Alleinerziehende Mutter beklagt fehlende Mittagsbetreuung

Trudering · Wohin mit dem Kind

Schulkinder bleiben meist vor dem Hort. Die fehlenden Betreuungsplätze  bringen vor allem berufstätige Eltern in Schwierigkeiten.	Foto: mst

Schulkinder bleiben meist vor dem Hort. Die fehlenden Betreuungsplätze bringen vor allem berufstätige Eltern in Schwierigkeiten. Foto: mst

Trudering · Wie überall in der Landeshauptstadt ist auch im Bezirk Trudering-Riem (BA 15) die Hortsituation unbefriedigend: Viele Eltern, die an die Pforten der Nachmittagsbetreuung für Schulkinder klopfen, bekommen keinen Platz. Grund: An allen Ecken und Enden fehlt es an qualifiziertem Personal.

Wohin mit dem Nachwuchs?

Zudem werden infolge des Buchungsmodells diejenigen bevorzugt, die ihre Zöglinge den ganzen Tag bis 17 Uhr in die Einrichtungen geben wollen. Diese Erfahrung hat zumindest eine berufstätige Truderingerin gemacht, die vergeblich versucht hatte, für ihr Kind einen Hortplatz im Schulsprengel zu bekommen. Deswegen wollen die Truderinger Stadtteilpolitiker jetzt handeln: Auf einstimmigen Beschluss in der jüngsten öffentlichen Sitzung des Bezirksausschusses im Truderinger Kulturzentrum hin soll das Schulreferat über das spezielle pädagogische Konzept von Hort-Einrichtungen Auskunft geben. Sollte es stimmen, dass die Buchungszeiten Mütter begünstigen, die ihre Kinder für die Zeit bis 17 Uhr angemeldet haben, solle die Landeshauptstadt an die Mittagsbetreuung mit der Bitte um Abhilfe herantreten, forderte das Gremium. Wenigstens dort sollten die Kinder dann untergebracht werden.

Doch der Vorstoß des Stadtteilgremiums geht noch weiter: »Ich will die Kriterien der Platzvergabe schriftlich haben«, hielt SPD-Sprecherin Maren Salzmann-Brünjes mit Nachdruck fest – und sprach den anderen Ausschuss-Mitgliedern förmlich aus der Seele. So klagte Georg Kronawitter, der auch für die CSU im Münchner Stadtrat sitzt, über eine »völlig atomisierte Szene« in der Messestadt, und Grünen-Sprecher Herbert Danner will die Stadt lieber heute als morgen in die Pflicht nehmen: »Sie soll dazu Stellung nehmen, wo die Antworten bleiben«, sagte er mit Blick auf die zumindest nach Auskunft der Truderingerin unzulängliche Informationspolitik seitens der Behörden.

Angesichts der desolaten Umstände plane sie, München zu verlassen und in eine stadtnahe Gemeinde zu ziehen, wo die Betreuungszeiten wesentlich flexibler seien, schilderte die berufstätige Mutter: »Mich bringt diese Situation ab September in ernsthafte existenzielle Schwierigkeiten. Die Aufgabe meiner Tätigkeit und meiner Wohnung sowie die Abhängigkeit von Sozialhilfe möchte ich dringend vermeiden.« Als Alleinerziehende mit einer 30-Stunden-Woche sei sie auf eine Nachmittagsbetreuung »absolut angewiesen«. Ihr Einkommen in Höhe von rund 1.800 Euro lasse an eine private Betreuung an eine »Reduzierung der Arbeitszeit, angepasst auf die Schulzeiten« nicht denken, führte sie weiter aus. Alle Kapazitäten der hiesigen Schulen seien jedoch ausgeschöpft: Sowohl im Grundschul-Sprengel am Lehrer-Götz-Weg wie auch an der Forellen- und der Feldbergstraße seien inzwischen alle Hortplätze vergeben. »Alle Kapazitäten der Mittagsbetreuung sind ebenso ausgeschöpft, so dass an der Schule am Lehrer-Götz-Weg jedes Jahr bis zu 30 Prozent der Kinder mit Nachmittagsbetreuung nicht versorgt werden können.«

Am liebsten wäre ihr eine Betreuungszeit bis 15 Uhr – doch mit diesem Anliegen sei sie stets vor verschlossenen Türen gestanden. »Es bleibt lediglich ein Zeitfenster von 8.00 bis 11.20 Uhr – was in vielen Fällen, gerade für Alleinerziehende, bedeutet, dass kein ausreichendes Einkommen erzielt werden kann.« Dass sich an dem Konzept der Platzvergabe etwas ändern wird, ist indes nicht zu erwarten – zumindest nicht für die nähere Zukunft.

So bestätigte die Sprecherin des Referats für Bildung und Sport, Eva-Maria Volland, auf Anfrage, dass an dem ganztägigen System, das eine Betreuung von 8.00 bis 17.00 oder 17.30 Uhr vorsieht, festgehalten wird: Angesichts des gravierenden Problems des Hortplatzmangels »benötigen wir eine besondere Qualität für diejenigen Eltern, die den ganzen Tag über arbeiten«, informierte die Behördensprecherin. Sie verweist auf das Angebot der Mittagsbetreuung, das inzwischen an allen Grundschulen installiert sei. Dieses stehe Müttern, die ihre Kinder früher abholen möchten, als Ausweichlösung zur Verfügung. Oft würden die Gruppen dort aufgestockt.

Bei Vermittlungsschwierigkeiten könne man »bei größerem Bedarf« auch eingreifen, erläutert Volland weiter: »Wir schauen uns an, wo Brennpunkte sind und ob wir da mit der Mittagsbetreuung etwas machen können.« Die Stadt könne jedoch nicht »bei Einzelfällen« tätig werden. mst

Artikel vom 31.05.2011
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