Standorte in Freimann bleiben – SPD hätte dort lieber Wohnungen gebaut

Freimann · Die Zukunft der Kasernen

Die Fürst-Wrede-Kaserne an der Ingolstädter Straße bleibt erhalten. Werner Lederer-Piloty (o.) hätte dort lieber Wohnungsbau gehabt, ebenso die Münchner SPD und OB Christian Ude (r.). 	Fotos: ws/Archiv

Die Fürst-Wrede-Kaserne an der Ingolstädter Straße bleibt erhalten. Werner Lederer-Piloty (o.) hätte dort lieber Wohnungsbau gehabt, ebenso die Münchner SPD und OB Christian Ude (r.). Fotos: ws/Archiv

Freimann · Funk-Kaserne, Bayern-Kaserne, Kronprinz-Rupprecht-Kaserne, Luitpold-Kaserne, Panzerwiese – alle diese Flächen im Münchner Norden hat die Bundeswehr nach und nach aufgegeben.

Wie geht es weiter mit der ehemalige Bayernkaserne?

Übrig geblieben sind dort zwei Standorte: die Bergmann-Kaserne (Sanitätsakademie) und die Fürst-Wrede-Kaserne an der Ingolstädter Straße. Beide bleiben erhalten, das wurde in der vergangenen Woche in Berlin bei der Entscheidung über das neue Stationierungskonzept bekannt gegeben. In der Fürst-Wrede-Kaserne in Freimann wird lediglich das Wehrbereichskommando IV aufgelöst, das Landeskommando Bayern bleibt hingegen bestehen.

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Das Kreiswehrersatzamt und die Wehrbereichsverwaltung Süd Außenstelle an der Dachauer Straße in Neuhausen sollen hingegen komplett aufgelöst werden: Insgesamt streicht die Bundeswehr in München 950 von 2520 Stellen. Diese Entscheidung rief in der Landeshauptstadt ganz unterschiedliche Reaktionen hervor. Der Bundestagsabgeordnete Johannes Singhammer (CSU), der sich seit Jahren für den Erhalt aller Bundeswehreinrichtungen in München einsetzt, ist zum einen erleichtert. »Es freut mich sehr, dass die Sanitätsakademie in der Ernst-von-Bergmann-Kaserne und auch das Landeskommando in der Fürst-Wrede-Kaserne gegen den erklärten Widerstand der Münchner SPD und der Grünen erhalten werden konnte.«

Nachdem bereits in den zurückliegenden Jahren ein massiver Truppenabzug aus München stattgefunden habe, wäre die Schließung weiterer Kasernen für die ehemals größte Garnisonsstadt Deutschlands eine mehr als enttäuschende Entscheidung gewesen. Zum anderen ist Singhammer, Bundestagsabgeordneter im Münchner Norden, aber sehr betroffen, dass »die Bundeswehrverwaltung in der Dachauer Straße zum großen Teil wegverlagert wird.«

Bei der Münchner SPD stößt die Entscheidung aus Berlin, die Fürst-Wrede-Kaserne nicht aufzulösen, hingegen auf Kritik. So hatte sich Oberbürgermeister Christian Ude bereits im Vorfeld bei Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière für die Schließung der Münchner Bundeswehrstandorte (mit Ausnahme der Sanitätsakademie und der Bundeswehruniversität) stark gemacht und hätte auf dem Areal der Fürst-Wrede-Kaserne lieber ein neues Wohnquartier geschaffen. »Es ist verwunderlich, dass das Angebot an die Bundeswehr, in München Kasernenareale zu Wohnungsbauzwecken zu nutzen, nicht aufgegriffen wurde«, so Ude. Damit hätte man sowohl die Probleme strukturschwacher Gebiete als auch den Münchner Wohnungsmangel mildern können, hatte der OB im Vorfeld argumentiert.

