Megaauftritt für junge Schauspieler auf der Weiherspielebühne

Markt Schwaben · »Drosselbart XXL«

Proben für König Drosselbart: Die Kinder müssen lernen, sich die große Bühne zu erobern.	Foto: Sybille Föll

Proben für König Drosselbart: Die Kinder müssen lernen, sich die große Bühne zu erobern. Foto: Sybille Föll

Markt Schwaben · Es ist ein Unterschied, ob ein gstandnes Mannsbild auf der Bühne steht oder ein zartes, zwölfjähriges Mädchen – und auf der großen Freilichtbühne am Weiher in Markt Schwaben erst recht. Hätte die Prinzessin, die da mit trotzig verschränkten Armen in der Ecke steht und dem Spielmann alias König Drosselbart widerwillig zuhört,

nicht rote Haare und ein rotes Kleid, würde sie von der pompösen Kulisse des Schlosses glatt verschluckt werden. »Ja, das ist ein Problem, mit dem die Kinder zu kämpfen haben«, sagt Marga Kappl, die seit rund fünf Jahren das Kindertheater des Theatervereins Markt Schwaben leitet. Zum ersten Mal sollen die jungen Nachwuchsschauspieler, die sonst immer nur in der Theater-Halle spielen, auf der Freilichtbühne agieren – am 16. und 23. Juli mit dem Musical »Drosselbart«.

»Man muss total umdenken. Die Mimik ist nicht mehr so wichtig, das Gesicht sieht ja kein Mensch, aber die Stimme und die Bewegungen sind wichtig«, erklärt Raffael (16), der den Vater der ungezogenen Prinzessin spielt. »Sonst hatte jeder von uns immer einen Handlungsspielraum von der Größe einer Duschkabine, jetzt müssen wir über die Bühne stolzieren und große Bewegungen machen, sonst wird es langweilig.« Leo (12), der Hofnarr des Königs, hat noch mit einer weiteren Schwierigkeit zu kämpfen: Während Raffael die ganze Zeit in »seinem Schloss« bleiben kann, muss Leo »Bühnen-Hopping« betreiben, denn wie bei dem großen Stück der Weiherspiele, die momentan auch auf dieser Bühne aufgeführt werden, nutzen auch die Kinder alle drei Bühnen für die Handlung und so muss Leo hinter den Kulissen schnell zur nächsten Bühne laufen, wenn sich der Schauplatz ändert.

Die Prinzessin hingegen, dargestellt von der quirligen, zwölfjährigen Antonia, die keine Probleme mit lebendiger Körpersprache hat, hat eher ganz allgemein Lampenfieber. »Da sind so viele Zuschauer. Normalerweise sind es nur 200, aber hier sind es 1.000! Ich habe Angst, den Text zu vergessen oder irgendwas anderes falsch zu machen.« Doch für diesen Fall springt eine Souffleuse ein, eine der vielen Mütter, die zu dem Gelingen des Stückes beitragen. Sie alle haben verschiedene Aufgaben: Auf jeder Bühne steht eine und passt auf, dass kein Kind in den Weiher fällt, andere sorgen für die Tonscherben, die in der Marktszene gebraucht werden, wenn der Husar der Prinzessin die schönen Vasen und Töpfe zerdeppert, eine andere wiederum steht Marga Kappl als Regie-Assistentin zur Seite. Eine aufregende und zeitaufwändige Sache für die ganze Familie, die aber großen Spaß macht, wie alle einhellig versichern.

Seit April laufen die Proben, anfangs nur einmal in der Woche, »seit vier Wochen aber zwei bis dreimal«, sagt Kappl. Zunächst spielten die Kinder die Szenen wie für die Bühne in der Theater-Halle ein, dann für die Freilicht-Bühne. 27 Mitwirkende im Alter zwischen neun und 16 Jahren muss Kappl unter einen Hut bringen. »Das ist bei dem Musical auch ein technisches Problem, denn so viele Mikrophone können wir gar nicht nutzen«, so Kappl. Also wurden die Lieder, zu denen der Liedermacher und ehemalige Weiherspieler Hermann Bogenrieder die Musik schrieb, vorab auf CD aufgenommen und werden während der Aufführung abgespielt – playback sozusagen. Nur die gesprochenen Texte sind live. Wer das Märchen der Gebrüder Grimm kennt, wird einige Unterschiede zum Original feststellen, denn Marga Kappl hat kräftig umgeschrieben. »Es gibt ohnehin viele Versionen, ich habe sie alle gelesen und mich für die von Ingo Sax entschieden. Aber die Geschichte war mir immer noch zu gemein zu der Prinzessin, ich habe es etwas sanfter gemacht und versuche Verständnis für die Prinzessin zu wecken, die sich ja bloß nicht verhökern lassen wollte, sondern sich einfach einen Mann wünschte, den sie liebt«, sagt Kappl lächelnd. Daraus hat sie auch ein Quiz gemacht: Auf der Musical-CD, die die Zuschauer für 5 Euro kaufen können, liest sie auch das Original der Gebrüder Grimm und wer die Unterschiede herausfindet, kann zwei Freikarten für einen Freizeitpark gewinnen. Übrigens lautet der Titel des Schlussliedes »Märchen sind zum Lernen da«…

Aufführungen sind am Samstag, 16., und Samstag, 23. Juli, jeweils um 16 Uhr, Kartenvorverkauf ist am Mittwoch und Freitag von 15 bis 18 Uhr am Schlossplatz 1, telefonische Reservierung unter 0 81 21/2 24 22.

Sybille Föll

Artikel vom 12.07.2011
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