Auf Herz und Rampen geprüft – Jugendliche listen Mängel auf

Giesing/Harlaching · Stadtteil-Viertel im Check der Jugend

Vollkommen neue Erfahrungen konnten die Teilnehmer des Viertel-Checks kürzlich machen. Foto: VA

Vollkommen neue Erfahrungen konnten die Teilnehmer des Viertel-Checks kürzlich machen. Foto: VA

Giesing/Harlaching · Seit drei Jahren gibt es das Projekt »Auf Herz und Rampen prüfen« des Kreisjugendring München-Stadt (KJR), bei dem Kinder und Jugendliche aus verschiedenen Schulen und Einrichtungen der offenen Kinder- und Jugendarbeit ihren Stadtteil auf Barrierefreiheit für Menschen mit Behinderung testen.

Die Teilnehmenden versetzen sich dabei in die Lage von Rollstuhlfahrern, Blinden und Sehbeeinträchtigten und erleben ihre gewohnte Umgebung mal aus einer ganz anderen Perspektive. Neun Jugendliche aus dem Kinder- und Jugendtreff FEZI am Wetterstein- platz hatten Ende September die Gelegenheit, ihr Viertel auf Herz und Rampen zu prüfen.

Ausgestattet mit Rollstühlen, Blindenlangstöcken, Augenbinden und Simulationsbrillen testete die Gruppe einige Stellen des Stadtteils Untergiesing auf Barrierefreiheit für Menschen mit Behinderung. Begleitet wurde sie dabei von einem Team des Projekts »Auf Herz und Rampen prüfen« des KJR – Menschen mit und ohne Behinderung, die ihnen mit Rat und Tat zur Seite standen. Eine Besonderheit des Projekts ist nämlich, dass die Kinder und Jugendlichen direkt in Kontakt mit Menschen mit Behinderung kommen und sich mit ihnen austauschen können. Außerdem begleitete sie Günther Görlich vom Bezirksausschuss 18, der die Schwierigkeiten im Stadtteil Untergiesing selbst erleben wollte. Für die Teilnehmenden aus dem Kinder- und Jugendtreff FEZI gab es zu-nächst eine Einführung in das Thema Behinderung und eine Erklärung zu den einzelnen Hilfsmitteln. Nach einer ausgiebigen Fragerunde wagten sich die Jugendlichen neugierig und motiviert in den öffentlichen Raum. Schnell stellten die Kinder fest, dass kurz nach dem Kinder- und Jugendtreff, in Richtung der Grünwalder Straße von der Fromundstraße kommend, kein Gehweg, sondern nur ein Radweg verläuft. Blinde Menschen können nicht erkennen, dass es ein Fahrradweg ist und könnten möglicherweise Probleme mit den Radfahrern bekommen. Ein Jugendlicher bemerkte, dass an der Ampelquerung an der Grünwalder Straße auf Höhe des U-Bahn-Liftes Wettersteinplatz zwar eine Ampel mit einem taktil-akustischen Signal ausgestattet ist, jedoch ist die Grünphase so kurz, dass es unmöglich ist, die Straße innerhalb einer Phase zu überqueren. Als die Kinder in den Supermarkt an der Grünwalder Straße gingen, stellten sie zuerst positiv fest, dass der Supermarkt eine Rampe hat, allerdings sind die Gänge innen so eng, dass es für Rollstuhlfahrer an manchen Stellen unmöglich ist, an die Waren zu kommen. »Alle haben mich angeguckt und hatten komische Gesichter«, stellte ein Mädchen fest, als es gerade im Rollstuhl saß und versuchte eine hohe Stufe zu überwinden.

Die Kinder kamen voller Eindrücke zurück in den Kinder- und Jugendtreff und bedankten sich herzlich für diese einmaligen Erfahrungen, die ihnen das Projekt ermöglichte. Die Listen der festgestellten baulichen Mängel werden im Anschluss an den Stadtteilcheck an den zuständigen BA Untergiesing übergeben, mit der Bitte, diese zu beheben.

Das Projekt »Auf Herz und Rampen prüfen« ist nicht nur in Untergiesing, sondern in allen 25 Stadtbezirken unterwegs, immer mit Kindern und Jugendlichen Münchner Schulen und Freizeiteinrichtungen.

Das Projekt wird von der LH München finanziert, so dass teilnehmende Schulen und Einrichtungen kostenlos einen Stadtteilcheck durchführen können.

Artikel vom 30.09.2011
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