Grünwald · Playoffs stehen an

Die Bundesliga-Softballerinnen der Grünwald Jesters (hier Teile des Teams um Abt. Leiterin Nadja Wojak 3. li.) brennen nach bisher so erfolgreicher Aufstiegssaison auf die Bundesliga-Playoffs. Foto: Hettich

Grünwald · Die Damen der Grünwald Jesters sorgen bereits in ihrer ersten Saison im Oberhaus der Softball-Bundesliga für reichlich Furore. Mit dem Einzug in die Meisterschafts-Playoffs am 3./4. September schaffte die junge Truppe aus dem Grünwalder Freizeitpark eine echte Überraschung.

Wichtiger noch: Der Aufsteiger hat durch diesen Erfolg den vor der Saison als festes Ziel ausgerufenen Klassenerhalt bereits fixiert. Da machte es vor Wochenfrist auch nichts mehr aus, dass die »Hofnärrinnen« – so die deutsche Übersetzung von »Jesters« – zum Abschluss der Punkterunde in der Südstaffel der Bundesliga gegen die Darmstadt Rockets zweimal unglücklich mit 3:4 und 1:3 (nach Verlängerung) verloren. Bereits vorher waren die Playoff-Tickets aufgrund einer hervorragenden Premierensaison gelöst.

Ernst wird es für die Newcomerinnen jetzt am kommenden Wochenende. In der Serie nach dem US-amerikanischen Spielemodus »best of five« sind drei Siege nötig, um in den Playoffs zu bestehen. Los geht es dabei mit zwei Partien im Freizeitpark Grünwald (Samstag, 3. September, 13 Uhr). Doch die Latte für den Neuling liegt hoch: Im Überkreuzvergleich müssen die Grün-Weißen gegen den Ersten der Nordgruppe ran: die Neunkirchen Nightmares sind dabei der Gegner und zugleich neben den Mannheim Tornados der Topfavorit für die Meisterschaftsendrunde der deutschlandweit besten acht Teams aus Nord und Süd. Während Neunkirchen zum Siegen verdammt ist, ist die erste Playoffrunde für die jungen Grünwalderinnen ein echtes Zusatzschmankerl. »Wir hoffen auf viel Zuschauerresonanz und kräftige Unterstützung für uns«, rührt Abteilungsleiterin Nadja Wojak die Werbetrommel.

Sportlichen Einblick verschafft

Die Baseball- und Softballabteilung des TSV Grünwald wurde vor 20 Jahren gegründet. Anfangs bestachen hier die Baseball-Herren mit ihren Leistungen, die 1993 durch den Bundesligaaufstieg gekrönt wurden. In die Fußstapfen des Herrenteams traten nach dessen Auflösung die Damen der »Jesters«. Im Softball, der weiblichen Version des Baseballs, errang das Team Zug um Zug während der letzten Jahre tolle Erfolge – nach zwei bayerischen Meistertiteln 2005 und 2010 wurde die Historie des Grünwalder Damen-Softballs durch den Aufstieg in die Bundesliga vor dieser Saison gekrönt. »Wir wollen uns in dieser Liga in den kommenden Jahren etablieren – wer weiß, vielleicht können wir dann einmal ernsthaft um die Deutsche Meisterschaft mitspielen«, hofft Nadja Wojak. Allerdings seien Meisterehren derzeit noch absolute Zukunftsmusik. Noch ist das Team im Altersdurchschnitt sehr jung und mache auf höchstem Niveau noch eine Art Lernprozess durch. »Aber unser Zulauf ist enorm«, freut sich die Organisatorin Wojak.

In den letzten Monaten hatte man an Schulen an der Region für die in den USA längst etablierte Frauensportart heftig geworben und um Talente gebuhlt. »Mit Erfolg«, ist Wojak zurecht stolz. Denn nicht nur ein Bundesligateam schicken die Jesters ins Rennen – mit einer zusätzlichen Landesligamannschaft und einem – allerdings noch nicht im Ligabetrieb befindlichen – Nachwuchskader »U13« formt man die Talente quasi unter eigenem Dach. »Das hat längst Erfolg«, weiß Wojak und verweist auf Aliena Feuchtgraber. Die erst 16 Jahre alte Grünwalderin agiert bereits erfolgreich im Bundesligateam als »Left field« und ist laut Wojak aus der Formation »nicht mehr wegzudenken«. Auch US-amerikanische Starspielerinnen treten hierzulande als Hitter (Schläger) auf das Wurfmal und setzen zum punkteträchtigen »Homerun« an.

Begehrte amerikanische Spielerinnen

»Die US-Amerikanerinnen mit ihrer Klasse und Erfahrung befördern den Sport auch hierzulande auf ein höheres Niveau«, weiß Wojak. Mit Chefcoach Elke Brown-Hinrainer, Jessica Hinrainer, Erin Floros oder Monica Alnes vertraut man auch im Münchner Süden auf diese geballte, amerikanische Softball-Kompetenz. »Der Kontakt läuft natürlich über spezielle Internetseiten, mit deren Hilfe Vereine und Spielerinnen Kontakt aufnehmen können. Die Vorbereitungen für die nächste Saison laufen auch in dieser Richtung bereits wieder«, verrät Wojak aber noch keine Details zum künftigen Jesters-Personal. Erst einmal geht es mit voller Kraft gegen Neunkirchen. »Wir wollen uns auch dort als potentieller Außenseiter stark präsentieren«, betont die Jesters-Steuerfrau. Noch verstärkt präsentieren wollen sich die Jesters auch in der eigenen Gemeinde. »Wir werden zwar mittlerweile stärker wahrgenommen, aber gerade von der örtlichen Politik auch noch als Exoten gesehen«, meint Wojak. Tolle Unterstützung dagegen erfährt die rund 50 Mitglieder starke Softball-Fraktion als reguläre Abteilung im TSV Grünwald. »Wir werden vom Vorstand toll unterstützt – zudem bietet uns der Freizeitpark stets eine toll gepflegte Anlage für Training und Spiele.«

Interessierte sollten sich einfach einmal eine Partie im Grünwalder Freizeitpark ansehen. Übrigens: Speis und Trank wird auch in den Playoffs rund um das im Norden des Freizeitparks gelegene Spielfeld gereicht. »Viele Spielerinnen-Muttis sind in Sachen Kuchen oder Getränke sehr aktiv«, lobt Wojak. »Da greifen auch wir Akteure gerne zu«, lacht sie. Klar: Satter Bundesligaerfolg braucht auch eine gute Unterlage. Im »Familienbetrieb Jesters« funktioniert dieser Kreislauf. Harald Hettich

Artikel vom 30.08.2011
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