Steuern und Schulden in und um München

München · Die Millionen-Jongleure

Unterföhrings Bürgermeister Franz Schwarz hält das Geld der Gemeinde zusammen.  Der wohl modernste S-Bahnhof in der Region steht in Unterföhring: Mehr als 50 Millionen Euro ließ sich die Gemeinde das kosten, 2005 wurde er eröffnet. Fotos: ikb

Unterföhrings Bürgermeister Franz Schwarz hält das Geld der Gemeinde zusammen. Der wohl modernste S-Bahnhof in der Region steht in Unterföhring: Mehr als 50 Millionen Euro ließ sich die Gemeinde das kosten, 2005 wurde er eröffnet. Fotos: ikb

München · 2.279 Euro pro Sekunde, um diese Zahl wächst die deutsche Staatsverschuldung. Mit knapp zwei Billionen Euro oder sage und schreibe fast 2.000 Milliarden Euro steht die Bundesrepublik in der Kreide.

Und die digitale Schuldenuhr des Steuerzahlerbunds mit 13 Stellen in der Mitte Berlins tickt unablässig weiter. Pro Bundesbürger stehen so fast 25.000 Euro Verbindlichkeiten zu Buche. Wie sieht es hingegen mit Schulden und Rücklagen in München und in angrenzenden Kommunen aus? Gut und solide, wie jetzt die Nachfrage des „Münchner SamstagsBlatts“ in und um München ergab. „Kurs halten und weiter sparen“ – das ist die Devise, die Stadtkämmerer Ernst Wolowicz für München mit seinen 1,35 Millionen Einwohnern für gestern, heute und die Zukunft ausgegeben hat.

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2005 hatte die Landeshauptstadt noch mehr als 3,4 Milliarden Euro Schulden, in den drei folgenden, wirtschaftlich sehr guten Jahren, wurde das Defizit drastisch um 1,1 Milliarden Euro abgebaut, um Ende 2010 wieder ein wenig mehr rote Zahlen zu schreiben – rund 2,4 Milliarden Euro, umgerechnet 1.770 Euro pro Kopf, sind es jetzt. Diesem Fakt stehen aber wertvolle Aktiva gegenüber, etwa die Stadtwerke oder zahlreiche Beteiligungen wie beispielsweise Wohnungen. In diesem Jahr lassen die Auswirkungen der globalen Finanzkrise grüßen: Im Fünf-Milliarden-Euro-Haushalt klafft eine Lücke von 377 Millionen Euro, zur Bewältigung aller Ausgaben mussten 280 Millionen Euro Kredit aufgenommen werden. Wer ob all dieser Zahlen zusammenzuckt, sollte sich aber bewusst sein: Die bayerische Metropole steht bundesweit am besten da.

Umklammert wird die Weltstadt mit Herz vom Landkreis München mit seinen 29 Kommunen, mit 321.000 Bürgern der größte Kreis im Freistaat. Im Süden und Norden sind zwei Gemeinden auf Euro-Rosen in allen Farben gebettet – Grünwald und Unterföhring. Keinen einzigen Cent Schulden, und das seit 2003, Millionen auf der hohen Kante – „die genaue Summe nennen wir nur ungern, wir wollen keinen Neid aufkommen lassen“, so Kämmerer Raimund Bader aus Grünwald – 204 Millionen Euro Etat 2011, darin 80 Millionen Euro Einnahmen aus der Gewerbesteuer, 93 Millionen Euro Umlage an den Kreis – der Gemeinderat verabschiedete vor kurzem einstimmig ein wahres Zahlenzauberwerk.

Um die finanzielle Potenz von Kommunen, also eine Zehntausend-Einwohner-Gemeinde mit einer Millionenstadt, untereinander vergleichen zu können, ziehen Experten die „Umlagekraft“ oder auch „Steuerkraft“ genannt, heran – ein Mix aus eingenommene Steuerarten wie die von Bürgern und Gewerbe und staatlichen Zuweisungen. In München beträgt diese abstrakte Zahl rund 1,65 Milliarden Euro, so Stadtkämmerei-Sprecherin Silvia Knorr. In Grünwald sind es 223 Millionen Euro. Für den 9.000 Seelen zählenden Ort Unterföhring – dort sind drei im MDAX börsennotierte Medienkonzerne konzentriert, 17.000 Arbeitsplätze sind registriert – stehen dazu 66 Millionen Euro in der Statistik. Der Haushalt 2011 der Nordgemeinde hat ein Volumen von 157 Millionen, seit vielen Jahren ist man schuldenfrei. Ende 2010 verfügte Unterföhring, so Finanzverwalter Johann Blank, über 247 Millionen Euro Rücklagen. Zusammen bringen Grünwald und Unterföhring fast 40 Prozent der Umlagekraft des Landkreises auf die Waage.

Investieren und trotzdem sparen, das ist der Spagat, den jedes Jahr ein jeder Kämmerer bei der Planung des Haushalts meistern muss. Unterschleißheim, wie Garching im Rang einer Stadt, ist mit mehr als 26.000 Einwohnern die größte Landkreisgemeinde. Entsprechend hoch ist der Etat: 94 Millionen Euro bei 34 Millionen Euro Schulden (1.291 Euro je Bürger) und rund zehn Millionen Euro Guthaben, so Pressesprecher Thomas Stockerl. Die Umlagekraft beträgt satte 57 Millionen Euro.

Zahlen hin, Zahlen her – sie beschreiben viel, nicht aber. ob ordentlich gespart, ob gar Geld „versenkt“ wurde, was natürlich allseits verneint wurde. Und schon gleich gar nicht zeigen die Zahlen den „Reichtum“ einer Gemeinde, was nämlich in den vergangenen Jahren für die Menschen gemacht, also gebaut und gefördert, wurde, um ein lebenswertes Gemeinwesen zu schaffen. Von I. Köhler-Blessing

Artikel vom 01.06.2011
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