Blick hinter die Kulissen und über den Gartenzaun am 26. Juni

Trudering/Landkreis · Was steckt dahinter?

Im Stadtteil und im Landkreis kommen Entdecker bei den Architektouren und dem Tag der offenen Gartentür auf ihre Kosten. 	Fotos: 03 Architekten GmbH/hw

Im Stadtteil und im Landkreis kommen Entdecker bei den Architektouren und dem Tag der offenen Gartentür auf ihre Kosten. Fotos: 03 Architekten GmbH/hw

München-Trudering · Aus der Not eine Tugend machen, das gilt es manchmal auch in der Architektur. Die Architekten von der 03 Architekten GmbH standen 2009 vor der schwierigen Aufgabe, auf einem fast dreieckigen Grundstück in der Thomas-Hauser-Straße in Trudering einen Kindergarten für rund 50 Kinder zu bauen.

Um die vorhandene Fläche optimal zu nutzen, wurde der Neubau in drei längsorientierte, eingeschossige Bauteile mit Satteldächern gestaffelt. Seit Herbst 2010 tummeln sich nun auf rund 400 Quadratmeter, die Buben und Mädchen. Welche Gedanken sich die Architekten bei ihrem Entwurf gemacht haben und welche Raffinessen sich hinter dem Erscheinungsbild verstecken, kann man am Samstag, 25. Juni, um 10 Uhr und am Sonntag, 26. Juni, um 14 Uhr im Rahmen der Architektouren aus erster Hand erfahren. Die Architektouren werden jedes Jahr im Juni von der Architektenkammer Bayerns veranstaltet, hier stellen die Zuständigen ihre Ideen und deren Realisierung vor.

Architektin Hanne Rung freut sich jedenfalls schon auf viele neugierige Besucher. Zum Kindergartenbau erklärt sie: »Projekte, die den sozialen Aufgaben in unserer Gesellschaft dienen, sind immer von besonderem Reiz. Gerade, wenn es sich bei der Zielgruppe um Kinder handelt, ist es natürlich eine besondere Herausforderung, ein adäquates Umfeld zu schaffen. Zudem verlangte das Grundstück an der Thomas-Hauser-Straße mit seinem viertelkreisförmigen Zuschnitt und seiner Lage im Viertel nach einer spezifischen Lösung.« Besonders spannend fand sie an dieser Aufgabe, die besonderen Bedürfnisse von Kindern zu berücksichtigen. »Kinder erleben die Räume, die wir für sie schaffen, aus einer ganz anderen Perspektive, sie haben noch nicht die eingeschliffenen Sehgewohnheiten und Raumerfahrungen, die uns Erwachsenen mitunter einengen.« Gereizt hatte sie an dem Projekt auch die eher schwierigen Rahmenbedingungen: Bedingt durch die geringe Größe der Einrichtung sind alle Räume ebenerdig angeordnet. Dies hat die Chance eröffnet, das Dachvolumen im Gebäude zu zeigen und erlebbar zu machen.

Die Verbindung zwischen den drei gegeneinander verschobenen Gebäudeteilen erfolgt durch vergleichsweise niedrige Öffnungen; innerhalb der Gebäudeteile ist aber das gesamte Raumvolumen erfassbar, da diese nur von eingestellten Raumzellen gegliedert sind und die Raumabtrennungen mit Glaselementen erfolgen. Nach dem Geheimrezept für kinderfreundliche Räumlichkeiten gefragt, erläuterte Runge: »Ein Geheimnis gibt es wahrscheinlich nicht, da sich stets eine Vielzahl von Faktoren auf einen Raum auswirken. Zunächst einmal ist die Raumgeometrie wichtig, seine Proportion, Seitenverhältnis und Höhe, dann spielen die Materialien und farbliche Gestaltung eine gewichtige Rolle und nicht zuletzt seien Lichtführung und Ausblick genannt. Neben dem raumhaltigen Dach gibt es stärker befensterte Aktivzonen und eher dunklere Passivzonen«. Materialien und Farbigkeit wurden, abgesehen von den Sanitärbereichen, die kräftig gestaltet wurden, bewusst schlicht gewählt, da die Kinder selbst ausreichend Akzente setzten und das bauliche Umfeld nicht beunruhigend oder gar überladen wirken soll.

