„München protestiert!“: Fotodokumentation ab 1945

München · „Bis zwei Uhr und nicht später!“

„Bis zwei Uhr und nicht später!“: Demonstration gegen die Öffnung der Einzelhandelsgeschäfte an Samstagnachmittagen, 20. Juni 1953. Die Polizei setzte Wasserwerfer ein. Foto: Rudi Dix

„Bis zwei Uhr und nicht später!“: Demonstration gegen die Öffnung der Einzelhandelsgeschäfte an Samstagnachmittagen, 20. Juni 1953. Die Polizei setzte Wasserwerfer ein. Foto: Rudi Dix

München · Spektakuläre Bürgerproteste finden zurzeit eher in Stuttgart oder Gorleben statt, denkt man. Doch auch München hat – entgegen des Klischees der gemütlichen Grantlerstadt, die höchstens für die Biergartenkultur Rabatz macht so wie 1995 – eine ansehnliche Protestgeschichte.

Vom respektlosen Kutscher Franz-Xaver Krenkl („Wer ko, der ko“) über die „Schwabinger Krawalle“ bis zur Menschenkette mit 50.000 Teilnehmern am 26. März 2011 gegen Atomkraft. Das beweist die neue Ausstellung im Stadtarchiv München, Winzererstraße 68, „München protestiert!“ mit ausgewählten Fotodokumenten aus seinen Sammlungen.

In einer chronologischen Zeitleiste von 1945 bis 2010 und in einzelnen Themenblöcken wird das Protestgeschehen der vergangenen 65 Jahre lebendig. Die Fotos knüpfen Quer- und Längsverbindungen durch die Themen und die Jahrzehnte, sie lassen Konflikte innerhalb der Stadtgesellschaft, Traditionen und Brüche erkennen. Die Schau beginnt mit einer Aufnahme vom 28. Mai 1945, mit dem stillen Protest an der Münchner Feldherrnhalle: „KZ Dachau – Velden – Buchenwald. Ich schäme mich, dass ich ein Deutscher bin.“

Die Ausstellung findet im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Protest in München seit 1945“ (www.protest-muenchen.de) statt. Sie ist bis 16. Juli, Montag, Dienstag und Donnerstag von 10 bis 18 Uhr sowie Mittwoch und Freitag von 10 bis 15 Uhr (an Feiertagen geschlossen) im Stadtarchiv München, Rotunde, Winzererstraße 68/Schleißheimer Straße 105, zu besichtigen. Der Eintritt ist frei. Am Samstag, 16. Juli, ist die Ausstellung von 10 bis 17 Uhr geöffnet.

Veranstaltungen

Am 28. Juni stellt der Leiter des Stadtarchivs, Dr. Michael Stephan, die Quellen des Stadtarchivs zur Geschichte des Protests von 1945 bis heute vor. Beginn ist um 18.30 Uhr im Stadtarchiv, der Eintritt ist frei.

Seit 9. Mai findet jeden Montag eine Ringvorlesung zum Thema „Protest. Wissenschaftliche Perspektiven“ der LMU im Hauptgebäude, Geschwister-Scholl-Platz 1, statt, Raum A 014: von 18 bis 20 Uhr. Der Eintritt ist frei. Der nächste Termin ist am 30. Mai („Ordnung durch Abweichung. Gruppe Spur, Subversive Aktion und ihre Folgen in der Studentenbewegung“), der letzte am 25. Juli.

Ein Haidhausen-Spaziergang führt unter dem Titel ”Mir san dageng“ zu Protest-Orten im Viertel. Termine: 5. Juni, 11 Uhr, und 2. Juli, 14 Uhr. Die Teilnahme der Stattreisen-Tour kostet 9/7 Euro. Treffpunkt ist am U-Bahn-Häuschen am Max-Weber-Platz. Die in den 70er-Jahren beginnende Stadtteilsanierung rief in Haidhausen Initiativen auf den Plan, die mit viel Fantasie gegen Luxusmodernisierung, Verkehrsbelästigung und TV-Verkabelung protestierten und eigene Ideen für ein lebenswertes Stadtviertel entwickelten. Der Spaziergang mit einer Zeitzeugin zu den „Orten des Geschehens“ zeigt die vielfältigen Spielarten des Widerstands.

Artikel vom 26.05.2011
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