Kinder nie mit Essen belohnen oder bestrafen!

Nicht erpressbar machen!

München · Essen als Erziehungsmittel verursacht eine falsche Ernährungsweise. Eltern machen sich mit »Essen« erpressbar.

Essen als Belohnung. – »Ein Löffelchen für Papi, ein Löffelchen für Oma...« die Sympathie für Papa oder Oma lässt viele Kinder ihren Teller leer essen, obwohl sie bereits satt sind. Auch das Versprechen, »wenn du schön aufisst, bekommst du hinterher die Nachspeise« überdeckt das Sättigungsgefühl der Kinder.

Sie essen nur auf um den beliebten Nachtisch serviert zu bekommen, der dann eigentlich überhaupt keinen Platz im Kindermagen mehr hätte und trotzdem gegessen wird. Das angeborene natürliche Sättigungsgefühl wird leider vielen Kindern durch verkehrt verstandene Ernährungserziehung der Eltern wieder abgelernt.

Kinder sollten selbst bestimmen dürfen, wenn sie »satt« sind. Kinder essen nach Tagesverfassung unterschiedliche Mengen: Einmal weniger, wenn sie wachsen oder krank sind und einmal mehr, wenn sie wieder aufholen. Wenn Kinder einmal nicht essen wollen, müssen die Eltern nicht gleich beunruhigt sein. Tritt es öfters ein, sollte man auch der Frage nachgehen, ob die Kinder anderweitige »Nahrungsquellen« wie z.B. die Oma oder Tante erschlossen haben oder eventuell die Pause zu üppig war.

Essen als Belohnung und Trost macht vom Essen abhängig, da nur durch essen oftmals Glückgefühle erzeugt werden: Eine verkehrte Einstellung zur Nahrungsaufnahme und Übergewicht sind vorprogrammiert.

Essen als Strafe. – Durch die Androhung »du bist so böse gewesen, du bekommst jetzt keinen Nachtisch!« machen sich Eltern langfristig erpressbar. Kinder merken sich, dass Essensentzug auch eine Strafe sein kann. Sie veweigern als Gegenreaktion die Essensaufnahme – vor allem wenn es ihnen nicht so schmeckt – und warten, bis die besorgte Mutter oder der besorgte Vater ein schlechtes Gewissen bekommen. Um den heißgeliebten Zögling nicht vom Fleisch fallen zu lassen, wird dann eine beliebte Leibspeise gekocht, die dann der Zögling natürlich brav aufisst.

Essen gehört zum »Service des Hauses«. – Kinder brauchen nicht nur liebevolle und konsequente Eltern, eine warme Wohnung und warmes Wasser, saubere Kleidung sondern auch ebenso eine ausgewogene, vernünftige Ernährung, die regelmäßig und in guter Qualität auf den Tisch des Hauses kommt. Eltern, die Essen als positives oder negatives Erziehungsmittel einsetzen, werden langfristig immer mit ihren Kindern Ärger beim Essen bekommen.

Artikel vom 02.05.2001
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