben und dann eine Empfehlung aussprechen. Dann wird sich zeigen, ob die Vorstellungen und die Wünsche der Bürger berücksichtigt worden sind. Ikb

Artikel vom 22.11.2011
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