Ende einer turbulenten weiß-blauen Woche

Ruhe nach dem Heimsieg

Christopher Schindler schießt das erste Heimspiel-Tor der Saison. 	Foto: A. Wild

Christopher Schindler schießt das erste Heimspiel-Tor der Saison. Foto: A. Wild

München · Was war das für eine turbulente letzte Woche gewesen für den TSV 1860. Rücktrittsgerüchte um Vereinspräsident Dieter Schneider, der sich angeblich im Clinch mit dem arabischen Investor Hasan Ismaik und seinem Münchner Statthalter Hamadi Iraki befinden soll, machten in den Medien die Runde. Die Investorenseite wurde allzu großer Einflussnahme verdächtigt.

Ein offener Brief des Arabers an die Fans – unterzeichnet mit „Euer Hasan“ – sollte die Gemüter beruhigen und von seinen lauteren Absichten künden. Am Ende der Woche trat dann tatsächlich einer zurück – allerdings nicht Schneider, sondern Prof. Dr. Peter Lutz. Der Aufsichtsratsvorsitzende des TSV München von 1860 e.V. und stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzender der TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA legte mit sofortiger Wirkung seine Ämter nieder. Er sei arbeitsüberlastet, ließ der langjährige Funktionär seinen Präsidenten wissen.

Am Samstag wurde schließlich Fußball gespielt und am Rande des Heimspiels gegen den Karlsruher SC waren alle Beteiligten um einen augenfällig harmonischen Auftritt bemüht. Präsident Dieter Schneider und sein Vize Franz Maget nahmen Hasan Ismaik und Hamadi Iraki in die Mitte und bejubelten im Chor die Tore für die Löwen. Ein Bild der Eintracht – eine Botschaft für die Medien.

Die Fans der Weiß-Blauen hatten ihre eigenen Botschaften mitgebracht. Funktionäre des konservativen Fanverbandes ARGE irrten eine Halbzeit lang mit einem gedruckten Transparent („Danke für die Rettung!“) im Oberrang hin und her. Offenbar wusste man nicht recht wohin mit der etwas zu klein geratenen Mitteilung, die zudem farblich bis zur Unkenntlichkeit mit dem Blau der umlaufenden Werbebande verschmolz. Die in der Herstellung von Spruchbändern etwas routinierteren Ultras in der Nordkurve entrollten Mitte der zweiten Halbzeit ein „Arabisches Sprichwort“ in blumiger Rede: „Wer sich in Dinge einmischt, die einen nichts angehen, wird Dinge hören, die einem nicht gefallen“. Eine Anspielung auf die ihrer Meinung nach unbotmäßige Einmischung des Investors in innere Angelegenheiten des TSV 1860.

Ein skurriles Bild bot die versammelte Presseschar, die im Business Club den abgeschirmt sitzenden ersten arabischen Geldgeber im deutschen Fußball und neu gewählten Aufsichtsratsvorsitzenden des TSV beim Essen bestaunte wie ein Experiment in einem Versuchslabor.

Das Team von Coach Reiner Maurer trug auf sportlichem Weg dazu bei die Wogen zu glätten und rang in einem eng umkämpften Spiel den Karlsruher SC mit 2:1 (1:1) Toren nieder. Christopher Schindlers Führungstreffer nach 35 Minuten glich KSC-Kapitän Alexander Iashvili zwei Minuten später per Elfmeter aus (37. Min.). Dominik Stahl hatte KSC-Stürmer Marco Terrazzino zu Fall gebracht. Den Siegtreffer erzielte Stefan Aigner auf Vorlage von Kai Bülow per Kopfball (56. Min.). Der 22-jährige Torschütze war bester Spieler seiner Mannschaft und wurde vom Fußballfachmagazin „kicker“ in die „Elf des Tages“ gewählt. Kommenden Freitag tritt der TSV 1860 im DFB-Pokal beim Drittligisten VfL Osnabrück an.

Alfons Seeler

Artikel vom 26.07.2011
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