Keine Anbauten an vollen Schulen im Kreis geplant

Erding · Der Raumnot zum Trotz

So dramatisch wie auf unserer Fotomontage ist es allerdings noch nicht. Dennoch: „Wir brauchen einen Neubau oder die Einführung eines Kooperationsmodells“, fordert Michael Altmann, Schulleiter der Herzog-Tassilo-Realschule.	bb

So dramatisch wie auf unserer Fotomontage ist es allerdings noch nicht. Dennoch: „Wir brauchen einen Neubau oder die Einführung eines Kooperationsmodells“, fordert Michael Altmann, Schulleiter der Herzog-Tassilo-Realschule. bb

Erding · Noch herrscht am Gymnasium in Dorfen sowie an der Herzog-Tassilo-Realschule in Erding drangvolle Enge, gibt es viel zu wenig Unterrichts-, Sport- oder Lehrerzimmer, sind die Räume nicht barrierefrei für behinderte oder verletzte Schüler zu erreichen.

Doch das ist kein Grund zu Panik oder gar der Startschuss für Neubauten. Der Kreisausschuss ist sich zwar darüber im Klaren, dass man kurzfristig Lösungen – wenn’s geht, auch schul- oder gar landkreisübergreifend – finden muss. Doch die aktuelle Raumnot täusche, argumentieren die Kommunalpolitiker. Bis zum Jahr 2020 soll es im Landkreis rund 1000 Realschüler weniger geben als heute und auch an den Gymnasien würden die Schülerzahlen deutlich sinken. Die einzigen „Gewinner“ in dieser Rechnung sind die Mittelschulen.

Der Landkreis hatte bei der Fachhochschule für angewandtes Management die Studie „Schulbedarfsplanung 2020“ in Auftrag gegeben. Diplom-Statistikerin Katharina Schüller stellte sie den Kreisräten im Bildungs- und im Kreisausschuss vor: „Auch im Landkreis Erding geht die Geburtenrate seit 1960 kontinuierlich zurück, aktuell werden es wohl 1100 Geburten im Jahr sein. Durch die Zuzüge des wirtschaftlich attraktiven Landkreises wuchs die Einwohnerzahl dennoch im Jahr um knapp ein Prozent, so dass die Einwohnerzahl zwar von jetzt 127.000 auf etwa 133.000 bis 2020 steigen wird. Doch gleichzeitig sinkt die Geburtenrate um weitere 400 Kinder im Jahr, dass es also immer weniger Schüler geben wird“, berichtete Schüller.

An den Gymnasien stiegen die Schülerzahlen in den vergangenen Jahren kontinuierlich an, doch 2011 gab es erstmals nach vielen Jahren einen Rückgang auf 3726 Schüler. Davon gehen 1202 aufs Anne-Frank-Gymnasium (wo sich die extreme Raumnot nach dem Aufnahmestopp und der Umleitung auf das neue Korbinian-Aigner-Gymnasium etwas entspannt), auf das zweite Erdinger Gymnasium gehen 1264 Schüler, auf dem Gymnasium Dorfen sind es mit nun 1260 Schülern deutlich weniger als noch in den Vorjahren. Dennoch sind die Zustände nahezu untragbar: Neun Unterrichtsräume fehlen, ebenso eine Sporthalle und ein größeres Lehrerzimmer. Die Schule rechnet allerdings nach Fertigstellung der Autobahn ab 2018 wieder mit deutlichen Zuzügen.

„Bei den Realschülern wird es bis zum Jahr 2020 im Landkreis fast 970 weniger geben als noch dieses Jahr. Dann sind nur noch etwa 2300 Jugendliche an dieser Schulform, 2010 waren es 3265, heuer sind es 3132“, so die Auswertung und Prognose der FH Erding. An der Herzog-Tassilo-Realschule sind es im neuen Schuljahr nur noch knapp 1200 Kinder, dennoch gibt es enorme räumliche und strukturelle Engpässe: zu wenig Fachräume, kein zweites Lehrer- oder Elternzimmer, kein Mehrzweckraum. „Die Schulleitung erwartet hier gegen die allgemeine Entwicklung keine weiteren Rückgänge. Durch den Trend zum zweiten Bildungsweg über FOS zur Hochschulreife gingen die Kinder wieder verstärkt auf die Realschule, die zudem viele Rückläufer vom Gymnasium auffängt“, so Schüller. An der Realschule Taufkirchen stiegen die Schülerzahlen 2010 auf Grund der Umlenkung von Kindern aus Lengdorf und Isen von Erding nach Taufkirchen deutlich an, fielen nun aber wieder leicht auf 928. Und auch bei der Mädchenrealschule Heilig Blut gab es einen leichten Rückgang auf 1021 Kinder. „Insgesamt wird es in den kommenden Jahren an den Realschulen und Gymnasien deutlich weniger Schüler geben“, fasste Schüller zusammen.

„Wenn man sich dann noch vor Augen hält, dass rund 50 Prozent aller Kinder die Prognose ,Übertritt Gymnasium‘ erhält, aber nur 36 Prozent gehen dort hin, 34 Prozent gehen jetzt noch auf die Realschule und 30 Prozent auf die Hauptschule – die wollen aber überwiegend auf die neue Mittelschule – dann weiß ich, welcher Schultyp der Sieger sein wird und wo wir unsere Schwerpunkte setzen müssen“, so Landrat Martin Bayerstorfer (CSU).

Die Kreisräte zogen ebenfalls ihre Schlüsse bezüglich der Diskussion um eine vierte Realschule im Landkreis. Helmut Lackner (CSU) fasste zusammen: „Ein Neubau mit einer Größenordnung von zehn bis zwölf Millionen Euro kommt momentan nicht in Frage.“ Angesichts der akuten Raumnot vor allem in der Herzog-Tassilo-Realschule Erding und dem Gymnasium Dorfen ergänzte Horst Schmidt (SPD): „Baumaßnahmen kann man nicht ausschließen – aber vielleicht gibt’s auch andere Lösungen“. Einig war sich der Kreisausschuss, dass einige Schulen im Landkreis jetzt Probleme haben – die müsse man rasch lösen. Etwa durch Kooperationen, Zusammenarbeit verschiedener Schulen, auch über die Landkreisgrenzen hinweg – denn bereits jetzt gehen 3,3 Prozent der Gymnasiasten und 4,6 Prozent der Realschüler in Schulen in Nachbarlandkreisen, „oft auch, weil es da ein spezielles Angebot gibt“, so Bayerstorfer. bb

Artikel vom 27.07.2011
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...