Bundesfreiwilligendienst: In München fehlen Bewerber

München · „Keiner kennt sich richtig aus“

Judith Leppa vom ASZ Milbertshofen hat gut lachen: Anfang September tritt dort ein BFD-Bewerber seinen Dienst an. Foto: js

Judith Leppa vom ASZ Milbertshofen hat gut lachen: Anfang September tritt dort ein BFD-Bewerber seinen Dienst an. Foto: js

München · Sozialverbände laufen Sturm: Der im Juli eingeführte Bundesfreiwilligendienst (BFD) soll nun nicht mehr nur den Zivildienst, sondern auch Stellen aus dem Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) ersetzen. Doch es fehlt an Bewerbern. Auch in München.

Soziale Einrichtungen, insbesondere die Alten- und Service-Zentren (ASZ), klagen über personelle Engpässe. Die geplante Koppelung des FSJ an den BFD sei „eine Katastrophe“, klagt Adelheid Utters-Adam, Sprecherin der Münchner Caritas. Ihre Institution habe sich bereits gegen die Abschaffung des Zivildienstes ausgesprochen. Nun seien zusätzlich noch Kürzungen beim FSJ zu erwarten. Um Fördergelder für drei FSJ-Stellen zu erhalten, sollen laut Bundesfamilienministerium nämlich künftig zwei BFD-Stellen geschaffen werden. Das Problem: Während beim altbekannten FSJ der Zulauf nach wie vor hoch ist, entscheiden sich bisher nur wenige Menschen für den BFD. Unterstützung erhalten die Verbände von der Bayerischen Sozialministerin Christine Haderthauer. Durch die Pläne des Bundes würden „FSJ-Bewerber abgeschreckt“ veröffentlichte sie jüngst in einer Pressemeldung: „Das werde ich nicht hinnehmen.“ Die Forderung der Landesversammlung der Seniorenunion in Regensburg nach Einführung eines verpflichtenden Jahres für alle, halten dagegen die Freien Wähler für die sinnvollste Lösung, um das Problem zu lösen.

Weitere Artikel zum Thema

Der BFD hat anscheinend ein Imageproblem: Er ist in der Bevölkerung nämlich noch weitgehend unbekannt. Doch weshalb ist das FSJ immer noch begehrter als der BFD? Einen vernünftigen Grund gibt es dafür nicht, meint Brigitte Tiator, die beim Landesverband der Arbeiterwohlfahrt (AWO) für die Freiwilligendienste zuständig ist: „Für junge Leute macht das fast keinen Unterschied.“ Beim BFD entfalle lediglich die Altersbegrenzung, die beim FSJ bei 27 Jahren liegt. Bei beiden Freiwilligendiensten arbeiten die Teilnehmer gegen ein Taschengeld in einer sozialen Einrichtung. Unterkunft und Verpflegung werden gestellt oder bezuschusst, außerdem sind die Hilfskräfte für den Zeitraum ihrer Tätigkeit in der gesetzlichen Sozialversicherung. Geleistet werden können die Dienste in der Alten- und Behindertenbetreuung sowie in der Jugendhilfe. In München habe die Caritas gerade einmal 14 Stellen des neuen Dienstes besetzen können, berichtet Utters-Adam: „Für das FSJ haben wir dagegen so viele Bewerbungen, dass wir gar nicht alle nehmen können.“

Vergeblich um einen Teilnehmer am BFD bemüht sich etwa das ASZ in der Berg-am-Laim-Straße. „Wir hatten eine Stelle ausgeschrieben, haben aber niemanden bekommen“, sagt Florian Elsas, sozialpädagogischer Mitarbeiter der Einrichtung. Arbeiten, die früher von Zivildienstleistenden verrichtet worden seien, würden nun zum Teil von Schülerpraktikanten übernommen. Doch auch das Pädagogische Personal müsse inzwischen bei hauswirtschaftlichen Tätigkeiten oder Fahrdiensten mithelfen.

Mehr Glück hatten die Mitarbeiter im ASZ Milbertshofen in der Schleißheimer Straße. Dort wird im kommenden September ein Bewerber des BFD seinen Dienst antreten. „Auch wir hatten Angst, wie es weiter- geht“, gesteht die stellvertretende Leiterin Judith Leppla. Jedoch habe sich für die angebotene Stelle sofort ein Bewerber gemeldet. Unterstützt wird das Personal außerdem seit Juni durch eine Teilnehmerin am FSJ. Für diesen Bereich sei die Nachfrage auch in ihrer Einrichtung weiterhin sehr hoch, sagt Leppla: „Wir mussten vielen absagen.“

Optimistisch ist indes Brigitte Tiator, von der AWO: „Ich habe gute Hoffnungen, dass wir unsere freien BFD-Stellen noch besetzen können.“ Etwa 50 davon würden in München derzeit angeboten, 25 seien bereits vergeben. Freie Plätze für das FSJ gebe es indes nicht mehr. Das ASZ am Sebastiansplatz in der Innenstadt hat die einstigen Zivildienstleistenden durch geringfügig Beschäftigte ersetzt. „Das ist natürlich teurer“, erklärt Christine Kellner, die Leiterin der Einrichtung. Sie bedaure den Wegfall des Wehrersatzdienstes: „Dadurch geht uns das jugendliche Element verloren, das unseren Senioren sehr gut getan hat.“ Ob künftig eine BFD-Stelle beantragt werde, sei noch unklar: „Keiner kennt sich richtig damit aus.“ Von Julia Stark

Artikel vom 04.08.2011
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...