Angst vor noch mehr Verkehr durch neues Einkaufszentrum

Putzbrunn · Anwohnerprotest

So könnte das neue Einkaufszentrum in der Waldkolonie aussehen: Unten Vollsortimenter, oben Wohnungen, dahinter Reihenhäuser. 	Foto: Höldrich Architekten

So könnte das neue Einkaufszentrum in der Waldkolonie aussehen: Unten Vollsortimenter, oben Wohnungen, dahinter Reihenhäuser. Foto: Höldrich Architekten

Putzbrunn · Ein Einkaufszentrum für die Putzbrunner Waldkolonie – diese Idee schlug in den vergangenen Wochen beachtliche Wellen unter den Anwohnern der Siedlung.

Bei der letzten Sitzung des Gemeinderates hatte der Vertreter einer großen Supermarktkette die Entwürfe für ein über 2.000 Quadratmeter großes Einzelhandels-Ensemble auf dem freien Grundstück an der Ecke Ottobrunner Straße und Oedenstockacher Straße vorgestellt. Im September stehen die Planungen nun abermals auf der Tagesordnung der Gemeinderatssitzung. Neben dem Herzstück des ebenerdig geplanten Einkaufszentrums – einem Vollsortiments-Supermarkt – könnten auch ein Getränkehandel, eine Drogerie, eine Apotheke und möglicherweise sogar ein Café dort einziehen. Bis zu 200 ober- und unterirdische Parkplätze wären dafür vorgesehen. Auf und hinter dem Gebäude wäre dann noch Platz genug für Maisonette-Wohnungen mit Dachterrassen und ein Reihenhaus, so der Vorschlag der Planer.

Die erste Reaktion des Gemeinderats auf die Pläne fiel verhalten positiv aus: Von fußläufigem Einkaufen, eigenständigem Ortsteil, Arbeitsplätzen und Gewerbesteuereinnahmen war da die Rede. Mit großem Argwohn betrachten dagegen die Anwohner die Vorschläge. Gut 70 von ihnen haben sich bei einem von der »Gemeinschaft Pro Putzbrunn« (GPP) initiiertem Bürgerforum getroffen und ausgetauscht. Und schon zeichnet sich Widerstand gegen die Pläne ab: Eine Flyeraktion und eine Meinungsumfrage per E-Mail wurden gestartet, auch eine Unterschriftenliste der Bürgerinitiative »Lebenswerte Waldkolonie« gegen das Vorhaben ist bereits im Umlauf.

Unnötig sei ein solch großes Einkaufszentrum in der Waldkolonie finden viele, immerhin sei die Nahversorgung durch das nur wenige hundert Meter entfernte ­Gewerbegebiet am Nord­ende der Oedenstockacher Straße längst gewährleistet, erläutert Anwohnerin Judy Brose. Und auch die in Aussicht gestellten Arbeitsplätze und Gewerbesteuereinnahmen können die Anwohner nicht überzeugen. Durch die Verlagerung der Kaufkraft in ein neues Einkaufszentrum wird es Probleme bei den bestehenden Gewerbebetrieben geben und diese müssten womöglich sogar schließen, befürchten sie. Doch abgesehen davon, ob das Einkaufszentrum sinnvoll ist oder nicht, die größte Sorge der Anwohner sei eine noch höhere Verkehrsbelastung der Waldkolonie, als es ohnehin schon der Fall ist, berichtet Robert Böck, der Fraktionsvorsitzende der GPP aus dem Bürgerforum. »Die Situation ist jetzt schon nicht befriedigend«, weiß Böck. Sowohl in der Ottobrunner Straße als auch in der Oedenstockacher Straße seien die Anwohner heute bereits sehr belastet.

Zusätzlicher Kunden- und Lieferverkehr, sowie die notwendigen Lüftungs- und Kühlungsanlagen der Geschäfte würden dann zu einer noch höheren Lärm- und Schadstoffbelastung in der Siedlung führen. Damit würde eigentlich genau das Gegenteil dessen erreicht, was sich die Putzbrunner in ihrem Ortsleitbild für zukünftige Planungen selbst vorgenommen haben: die »größtmögliche Verkehrsentlastung aller Ortsteile«, ein »akzeptables Lärmschutzkonzept«, die Verhinderung und Reduzierung von Emissionen und die »Reduzierung des Verkehrslärms wie auch der Feinstaubbelastung«.

Ohnehin ist fraglich, ob ein Gewerbegebiet dieser Größe überhaupt zulässig wäre, denn das anvisierte Grundstück befindet sich im allgemeinen Wohngebiet der Waldkolonie. Genau das will Bürgermeister Edwin Klostermeier nun auch erst einmal beim Landratsamt und der Regierung von Oberbayern klären lassen. Denn »jedes Jahr kommt der Investor und fragt, was er auf dem Grundstück bauen kann, und wir können es nicht sagen«, moniert er. Bis dahin will er sich mit seiner Meinung zum Projekt nicht endgültig festlegen: »Ich bin ein Mensch, der nicht gleich von vorne herein ja oder nein sagt, aber ich betrachte das mit einer gewissen Skepsis, vor allem was die Größe betrifft. Meine Tendenz: Das Projekt ist etwas überdimensioniert«, so Klostermeier.

Pietsch

Artikel vom 27.09.2011
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