Junge Schwabingerin holt Modedesignpreis in Wien

Schwabing · Ab auf den Laufsteg

Gerne in der Natur und neuerdings in der Glitzerwelt der Mode: Nachwuchs­talent Sanela Zivkovic aus Schwabing	Foto: scy

Gerne in der Natur und neuerdings in der Glitzerwelt der Mode: Nachwuchs­talent Sanela Zivkovic aus Schwabing Foto: scy

Schwabing · Sie hat einfach zum Stift gegriffen und losgezeichnet. Nur eine halbe Stunde später war sie fertig. Das Ergebnis: der Entwurf eines futuristisch anmutenden Outfits in Gelb und Schwarz. Eine Art trendy Variante des Münchner Kindls. Sanela war selbst überrascht.

»Das sieht ja richtig gut aus«, dachte sie sich. Und das dachten auch andere – Sanelas Entwurf ging bei dem Modewettbewerb »Kids In Fashion Wien« ins Rennen. Und begeisterte. Sanela Zivkovic aus Schwabing, zwölf Jahre alt, gehört zu den diesjährigen Preisträgern. Als ihr eine Lehrerin die Nachricht überbrachte, konnte die frisch gekürte Nachwuchs-Designerin ihr Glück kaum fassen. Sie sei sehr überrascht gewesen, aber auch stolz. »Das ist schon toll, dass man mit dem Erfolg hat, was man macht«, sagt die Siebtklässlerin mit strahlenden Augen. »Kids In Fashion Wien« ist ein Designwettbewerb für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene von vier bis 23 Jahren an dem sich jährlich mehrere tausend Kinder und Jugendliche aus Österreich beteiligen. 

Die 60 besten Entwürfe werden von Wiener Modeschulen umgesetzt und von jugendlichen Models in einer professionell choreografierten Modenschau präsentiert. Seit drei Jahren gibt es eine eigene »München-Kategorie« – Kultur & Spielraum e.V. ist seit 2008 Partner von »Kids In Fashion Wien« und verantwortlich für die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen aus München. Neben Sanela konnte in diesem Jahr auch Lara Broderick aus Neuhausen, 14 Jahre alt, die Jury überzeugen. Anfang Oktober saßen die beiden Teenager dann neben anderen aufgeregten Jung-Designern im Palais Kabelwerk in Wien bei einer Modenschau, in der ihre Entwürfe präsentiert wurden. »Als ich mein Kleid zum ersten Mal an einem Model gesehen habe, das war echt toll«, erzählt Sanela. Zusammen mit dem Model wurde sie dann auf den Laufsteg geschickt. »Ein bisschen aufgeregt war ich natürlich schon. Und ein bisschen habe ich mich auch wie ein Star gefühlt«, verrät die sympathische Wirtschaftsschülerin. »Das Schönste aber war, dass ich zeigen konnte: Das, was ihr seht, ist meins.«

Sanela ist dabei kein völlig modeverrücktes Mädchen, das nichts anderes zu tun hat als in Modezeitschriften zu blättern und nach den neuesten Trends zu jagen. Die Auseinandersetzung mit Mode geschieht eher nebenbei. »Klar, Mode finde ich spannend. Ich gucke mir beispielsweise gerne an, was die Leute tragen und überlege mir, was mir gefällt und was nicht«, sagt Sanela. Sie selbst entscheidet sich gerne für Klamotten, die nicht jeder trägt. Fündig wird sie oft im Kleiderschrank der Oma. Auch zum Fototermin mit den Schwabinger Seiten kommt sie in einem von Omas Langarm-Shirts aus den Siebzigern. »Man sollte das tragen, was einem selbst gefällt und nicht das, was andere gut finden«, ist ihre Devise. Sanela lacht viel, wirkt fröhlich. »So bin ich, ich bin fast nie schlecht drauf«, sagt sie. Gelb sei ihre Lieblingsfarbe. Weil sie bei Gelb sofort an die Sonne denkt, und weil es voller Kraft ist und Lebensfreude. Dass ihr der Entwurf so leicht von der Hand gegangen ist, kein Wunder übrigens: »Ich habe viel Fantasie. Und außerdem liebe ich es, zu zeichnen«, so die junge Schwabingerin. »Wenn ich zeichne, kann ich das ausdrücken, was ich fühle.« Vielleicht werde sie eines Tages Architektin. Ihre Augen leuchten, als sie darüber spricht. Andererseits, vielleicht kommt es auch ganz anders. Bloß nicht zu viel planen, bloß nicht zu viel sich den Kopf über Zukünftiges zerbrechen. Auch das ist typisch für Sanela. »Ich mache mir keine Sorgen«, sagt sie. Und sonst? »Im Grunde tue ich das, was jeder normale Teenager tut. Ich singe, ich tanze, ich treffe Freunde.« Andererseits, ganz so typisch ist sie auch wieder nicht. Ihr Computer beispielsweise bleibt meistens aus. Ein Profil auf Facebook – uninteressant. »Ich verstehe nicht, warum das jetzt jeder haben muss«, so Sanela.

Sie sammelt die Menschen lieber persönlich um sich und genießt, wenn beispielsweise die Familie im Haus des Opas in Bosnien zusammen kommt, so wie jeden Sommer. Und wenn Sanela mal Ruhe braucht, dann geht sie am liebsten in die Natur. Und die Ideen für die nächsten Entwürfe, die kommen dann ganz von alleine. »Wenn ich zu sehr nachdenke, kann ich nicht mehr klar denken«, sagt sie. »Ich vertraue lieber darauf, was mir spontan in den Sinn kommt.« Ob sie ihr Talent zum Beruf machen wird, ob sie in die Fußspuren beispielsweise eines 1-A-Designers wie Karl Lagerfeld treten wird, das möchte sie noch offen lassen. »Mal sehen, was kommt«, sagt Sanela, »Bei mir passieren die Dinge einfach so.« scy

Artikel vom 31.10.2011
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