Gedenkstein für schweres Unglück im Jahr 1945 enthüllt

Putzbrunn · Der Toten gedacht

Pfarrerin Barbara Hopfmüller, das Ehepaar Tomasini, Bürgermeister Edwin Klostermeier und Diakon Karl Stocker bei der Weihung des Gedenksteins.	Foto: aba

Pfarrerin Barbara Hopfmüller, das Ehepaar Tomasini, Bürgermeister Edwin Klostermeier und Diakon Karl Stocker bei der Weihung des Gedenksteins. Foto: aba

Putzbrunn · Die Erinnerungen schmerzen immer noch, auch nach 66 Jahren kommen vielen der gut 120 Anwesenden die Tränen, wenn sie an das schreckliche Unglück am 1. Juli 1945 denken.

Fünf Putzbrunner Kinder kamen an diesem Tag ums Leben, zwei weitere wurden schwer verletzt, als sie kurz nach ­Ende des Krieges mit einem gefundenen Sprengkörper spielten.

Letztes Wochenende, am Kirchweihsonntag, wurde nun in unmittelbarer Nähe zum Unglücksort, an der Bushaltestelle an der Glonner Straße, ein Gedenkstein für die Kinder enthüllt und geweiht. Eine große Bronzetafel mit den Namen der Verstorbenen ziert den über einen Meter hohen Gedenkstein aus Gneis, den Bürgermeister Edwin Klostermeier am Sonntag feierlich enthüllte. Viele Millionen Jahre alt ist der Brocken, gibt Zeugnis von der langen Geschichte der Erde, weiß Klostermeier, jetzt gibt er Zeugnis von einem schrecklichen Ereignis für Putzbrunn »das nie vergessen werden soll«.

Auch der 1. Juli 1945 war ein Sonntag gewesen. Die sieben Buben waren auf dem Rückweg von der Kirche, als sie das tödliche Spielzeug fanden. »Ich war gerade von der Kirche heim gekommen und dann habe ich den furchtbaren Knall gehört«, erinnert sich eine Zeitzeugin. Das Unglück versetzte den betroffenen Familien, aber auch der gesamten damals nur etwa 400 Einwohner zählenden Gemeinde, einen tiefen Schock. Auch heute noch kann man die Trauer und Anteilnahme spüren, vielen stehen Tränen in den Augen. Unter den Menschen die zur Enthüllung des Denkmals gekommen sind, sind viele Angehörige der Familien und Zeitzeugen des Ereignisses.

»Man denke nur an den Soldaten Himmelsbach, der am Nachmittag dieses Sonntags endlich glücklich aus dem Kriege heimkehrte, um zu erfahren, dass sein Sohn Johann nur wenige Stunden zuvor von einer Granate zerfetzt worden war.« Albert Tomasini versagt die Stimme, als er bei der Einweihung der Gedenkstätte von dem tragischen Ereignis spricht. Er selbst hat an diesem Tag mit Anton und Heinrich zwei seiner Brüder verloren, ein Umstand, der sein Leben und das seiner Familie nachhaltig prägte. Auch die Familien Kostelezky und Walter verloren ihre Söhne Rudolf und Franz. Nur die Buben Johann Knappich und Richard Hirschmann überlebten das Unglück, wenn auch mit schweren Verletzungen.

Seit vielen Jahren hatte sich Tomasini, dessen Familie ursprünglich aus Salurn in Südtirol stammt, für die Errichtung des Gedenksteins eingesetzt. Heute wünscht er sich: »Was gäbe ich darum, wenn es diesen Stein, diese Gedenktafel nicht gäbe. Und nicht den Anlass dafür.« Trost fanden die Angehörigen in den Worten von Diakon Stocker und Pfarrerin Hopfmüller, die das Denkmal in einer ökumenischen Messe weihten, begleitet vom Posaunenchor der Jubilategemeinde. Andrea Pietsch

Artikel vom 18.10.2011
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