SpVgg Unterhaching hat Galgenfrist bis zum 1. Juni

Unterhaching · Zwangsabstieg droht

Die junge Viererkette konnte im letzten Spiel gegen den FCB II trotz Einsatz ein 4:0 nicht verhindern. Dem Verein droht der Zwangsabstieg.	Foto: Daniel Glasl

Die junge Viererkette konnte im letzten Spiel gegen den FCB II trotz Einsatz ein 4:0 nicht verhindern. Dem Verein droht der Zwangsabstieg. Foto: Daniel Glasl

Unterhaching · Seit dem Winter ringt die SpVgg Unterhaching um einen neuen Hauptsponsor. Wochenlang hatte sich der Drittliga-Klub in dieser heiklen Angelegenheit bedeckt, aber optimistisch gegeben.

Am vergangenen Donnerstag jedoch wandten sich die Rot-Blauen überraschend mit einem Hilferuf an die Öffentlichkeit. Hieß es im April noch, die Planung für die nächste Saison in der Dritten Liga sei – wenn auch mit einem extrem jungen Kader – in trockenen Tüchern, offenbarten Noch-Präsident Engelbert Kupka und Neu-Manager Markus Grünberger nun, wie eng es wirklich ist. Demnach fehlt für die Lizenz für die unterste Profiliga noch eine erhebliche Summe. Diese muss bis zum 1. Juni nachgewiesen werden, sonst ist es aus mit dem Profifußball in Unterhaching. Es droht der Zwangsabstieg in die Regionalliga.

Noch am Donnerstag wähnte Kupka die Gespräche mit drei potenziellen Sponsoren unmittelbar vor dem Abschluss. »Bis Anfang nächster Woche müssen wir zu Entscheidungen kommen«, forderte der Präsident. Allein, die Vollzugsmeldung fehlt Mitte dieser Woche immer noch. Die Suche sei für den Klub schwierig, weil die Dritte Liga so wenig Aufmerksamkeit bekomme, erklärt Manager Grünberger: »Ohne Live-Spiele ist es schwierig für ein Unternehmen, durch Sponsoring zählbare Folgeaufträge an Land zu ziehen.« Zwei Spielberichte in der »Sportschau« reichten da nicht aus. »Zumal dort immer die Erst- bis Viertplatzierten laufen«, so Grünberger. Der 26-Jährige verweist indes auf »das wahnsinnige Einzugsgebiet des attraktiven Standorts München« und hofft, »dass sich der eine oder andere Sponsor noch melden wird«.

Von potenziellen wie bestehenden Geldgebern habe es nach dem Aufruf ein positives Feedback gegeben, aber »der Vorstand von BMW hat mich noch nicht angerufen«, scherzt er. Es geht offenbar um viel Geld. Wie groß die Lücke tatsächlich ist, das verrät Grünberger nicht. Nur so viel: »Der DFB-Pokal-Platz würde uns 100.000 Euro einbringen. Das müssen wir schaffen. Man redet immer von Millionen, aber 100.000 wären ein großer Schritt. Das wären 100.000 Euro, die wir weniger aufbringen müssten.« Bei Unternehmen auf Nachwuchssuche müsste die SpVgg mit ihrer hervorragenden Jugendarbeit eigentlich Eindruck schinden: Die U17 steht bereits als Aufsteiger in die Bundesliga fest, auch die U19 ist auf Aufstiegskurs in die Bundesliga.

Die Drittliga-Saison war dagegen mit einer ernüchternden 0:4-Heimpleite gegen den FC Bayern II zu Ende gegangen. Klaus Augenthalers Team wirkte gegen die bereits als Absteiger feststehenden und ebenfalls recht jungen Gegner überfordert. Bereits zur Pause lagen die Rot-Blauen vor den eigenen Fans mit 0:3 hinten, erst die Einwechslung von Roman Tyce in der zweiten Hälfte brachte etwas mehr Stabilität. Am Ende stand Rang 14. Der von Augenthaler angepeilte einstellige Tabellenplatz wurde um sechs Punkte verpasst. »Auges« junge Spieler, die ihre Drittligatauglichkeit unter anderem beim 2:1 in Jena und dem 4:0 in Babelsberg bewiesen hatten, traten in den letzten Spielen auf, als wollten sie ihrem Trainer Recht geben. Klaus Augenthaler hatte sein Weitermachen nämlich wiederholt daran geknüpft, dass der junge Kader drei, vier erfahrene Profis brauche, um in der »schweren Dritten Liga zu bestehen und nicht als Kanonenfutter durch die Republik zu reisen«. Klappt es doch noch mit der Lizenz, ist es gut möglich, dass der Weltmeister davon abrückt und seinen Vertrag verlängert.

Immerhin hatte Augenthaler den Kontakt zu einem der drei potenziellen Geldgeber persönlich vermittelt. »Ich hoffe sehr, dass Klaus weitermacht, weil er ein guter Trainer ist«, so Grünberger, »die Mannschaft wünscht sich das auch.« Augenthalers ursprüngliche Bedingung ist für den Klub aber kaum noch erfüllbar. Ein Hauptsponsor würde zwar den Profi-Spielbetrieb sichern, für eine schlagkräftige Truppe fehlen jedoch weitere Gelder.

Grünberger hofft trotzdem, dass Keeper Darius Kampa (34) und Mittelfeldspieler Leonardo Grech (30) »noch ein bisschen Geduld mit uns haben«. Das wären zwei, die Augenthaler gern dabei hätte, wenn er denn bleibt. Dass die Profis wie Manager Grünberger unentgeltlich antreten, ist nicht zu erwarten. Augenthaler dagegen betonte: »Mir geht es nicht ums Geld. Mir macht die Arbeit mit dieser Mannschaft einfach Spaß.«

»Diese Mannschaft« gibt es allerdings schon jetzt nicht mehr. Robert Zillner (Greuther Fürth), Tim Jerat (Arminia Bielefeld) sowie Kapitän Torben Hoffmann, Andreas Brysch, Sebastian Mitterhuber, Marc Nygaard, Gardar Gunnlaugsson und Stefan Alschinger stehen als Abgänge fest. Im Falle des Zwangsabstiegs wären aber nicht nur gestandene Profis weg. »Dann würden uns viele Spieler verlassen, es würden weniger Zuschauer kommen. Wir würden mindestens ein Jahr verlieren, auch wenn wir direkt wieder aufsteigen. Man müsste komplett neu aufbauen«, beschreibt Grünberger das mögliche Schreckensszenario.

Zu allem Überfluss musste Haching im letzten Saisonspiel um den Einzug in den DFB-Pokal am Dienstagabend bei Wacker Burghausen ohne seinen besten Torjäger antreten: Abdenour Amachaibou, der in der Liga neun Mal traf, wurde am Freitag am Sprunggelenk operiert. Während der 24-Jährige zum Start der Vorbereitung wieder fit ist, läuft dem Klub im Kampf um die Drittliga-Lizenz die Zeit davon. Nur noch bis zum 1. Juni haben die Verantwortlichen für die Rettung Zeit. Liane Killmann

Artikel vom 24.05.2011
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...