Die Münchner CSU hält Udes Vorgehen für falsch. Ein anderes Verhalten des OB hätte in München eine größere Zahl von Bundeswehr-Stellen retten können, glaubt Singhammer. Die Entscheidung von Bundesverteidigungsminister de Maizière »hätte anders ausfallen können, wenn OB Ude nicht die Bundeswehr zum Abzug gedrängt hätte – als einziger Stadtchef in Deutschland.« Auch die CSU im Münchner Stadtrat bedauere den geplanten Bundeswehr-Abzug aus München, wie der Fraktionsvorsitzende der Rats-CSU, Josef Schmid, mitteilte. Zugleich forderte er, dass die Stadt den Standort des Kreiswehrersatzamtes an der Dachauer Straße, der nun aufgelöst wird, nicht im üblichen Rahmen überplane, sondern als Fläche für ein Olympisches Dorf für Olympia 2022 vorgehalten werde. Alexander Reissl, Chef der SPD-Stadtratsfraktion, glaubt, dass die Auflösung der Dienststellen an der Dachauer Straße eine Olympia-Bewerbung Münchens für 2022 beflügeln könnte. Es müsse in den kommenden neun bis 14 Monaten entschieden werden, ob München sich nach der Niederlage für Olympia 2018 noch einmal bewirbt. Das Bundeswehr-Gelände an der Dachauer Straße »ist das letzte Olympiapark-nahe Gelände, das für ein Olympisches Dorf zur Verfügung stehen würde«, betonte Reissl auf Nachfrage.

Der Bund hätte im Übrigen für den Fall, dass München den Zuschlag für die Olympischen Winterspiele 2018 bekommen hätte, das Bundeswehr-Areal an der Dachauer Straße zur Verfügung gestellt. Reissl geht davon aus, dass die Grundstückszusage des Bundes auch für Olympia 2022 gelte. CSU-Politiker Singhammer übt unterdessen scharfe Kritik an der Stadtspitze in Sachen Wohnungsbau auf den ehemaligen Kasernenflächen im Münchner Norden. Bevor OB Ude und die rot-grüne Stadtratsmehrheit »immer wieder neue Bundeswehr-Flächen einfordern, sollte die Stadt doch erst einmal auf den bereits freigegebenen Kasernenarealen der Bundeswehr Wohnungsbau auf die Beine stellen«, forderte Singhammer. Selbst von einem SPD-Mann im Münchner Norden, dem Vorsitzenden des Bezirksausschusses Schwabing-Freimann, Werner Lederer-Piloty, kommt Kritik. Das Gelände der ehemaligen Funkkaserne an der Domagkstraße gehöre schon seit mehr als zehn Jahren der Stadt, doch »es ist noch nichts gebaut«.

Das Planungsverfahren der Stadt »geht zu langsam voran«, monierte Lederer-Piloty. Die Stadt brauche wegen des starken Zuzugs dringend Flächen, auch die der Bundeswehr. Der Stadtteilpolitiker hätte deshalb auch die Auflösung der Fürst-Wrede-Kaserne an der Ingolstädter Straße 240 in Freimann begrüßt und dort den Bau eines neuen Wohnviertels – woraus ja nun nichts wird. Direkt gegenüber steht die Sanitätsakademie der Bundeswehr (früher Ernst-von-Bergmann-Kaserne genannt). Sie bleibt ebenfalls erhalten, wie die Fürst-Wrede-Kaserne. Die Sanitätsakademie gehört jedoch zum Stadtbezirk Milbertshofen-Am Hart.

Die Bezirksausschussvorsitzende Antonie Thomsen (SPD) ist »absolut für den Erhalt dieser Lehrkaserne.« Der Bund habe viel Geld in die Sanitätsakademie investiert, erklärte die Stadtteilpolitikerin auf Nachfrage. Auch in die gegenüberliegende Fürst-Wrede-Kaserne wurde viel Geld gesteckt, wenn auch nicht sofort alles vom Bund. Vielmehr wurde die Kaserne von 2008 bis 2010 im Rahmen einer so genannten öffentlich-privaten Partnerschaft von einer Hochtief-Tochter umgebaut, saniert und wird von ihr bis 2028 betrieben. Ein Rückzug der Bundeswehr aus der Fürst-Wrede-Kaserne wäre also teuer geworden. Wally Schmidt

Artikel vom 31.10.2011
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