Die Fensteröffnungen in den Aufenthaltsräumen haben eine niedrige Brüstung mit einer breiten Bank davor, auf der gesessen, geträumt, gespielt und gelümmelt werden darf. Die großen Fenster gliedern sich in eine undurchsichtige Lüftungsklappe und ein »Schaufenster«. Gekostet hat der Bau übrigens 1,05 Millionen Euro und ist ein Projekt der Stadt München.

Aber noch mehr Spannendes gibt es an diesem Tag in München und dem Landkreis zu entdecken, findet doch zeitgleich auch der »Tag der offenen Gartentür« statt. Hierzu lädt beispielsweise nicht weit entfernt von der Kindertagesstätte Gudrun Reilhofer in die Sommerstraße 22 nach, Giesing ein. Während draußen der Verkehr tobt, herrscht drinnen, abgeschirmt von meterhohen Mauern, himmlische Ruhe. Vor zehn Jahren hat Gudrun Reilhofer die Regie über den damals trostlosen, rund 150 Quadratmeter großen Innenhof übernommen. Der komplett asphaltierte Hof wurde aufgerissen und begrünt.

Die hässliche Wand des Nachbarhauses wurde mit wildem Wein aufgepeppt, Springbrunnen in großen Blechwannen installiert und kleine, aber feine Kunstgegenstände zwischen den Rabatten platziert. Im Winter ziehen Brunnen und einige der Pflanzen, die in Trögen eingepflanzt wurden, in ein warmes Quartier, wo sie bis zum nächsten Frühjahr gehegt und gepflegt werden. Im Sommer ist der Innenhof ein zweites Wohnzimmer für Reilhofer, die sich auf viele Besucher am »Tag der offenen Gartentür«, am kommenden Sonntag, 26. Juni, freut. Von 10 bis 17 Uhr öffnet sie und mit ihre viele weitere Gartenbesitzer ihre Pforten für Gartenfreunde und solche, die es werden wollen. Mit ihrem Beispiel will sie Mut machen, erklärt die Münchnerin, dass auch aus einem trostlosen Hinterhof ein kleines Paradies werden kann.

Kunst im und am Garten am 26. Juni erleben

Wer Lust auf Kunst in freier Natur hat, der sollte sich den Garten des KWA-Stifts Brunneck, in der Cramer-Klett-Straße 1, in Ottobrunn, nicht entgehen lassen. Dort stellt der Baldhamer Künstler Stefan Schuster seine Skulpturen aus. Zu sehen sind die bezaubernden und energiegeladenen Objekte des Künstlers, der neben fast abstrakt anmutenden Tierskulputuren einen Teil seiner »Schmolche« mitgebracht hat. Die Schmolche sind entzückende kleine Gesellen, die vor allem eine Aufgabe haben, gute Laune zu verbreiten. Der Künstler betonte bei der Vernissage, dass seine Werke dazu einladen, nicht nur mit den Augen, sondern auch mit den Händen erfasst und erlebt zu werden. Eine Anmeldung an der Rezeption genügt, der Eintritt ist wie bei allen anderen Veranstaltungen frei. Kunst im Garten gibt es auch bei Erika Huber in der Karl-Huber-Straße 26, in Neubiberg.

»Für mich ist der Garten ein Ort der Entspannung, der Inspiration und des kreativen Schaffens«, schwärmt Erika Maier. Seit 17 Jahren hegt und pflegt sie ihren Garten, der rund 500 Quadratmeter groß ist. Sie bezeichnet ihn als ihr »Augen-Glück«, was man beim Betrachten des Blüten- und Blumenmeeres gut verstehen kann.

Aber auch an ihre Enkel hat sie gedacht und viele Beerensträucher gepflanzt, so dass der Garten nicht nur schön aussieht, sondern auch immer wieder gesunde Leckereien zu bieten hat. Auch sie freut sich auf viele Gartenfreunde und einen intensiven Austausch mit ihnen.

Die Liste mit allen geöffneten Gärten findet man unter: www.gartenbauvereine-oberbayern.de/tag-deroffenen-gartentuer-2011 zum runterladen. Selbstverständlich gibt es auch noch viele weitere Architektouren, die an diesem Tag einen Besuch lohnen. Die vollständige Liste findet man unter www.byak.de hw

Artikel vom 21.06.2011
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