Schick und Gorges – die zwei Trümpfe des TSV Trudering

Trudering · Kampf gegen Abstieg

Ob der TSV Trudering sich zum rettenden Ufer schießen wird, soll sich am Sonntag zeigen.	Foto: Claus Schunk

Ob der TSV Trudering sich zum rettenden Ufer schießen wird, soll sich am Sonntag zeigen. Foto: Claus Schunk

Trudering · Seit Wochen steckt der TSV Trudering tief im Abstiegskampf der Kreisliga 3. Anfang Mai reagierte der Verein im Münchner Osten mit einem Trainerwechsel. Hans Schraml gab seinen Posten ab an den Ex-Profi Franz Schick.

Der 50-Jährige führte sein neues Team in drei Spielen zu sieben Punkten. Einen Spieltag vor Saisonende verließ Trudering dank eines 2:0-Erfolgs gegen den TSV Grafing und mit Schützenhilfe des TSV Ottobrunn (5:1 in Poing) die direkten Abstiegsränge. Die Schick-Elf rangiert nun vor dem TSV Poing auf Relegationsrang zwölf, nur zwei Tore hinter Ebersberg II (11.). Damit hat es Trudering im letzten Spiel beim SV Waldperlach (9.) am Sonntag (Anpfiff: 14.30 Uhr) unerwartet wieder selbst in der Hand, das rettende Ufer zu erreichen. Zumal die direkten Konkurrenten Ebersberg II und Poing direkt aufeinander treffen. »Wenn wir am Sonntag gewinnen, dann ist uns völlig egal, wie Ebersberg und Poing spielen. Schließlich kann auch Oberföhring noch unten reinrutschen«, analysiert Schraml die Situation im Tabellenkeller. Der Ex-Coach hatte bei seiner Ablösung vor drei Wochen nahtlos die Sportliche Leitung übernommen. »Ein Abstieg wäre aber kein Beinbruch für uns«, behauptet Schraml und klingt tatsächlich gelassen dabei.

Das mag auf den ersten Blick überraschen, ist beim TSV aber Programm. »Wir gehen jede Saison mit dem Ziel Klassenerhalt an. Das haben wir jetzt drei Jahre geschafft. Und auch, wenn mal ein Jahr Kreisklasse dabei ist, fällt hier nichts auseinander. Es steht jetzt schon fest, dass 90 Prozent der Mannschaft hier bleiben. Das gilt auch, wenn wir absteigen.«

Worin also liegt es, das Geheimnis der starken Verbundenheit mit dem Verein? »Wir versuchen, den Jungs ein Heim zu schaffen. Das funktioniert nur über Identifikation. Mit den finanziellen Möglichkeiten der Landkreisvereine können wir in München schlicht nicht mithalten«, erklärt Stefan Dengler, Fußball-Abteilungsleiter des TSV. »Wenn man kein Geld ausgeben kann, dann muss man auf die eigenen Leute setzen. Das versuchen wir seit zwei Jahren und haben seither mehr Ruhe und Geschlossenheit in der Mannschaft«, setzt Schraml nach.

Sportdirektor und Abteilungsleiter leben sie vor, die starke Bindung an den TSV Trudering. Schraml kam mit 16 Jahren in den Verein, wurde irgendwann auch Denglers Jugendcoach. Seit seinem 30. Lebensjahr hat Schraml, heute 52 Jahre alt, immer wieder die erste Mannschaft trainiert. »Insgesamt habe ich das wohl so etwa 15 Jahre lang gemacht.« Doch mit Schick, da ist sich Schraml sicher, hat Trudering jetzt einen Glücksgriff getan. »Wir wollten einen guten, externen Trainer, um neue Impulse in die Mannschaft zu bringen und damit ich mich wieder zurückziehen kann. Mit dem Franz passt die Wellenlänge.« Und außerdem bringt Bayernliga-Rekordtorschütze Schick (217 Treffer, fünfmal Torschützenkönig) viel Erfahrung mit. Der ehemalige Stürmer absolvierte Ende der 80-er Jahre vier Bundesligaspiele für den VfL Bochum, spielte zwei Jahre beim TSV 1860 München. »Als Poing sich von Schick trennte, da mussten wir zuschlagen. Wir wollten ihn eigentlich erst zum 1. Juli«, verrät Schraml. Schick bekam einen unbefristeten Vertrag. »Es ist ein Langzeitprojekt. Wenn es funktioniert, darf er gern fünf Jahre bleiben. Vielleicht werden es zehn«, kommt Dengler ins Schwärmen.

Die gute Jugendarbeit sei für Schick ein Grund gewesen, nach Trudering zu kommen. Im nächsten Jahr wird es laut Dengler beim TSV 50 Jugendtrainer geben. »Dieses Engagement unserer Mitglieder ist einzigartig. Aber anders ist der Andrang der Kinder nicht zu bewältigen.« 300 Nachwuchskicker tummeln sich in diesem Frühjahr beim TSV. »Allein aus dem 2004-er Jahrgang haben wir 70 Kinder. In der F-Jugend kommen wir auf acht Mannschaften.« In den Jahrgängen darüber sind es je vier Teams, dazu kommen zwei B- und zwei A-Mannschaften. Kontinuierliche Nachwuchsförderung, Dengler weiß das, ist das Kapital seines Vereins. In diesem Sommer werden nur zwei A-Junioren in die erste Mannschaft aufsteigen. »Das wird noch ein schweres Jahr«, erklärt Dengler.

Zur Saison 2012/13 aber, werden 15 A-Jugendliche nachrücken. Dann, meint Urgestein Schraml voller Vorfreude, werde Trudering so schnell nichts mehr mit dem Abstiegskampf zu tun haben. Herausragender Mann in diesem Jahr ist (noch) ein Nicht-Truderinger: Michael Gorges hat mit 14 Treffern die Hälfte aller Truderinger Tore geschossen.

Beim 2:0-Sieg gegen Grafing bereitete der Angreifer den Führungstreffer per Freistoß vor und sorgte, nachdem er im Strafraum gefoult worden war, per Elfmeter für den Endstand. Gorges hatte vor einigen Jahren schon einmal in Trudering unter Schraml gekickt, ehe er in die Bayernliga zu Markt Schwaben wechselte. Vor einem Jahr lotste Schraml ihn zurück an die Feldbergstraße – jetzt erweist Gorges sich als Truderings Trumpf im Abstiegskampf der Kreisliga 3. Liane Killmann

Artikel vom 24.05.2011
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