Innerhalb einer Woche kündigen zwei EHC-Profis – Noah Clarke kommt aus Augsburg

München · Readys Abmeldung wie bei einer Geburtstagsfeier

Jürgen Bochanski (EHC), Dirk Kemmer (BMW), Thomas Kriner (EHC) und Pat Cortina (EHC, vorne v. li.)  mit dem gesamten Spielerkader des EHC München.	Foto: BMW

Jürgen Bochanski (EHC), Dirk Kemmer (BMW), Thomas Kriner (EHC) und Pat Cortina (EHC, vorne v. li.) mit dem gesamten Spielerkader des EHC München. Foto: BMW

München · Brandon Dietrich steckte den Kopf in die Tür und fragte EHC-Manager Christian Winkler: »Welchen soll ich nehmen?« Winklers Antwort: »Nummer 17. Den von Mike.« Mike, das ist Mike Kompon, kanadischer Stürmer, der eigentlich am Montag mit seinen Teamkollegen in die Saisonvorbereitung des EHC einsteigen sollte. Doch vor rund eineinhalb Wochen kündigte der Rekordscorer des EHC seinen Vertrag, um in der Heimat Trainer zu werden.

Von Jan Lüdeke

Also bekam Dietrich Kompons Wagen, als die EHC-Profis am Montag mit neuen Dienstautos ausgerüstet wurden. Auch ein zweiter Wagen wechselt den Besitzer. Der ursprünglich für ­Ryan Ready vorgesehene BMW wird künftig vom US-Amerikaner Noah Clarke gefahren.

Denn nur wenige Tage nach dem Abschied Kompons mussten die EHC-Verantwortlichen den nächsten Schock verdauen – einen noch größeren. Auch Ryan Ready kündigte seinen Vertrag beim EHC. Für den Kanadier und seine Familie waren bereits Flug­tickets gebucht, seiner Anfrage nach einer größeren Wohnung war der Verein nachgekommen. Doch dann erhielt Christian Winkler eine E-Mail. »So meldet man sich eigentlich ab, wenn man zu einer Geburtstagsfeier nicht kommen kann. Ryan aber hat eine Organisation, eine Mannschaft einfach im Stich gelassen«, echauffierte sich Winkler.

Der EHC-Manager geriet nach der Ready-Geschichte ins Grübeln. »Im ersten Moment dachte ich, ich müsste mich vielleicht ändern, mal mehr zum Arschloch werden«, sagte Winkler, »aber wir werden uns nicht verbiegen, wir werden unserer Strategie treu bleiben.« Diese Strategie heißt: Bei Neuverpflichtungen auf den Charakter achten, darauf, dass der Spieler ins Team passt. Ready ist nun in einer Schublade verstaut. Deren Aufschrift: »Hier haben wir uns getäuscht«. Der Kanadier musste im Auflösungsvertrag unterschreiben, dass er in den kommenden zwei Jahren kein professionelles Eishockey spielen darf. Kompon, bei dem die Trennung ruhiger verlief, musste sich lediglich verpflichten, keinen neuen Vertrag in Deutschland zu unterzeichnen.

Ein Ersatz für Ready war schnell gefunden. Der steckt in der Schublade »Glücksfall«. Noah Clarke spielte in der vergangenen Spielzeit eine überragende Saison bei den Augsburger Panthern, bereitete 30 Treffer vor. Dass der EHC den US-Amerikaner holen konnte, liegt daran, dass sich Clarke im Sommer verzockte. Ein neues Angebot der Augsburger lehnte er ab. Er wäre gerne zum Deutschen Meister Eisbären Berlin gewechselt, der auch seine Reihenkollegen aus der Vorsaison, Barry Tallackson und Darin Olver unter Vertrag nahm. Doch hieraus wurde nichts. In Clarke sehen Winkler und Cortina den Teamplayer, den sie sich wünschen. »Er ist ein toller Schlittschuhläufer, ein harter Arbeiter, agiert professionell, defensiv aufmerksam. Er passt gut bei uns rein«, beschreibt Pat Cortina seinen neuen Schützling. Schwächen hat Clarke allerdings beim Abschluss.

Brandon Dietrich wird seinen neuen Dienstwagen übrigens erstmal nur sechs Wochen behalten dürfen. Solange läuft sein sogenannter Try-Out-Vertrag. Nach achtmonatiger Verletzungspause (Kreuzbandriss) darf sich der Stürmer in der Vorbereitung für einen neuen Kontrakt empfehlen. Er wäre der willkommene Ersatz für Kompon. Seine Weiterverpflichtung würde auch einen größeren Umbruch verhindern. Winkler immerhin glaubt, dass die überraschenden Abgänge von Kompon und Ready keinen Einfluss auf die Stimmung in der Mannschaft haben werden. »Die Spieler haben ja selbst entschieden, dass sie nicht mehr Teil dieses Teams sein werden. Das wird keine Unruhe bei uns reinbringen.«

Artikel vom 09.08.2011
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