Lehrerverband gegen verlängerte Turnhallenöffnung

München · Unter Generalverdacht?

Sieht die Sportvereine unter inakzeptablem Generalverdacht: Hans-Ulrich Pfaffmann, Münchner SPD-Vorsitzender. Foto: Archiv

Sieht die Sportvereine unter inakzeptablem Generalverdacht: Hans-Ulrich Pfaffmann, Münchner SPD-Vorsitzender. Foto: Archiv

München · Der Münchner Lehrer- und Lehrerinnenverband (MLLV) wehrt sich gegen Pläne der Stadt, die Turnhallen der Münchner Schulen künftig öfter und länger ohne Kontrolle der Hausmeister an externe Nutzer wie Sportvereine zu vermieten. So plant die Stadt die Schulsporthallen künftig an allen Tagen – auch an Samstagen, Sonn- und Feiertagen sowie in den Ferien – von 7 bis 23 Uhr zu öffnen.

Besonderer Kritikpunkt des MLLV: Dabei soll die Aufsicht durch die technische Hausverwaltung entfallen und stattdessen die Schlüsselvergabe direkt an alle Nutzer erfolgen.

„Die geplante massive Ausweitung bringt erhebliche Sicherheits- und Hygienerisiken für die Schülerinnen und Schüler mit sich“, warnt MLLV-Vorsitzende Waltraud Lucic. Bislang dürfen externe Nutzer die Schulsporthallen nur an Werktagen und abends bis viertel vor zehn nutzen, damit der Hausmeister um zehn Uhr bei seinem letzten Rundgang alles kontrollieren und zusperren kann. Ein nach Ansicht des MLLV bewährtes Modell, das die Stadt nun kippen will. „Eine durchgängige Betreuung und Aufsicht ist nicht erforderlich und finanziell nicht leistbar“, heißt es in der Beschlussvorlage des Bildungsreferates für den Stadtrat. Doch genau das sieht der MLLV anders, bezweifelt einen eigenverantwortlichen Umgang der externen Nutzer. „Wir befürchten eine unsachgemäße Benutzung und unberechtigten Aufenthalt von vereinsfremden Personen, weil die Schulgebäude während der außerschulischen Nutzung nicht ausreichend kontrolliert und geschlossen gehalten werden können“, so Dr. Michael Hoderlein, 3. MLLV-Vorsitzender. „Erfahrungsgemäß sind außerschulische Nutzer einfach nachlässiger im Umgang“, so Hoderlein.

Zudem könnten die Hallen nach einer Nutzung am Wochenende bis zum Beginn des Schulsports am Montag nicht mehr ausreichend gereinigt werden. Gemeinsam mit rund 130 Schulleitern und Hausmeistern hat der MLLV nun eine Resolution gegen den geplanten Stadtbeschluss verabschiedet. Kernpunkte der Resolution: Keine weitere Öffnung der Schulturnhallen ohne Regelung und Kontrolle durch die technische Hausverwaltung sowie mehr Reinigungsleistungen bei einem höheren Grad der Nutzung. In den kommenden Tagen wird der MLLV das Papier an alle Münchner Schulen verschicken. „Wir hoffen, dass möglichst viele Schulen die Resolution unterzeichnen und an die Schulbürgermeisterin weiterleiten“, sagt Waltraud Lucic.

Die Münchner SPD dagegen begrüßt die längeren Öffnungszeiten für alle Schulsportanlagen. „Schließlich hat die Landeshauptstadt Millionen von Steuergeldern in den Bau von Schulsportstätten gesteckt“, so Hans-Ulrich Pfaffmann, Vorsitzender der Münchner SPD. „Es ist absolut richtig, sie jetzt einem möglichst großen Kreis der Münchner Bevölkerung zur Verfügung zu stellen.“ Unverständlich und völlig überzogen findet Hans-Ulrich Pfaffmann deshalb die derzeitigen Proteste des MLLV: „Ganz entschieden widersprechen wir der MLLV-Ansicht, dass es durch die erweiterten Öffnungszeiten vermehrt zu Vandalismus, Diebstählen und Übergriffen kommen wird. Der MLLV stellt mit seinen Befürchtungen alle Sportvereine unter einen inakzeptablen Generalverdacht“.

Artikel vom 06.07.2011
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