Bürger wollen Windkraft - nur wohin?

Aßling · Wende bis 2022?

Optimaler Standort gesucht: Wo soll das Windrad stehen, wenn die Anlage eingerichtet wird?	Foto: VA

Optimaler Standort gesucht: Wo soll das Windrad stehen, wenn die Anlage eingerichtet wird? Foto: VA

Aßling · Bei einer Veranstaltung des Agendaarbeitskreises Energie hat Sepp Mittermeier von der Energiewende Vaterstetten kürzlich die Gefahren der Atomenergie und die Chancen der Erneuerbaren Energien gegenüber gestellt.

Nach Mittermeiers Vortrag wurde in der Diskussion der Teilnehmer schnell Unverständnis über die überzogene Ablehnung der geplanten Windkraftanlagen im Landkreis deutlich. Vor allem weil eine Anlage große Energiemengen erzeugen kann. Zwar wurde anerkannt, dass nach einem für alle Interessen optimalen Standort gesucht werden solle. Dennoch werde es in einem so dicht besiedelten Landkreis keinen Standort ohne Betroffene geben. Letztlich müsse in der Abwägung einerseits die erheblichen Risiken der Atomenergie für ganze Landstriche und Ballungsgebiete und andererseits die Belastung Einzelner gegenübergestellt werden.

Mittermeier ist sich sicher: „Die Energiewende bis 2022 ist technisch und auch aus wirtschaftlicher Sicht möglich – auch hier im Landkreis!“ Im Vergleich decke die Atomenergie weltweit derzeit nur 2,5 Prozent des Endenergiebedarfes (BRD 5,4 Prozent), erneuerbare Energien aber schon 15 Prozent (BRD 8,5 Prozent). Die verfügbaren Uranvorkommen seien begrenzt und schon in etwa 30 Jahren ist laut dem Referenten der Energiewende kein wirtschaftlich sinnvoller Abbau mehr möglich. „Je früher wir die Energiewende schaffen, desto besser“, sagt Mittermeier. Er erinnerte auch daran, dass der Uranabbau für Mensch und Umwelt erhebliche Risiken berge. Auch stellte er das Argument der wirtschaftlichen Atomenergie in Frage.

Einerseits sei der Atomstrom pro Kilowattstunde mit über 4 Cent subventioniert und andererseits seien viele Folgekosten der Atomenergie, wie der Rückbau der Anlagen oder die über zehntausenden von Jahren notwendige Endlagerung, im Strompreis nicht korrekt enthalten. Er verwies auch darauf, dass keines der Atomkraftwerke ausreichend versichert sei. „Es gibt weltweit keine Versicherung, die dies machen würde“ so Mittermeier.

Bei der Vorstellung der Studie zur Energiewende im Landkreis erinnerte er daran, dass moderne Windkraftanlagen im Landkreis umweltfreundlichen Strom für etwa 9 Cent liefern könnten und somit den Vergleich mit der Atomenergie jederzeit standhielten. Laut der Studie fließen derzeit jährlich etwa 60 Millionen Euro für den Bezug von Strom ab, demgegenüber müssten für den Aufbau von Ökostromkapazitäten im Landkreis jährlich 21 Millionen aufgebracht werden.

Seiner Einschätzung nach ist das derzeitige Konzept der Bundesregierung zum Atomausstieg unzureichend und schützt vor allem die großen Stromkonzerne. Insbesondere sprach er sich dagegen aus, Offshore-Strom der großen Stromkonzerne mit hohem Aufwand nach Bayern zu transportieren. „Wir brauchen eine stärkere Dezentralisierung der Energieversorgung, das ist ökologisch und wirtschaftlich sinnvoll.“ Mittermeier erinnerte daran, dass die Konzerne für die Stromproduktion auf dem Meer fast das Doppelte an Vergütung erhielten wie Windkraftanlagen in Bayern. Bei einer dezentralen Stromerzeugung durch einen Mix aus allen erneuerbaren Energiequellen seien deutlich weniger neue Stromtrassen notwendig und das bestehende Gasnetz kann heute schon große Mengen Energie speichern.

Artikel vom 04.08.2011
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