Albrecht Ackerland im Münchner SamstagsBlatt über Verkehrsprobleme

München · „Da schau her!“ Zum Thema: Verkehrsprobleme

München · Irgendwann wurde es mir zu bunt. Meine Erledigungen habe ich bis dahin jahrelang wie selbstverständlich mit dem Auto gemacht. Und mich jedes Mal geärgert, wenn ich mehr stand als fuhr. Allein im Auto.

Isarring in München-Ost

Und um mich herum im Stop-and-Go: Alle anderen auch allein. Auch wenn mittlerweile vor allem auf dem Ring die Tunnel viel bringen: Das Auto in der Stadt zu nehmen ist ein riesengroßer Schmarrn – außer man ist gebrechlich oder muss etwas Schweres transportieren. Aber um „schnell mal“ wohin zu kommen, taugt das Auto einfach nicht. Als es mir also zu bunt wurde, habe ich mir ein Fahrrad gekauft, ein neues, gutes, mit Federung, Scheibenbremse, einer guten Lichtanlage und einem Anhänger. Dazu Regenkleidung, in der man nicht schwitzt, einen Helm und einen Rucksack mit wasserdichtem Überzug. Das ganze zusammen kostete so viel wie ein günstiger Neuwagen. Aber es lohnte sich.

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Seit ich fast alle Wege in der Stadt – egal bei welchem Wetter – mit dem Radl mache, bin ich glücklicher. Ich bin ein fauler Hund, aber meine Grundsatzentscheidung, das Auto, wann's immer geht, stehen zu lassen, zwingt mich zur Bewegung. Das Herz muss arbeiten. Der Kopf wird durchgeblasen. Die Atmung kann zeigen, was sie kann. Das schüttet nachweislich Glückshormone frei. Als allererstes Mittel gegen Depressionen empfehlen Experten Bewegung im Freien. Ich hatte keine Depressionen im Auto, aber das Radlfahren macht trotzdem ausgezeichnete Laune. Wenn ich dann an diesen ewigen Staustellen in der Stadt vorbeiziehe, hebt sich die Stimmung gleich noch mehr. Es macht wirklich ein gutes Gefühl, wenn man merkt, dass man in dem Moment eben nicht beteiligt ist an viel zu viel Abgasen, Lärm und Platzverschwendung. Und dabei viel, viel schneller voran kommt. Ich habe es mehrfach getestet und habe mir die Zeit genommen, die ich brauchte für Strecken in der Stadt. Und selbst der Weg von Giesing nach Neuhausen ist mit dem Radl schneller erledigt. Außer vielleicht nachts um drei, aber das zählt nicht.

Es ist schön, dass sich in der Stadt Verkehrsplaner viel Gedanken machen, wie man den immensen Autostrom am Laufen hält. Die Tunnel bringen viel, manch klug eingesetzte Ampel oder ein neuer Kreisverkehr auch. Aber am meisten bringt eben doch ein Umstieg – und zwar allen Beteiligten. Los geht’s!

Artikel vom 10.11.2011
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