CSU-Politikerin Niebler bestimmt ZDF-Programm mit

Vaterstetten/München · Was gucken wir heute?

Die CSU-Politikerin Angelika Niebler, hier in ihrem mobilen Europa-Büro in Murnau, hat auch beim ZDF ein Wörtchen mitzureden. 	Foto: sf

Die CSU-Politikerin Angelika Niebler, hier in ihrem mobilen Europa-Büro in Murnau, hat auch beim ZDF ein Wörtchen mitzureden. Foto: sf

Vaterstetten/München · Die Vaterstettener CSU-Politikerin Angelika Niebler bekleidet eine lange Liste an Ämtern: Sie ist seit 1999 Europa-Abgeordnete, seit 2009 Landesvorsitzende der FU Bayern, ebenfalls seit 2009 Mitglied der CSU-Wirtschaftskommission, seit 2011 Vorsitzende des CSU-Kreisverbandes Ebersberg und dazu kommen noch Ehrenämter.

Zu einem Amt jedoch ist die Rechtsanwältin und Mutter von zwei Kindern nach eigener Aussage „sehr überraschend“ gekommen: Im Jahr 2000 berief die Ministerpräsidentenkonferenz Angelika Niebler in den Fernsehrat des ZDF als Vertreterin der Freien Berufe. Niebler gehört nämlich als Rechtsanwältin dazu. „Anregungen und Kritik der Zuschauer nehmen wir sehr ernst“, sagt Niebler über ihr Amt. Meistens werde moniert, dass die politische Berichterstattung nicht ausgewogen sei. Wenn es beispielsweise um das Thema Kernenergie geht, müssen Pro und Contra gleichermaßen in den Beiträgen berücksichtigt werden. Niebler schaut sich die Beiträge dann an, um entscheiden zu können, ob die Kritik berechtigt ist.

Seit 2009 ist die Politikerin Mitglied des Programmausschusses Chefredaktion. Das Gremium ist für die Programmbereiche Politik, Information und Sport zuständig. Dazu zählen unter anderem sämtliche Nachrichtensendungen (etwa „heute“, „heute-journal“), Magazinsendungen („Morgenmagazin“, „Mittagsmagazin“, „Frontal 21“, „ZDF.reporter“, „Leute heute“), der Programmbereich Zeitgeschichte/Zeitgeschehen (wie „history“) und das „Aktuelle Sportstudio“. Der Fernsehrat stellt Richtlinien für die Sendungen des ZDF auf, wählt den Intendanten und berät ihn in Programmfragen. Das Gremium überwacht die Einhaltung der Programmrichtlinien und der im Rundfunkstaatsvertrag aufgestellten Grundsätze. Außerdem ist der Fernsehrat Ansprechpartner für die Zuschauer.

Ein großes Thema, das Niebler viel Zeit auf unzähligen Sondersitzungen gekostet hat, war der so genannte Drei-Stufen-Test. Dabei handelt es sich um ein Verfahren, nach dem seit Inkrafttreten des zwölften Rundfunk-Änderungsstaatsvertrages im Juni 2009 alle bestehenden, neuen und veränderten Telemedienangebote genehmigt werden. „Wir haben den gesamten Bestand von ZDF, Phönix und 3Sat auf den Prüfstand gestellt“, erzählt Niebler. Eine große Rolle habe dabei auch der Online-Auftritt des Senders gespielt, der ohnehin umstritten war. „Dabei ging es um Fragen wie Abgrenzung zu den Printmedien, also ob die öffentlich-rechtlichen Sender durch die Publizierung von Textbeiträgen im Netz einen Wettbewerbsvorteil gegenüber der Printbranche erhalten.“ Außerdem, sagt Niebler weiter, um Rechte an bestimmten Großevents wie die Champions-League, wie lange Inhalte im Netz bleiben dürfen und mehr.

Auch die Frage, wie man jüngeres Publikum erreichen könne, ist im Gremium ein Dauerbrenner. „Kein einfaches Thema für den Rat, wenn man bedenkt, dass ich zu den jüngsten Mitgliedern gehöre“, sagt die 48-Jährige lächelnd. ZDFKultur und ZDFNeo sind Ergebnisse dieser Bemühungen um junge Zuschauer. Laut Niebler hat das öffentlich-rechtliche Fernsehen auf der einen Seite die Vorgabe, ein „alle Bereiche umfassendes und qualitativ hochwertiges Programm zu bieten, das nicht auf Einschaltquoten abzielt“. Auf der anderen Seite müsse es seine Inhalte den privaten Sendern ein wenig anpassen, „weil sonst niemand mehr die Öffentlich-Rechtlichen einschaltet“.

Zuhause in ihrer Familie ist Fernsehen kein Thema. „Wir schauen sehr wenig“, erklärt die zweifache Mutter, die mit Michael Niebler, CSU-Mitglied im Gemeinderat Vaterstetten, verheiratet ist. Und wenn, dann würden gezielt Sendungen aus dem Programm ausgesucht werden. Außerdem sei bei Sohn Alexander (12) momentan eher Facebook angesagt. Der fünfjährige Daniel darf ausgewählte Kindersendungen sehen, aber nur zeitlich begrenzt.

Der in der Medienpolitik als sehr einflussreich geltende ZDF-Fernsehrat setzt sich aus 77 Mitgliedern aus allen politischen und gesellschaftlichen Gruppen zusammen. Dazu zählen unter anderem Vertreter der Bundesregierung, der 16 Bundesländer und der Kommunen, der Kirchen, Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände, des Sports und der Umweltverbände. Der Freistaat Bayern kann ein Mitglied der Staatsregierung in den Fernsehrat entsenden und hat das Vorschlagsrecht für einen Vertreter der Freien Berufe.

Von Sybille Föll

Artikel vom 17.08.2011
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