Oskar-von-Miller-Gymnasium: Schule »signifikant überbelegt«

Schwabing · »Unterricht im Käfig«

Peter Schwartze (l.) und Bernd Grüter hoffen, dass sich die Raum-Situation am Oskar-von-Miller-Gymnasium mit einem Dachausbau entspannt.   	Foto: scy

Peter Schwartze (l.) und Bernd Grüter hoffen, dass sich die Raum-Situation am Oskar-von-Miller-Gymnasium mit einem Dachausbau entspannt. Foto: scy

Schwabing · In Mastbetrieben werden rund 23 Hühner auf einem Quadratmeter gehalten. Tierschützer nennen das Tierquälerei und gehen deshalb auf die Barrikaden. Für Schüler, die auf zu engem Raum zusammengepfercht werden, gibt es bisher weniger Aktivisten, die auf die Straße gehen, um zu demonstrieren.

Dabei ist die Lage mancherorts ernst. Wie etwa am Schwabinger Oskar-von-Miller-Gymnasium. »Unsere Schüler fühlen sich sehr beengt«, sagt Elternbeiratsvorsitzender Bernd Grüter. »Viele sind davon extrem genervt. Das ist kein Zustand auf Dauer.« Kein Wunder: das »Oskar« platzt aus allen Nähten.

In Zahlen ausgedrückt: Die Schule, die auf 800 Schüler ausgelegt ist, wird im laufenden Schuljahr von 1.020 Schülern besucht. Es gibt 27 Klassen, aber nur 25 Klassenzimmer. In der Folge sind bereits zwei sogenannte »Wanderklassen« installiert. Aussicht, dass sich die Lage entspannt, gibt es erstmal nicht. Denn seit 2004 hat die Zahl der Einschreibungsschüler konstant zugenommen. »Das Einzugsgebiet ist groß, die Verkehrslage günstig, der Andrang zu uns ist enorm«, berichtet Schulleiter Peter Schwartze. Dabei sei das Gymnasium »längst signifikant überbelegt«. Um das Problem der Raumknappheit zu lösen, soll – und das wäre die gute Nachricht ­– nach jahrelangem Ringen endlich das Dachgeschoss ausgebaut werden. »Vielleicht können wir Ende 2013 mit dem Ausbau beginnen«, kündigt Eva-Maria Volland, Sprecherin des Referats für Bildung und Sport jetzt an.

Auch Stadtschulrat Rainer Schweppe bestätigte bei einem Treffen mit Schulleiter, Elternbeiratsvorsitzenden und Schülern am vergangenen Mittwoch, ein Dachausbau sei »technisch möglich« – bei gleichzeitiger Verbesserung der Brandschutzmaßnahmen. »Wir hoffen, dass nun tatsächlich Bewegung in die Sache kommt, und doch bleiben wir weiterhin skeptisch«, sagt Grüter. Die Skepsis ist begründet: Noch im März hieß es aus dem Schulreferat, dass ein Dachausbau aufgrund der Brandschutzverordnung nicht möglich sei. Und selbst dieses Statement kam erst, nachdem die Schule nachdrücklich auf die akute Raumnot hingewiesen hatte. Ende April 2009 verfasste Schwartze ein Schreiben an Stadtschulrätin Elisabeth Weiß-Söllner. Er beantragte darin den Ausbau des Mittelteiles des Dachgeschosses, das Platz für drei bis vier Klassenzimmer bieten würde. »Dann habe ich ein Jahr lang überhaupt nichts gehört«, so der Schulleiter. »Erst nachdem ich angemahnt hatte, kam ein Antwortschreiben.«

Es wurde schließlich in Aussicht gestellt, dass bis März 2010 ein Untersuchungsauftrag als Vorbereitung für einen Projektantrag im Stadtrat erstellt würde. »Doch wieder passierte nichts«, so Schwartze. Im Januar 2011 schrieb er deshalb unter ­anderem in einem sehr deutlichen Brief an das Referat für Bildung und Sport: »Man gewinnt den Eindruck, dass man – im Gegensatz zu den allgemeinen Absichtserklärungen – von der Landeshauptstadt öfter nicht gut und transparent informiert wird und – entscheidender – dass hinter dem ganzen Plan für diese Baumaßnahme kein echter Ernst steckt.« Zu diesem Zeitpunkt planten Schüler bereits eine Demonstration zum Thema »Unterricht in Käfigen«.

Wenig Platz: Spaß beim Lernen fehlt

Lernen soll bekanntlich Spaß machen. »In überfüllten Räumen wird es schnell zur Belastung«, so Schwartze. Auch in der Mensa und im Treppenhaus herrsche regelmäßig dichtes Gedränge. Besonders deutlich zeigte sich das jüngst bei einem Probefeueralarm. »Im Nordtreppenhaus gab es bedenkliche Staus, die im Ernstfall zu einer Panik führen könnten«, so der Direktor. Ein seltsamer Widerspruch, wie Schwartze findet: »Man spricht uns gegenüber von Wichtigkeit der Brandschutzmaßnahmen, andererseits wird nicht daran gedacht, wie gefährdet die Sicherheit der Schüler durch die Raumknappheit ist.«

Für das kommende Schuljahr rechnet Schwartze mit 133 Schülern in der Jahrgangsstufe fünf. Da Klassenstärken mit mehr als 32 Schülern vom Kultusministerium unerwünscht sind, müssten fünf kleinere Klassen gebildet werden. Was bedeutet, dass dann insgesamt drei Wanderklassen unterwegs wären. »Das öfter zitierte Argument, dass aufgrund des dann herausgewachsenen ­­ G 9-Jahrgangs die räumliche Situation der Schule schlagartig und spürbar entlastet werde, hat sich nicht bewahrheitet«, sagt der Schulleiter. Auch der Plan, im Münchner Norden ein neues Gymnasium zu bauen, würde die Lage längerfristig nicht entspannen.

»In unserem Einzugsgebiet wurden 350.000 Quadratmeter Wohnfläche gebaut. Das heißt: Der Andrang auf unser Gymnasium wird nicht nachlassen«, prognostiziert Grüter. Auf jeden Fall wolle man vermeiden, Eltern, die ihr Kind anmelden, wegen Raumknappheit eine Absage erteilen zu müssen. So wie im Jahr 2007, als 30 Schüler nicht aufgenommen werden konnten.

Weinende Eltern im Direktorat

»Da hatte ich die weinenden Eltern im Direktorat stehen«, erinnert sich Schwartze und gibt sich optimistisch, wenn auch vorsichtig: »Der Schulrat hat die Brisanz der Situation endlich erkannt. Bleibt zu hoffen, dass seinen Worten endlich Taten folgen.« Sylvie-Sophie Schindler

Artikel vom 24.05.2011
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