Erfolgreiches Streitschlichter-Programm an der Ismaninger Grundschule

Ismaning · Engagiert gegen den Zoff

Tobias Greulich (li.) und Tim Hennig sind zwei von 13 Streitschlichtern an der Schule.	Foto: Privat

Tobias Greulich (li.) und Tim Hennig sind zwei von 13 Streitschlichtern an der Schule. Foto: Privat

Ismaning · Spaziert man in der großen Pause über den Hof der Ismaninger Grundschule an der Camerloherstraße so stechen einem zwei Kinder ins Auge, die eine neongelbe Banderole mit der Aufschrift »Streitschlichter« tragen.

Seitdem die Sozialarbeiter Marianne Knebl und Daniel Wolf zu Beginn des Schuljahres die Institution der Schülerstreitschlichtung eingerichtet haben, werden in jeder Pause zwei eigens dafür ausgebildete Streitschlichter oder Schlichterinnen abgestellt. Die beiden schlendern über das gesamte Gelände, um ansprechbar zu sein für die anderen Kinder, beziehungsweise fragen nach, wenn sie der Meinung sind, es könnte sich ein Streit entwickeln.

Im nächsten Schritt haben alle beteiligten Kinder die Gelegenheit, sich in einen ruhigen Raum zurückzuziehen und nach einem festgelegten Schema, eine Lösung für ihren Streit zu suchen: Die Streitenden schildern jeweils ihre Sicht des Problems. Durch geschicktes Fragen und neutrale Zusammenfassungen versuchen die Streitschlichter, den Konflikt zu erhellen. Wenn diese Phase erfolgreich bewältigt ist, wird aus einer Sammlung von selbst eingebrachten Lösungsmöglichkeiten, diejenige heraus gesucht, mit der beide Streitenden zufrieden sind. Einer der beiden Sozialarbeiter sitzt im Hintergrund, um notfalls einzugreifen. Konflikte zwischen zwei einzelnen Kindern können die Schülerstreitschlichter schon gut lösen, größere Gruppen werden von Erwachsenen betreut, berichtete Wolf.

Tobias Greulich und Tim Hennig, beide aus der Klasse 4b, sind stolz auf ihre Tätigkeit. Eine lange Ausbildung, sogar mit Übernachtung in der Schule hatten sie Ende der 3. Klasse gemacht, erzählte Tim: »Damit Marianne und Daniel gleich wissen, wie wichtig es uns ist.« Auch verzichten sie in den Pausen, in denen sie eingeteilt sind auf das Spielen mit ihren Freunden. Die beiden Jungs zeigen sich fast ein wenig enttäuscht, dass es so friedlich zugeht an der Grundschule Camerloherstraße, sie hätten gerne mehr Einsätze. »Die Erstklässler trauen sich noch nicht so richtig und wir dürfen die Kinder nicht zwingen«, schilderte Tobias. Am Basketballplatz kam nun doch ein Zweitklässler auf die beiden Streitschlichter zugelaufen und beschwerte sich über einen älteren Schüler, der ihm immer den Ball wegnehme. Letzterer verzog sich mit einem schnellen »Ich habe überhaupt nichts gemacht.« Auch wenn dies keine klassische Streitschlichtung darstellt, wird eine gewisse Autorität deutlich, die das Schlichtungsteam auf dem Pausenhof genießt.

Von den 15 Kindern, die im Juli letzten Jahres ausgebildet wurden, sind noch 13 in ihrer Funktion tätig. Schülerstreitschlichtung ist ein Programm, das nur dann funktioniert, wenn es vom Lehrerkollegium mitgetragen wird. Außerdem muss die Bereitschaft zu eigenständiger und friedlicher Konfliktlösung da sein. An der Grundschule Camerloherstraße jedenfalls sind Kinder und Pädagogen der Meinung, dass sich das Programm bewährt hat. Für die Ausbildung der neuen Generation von Streitschlichtern, die für Juli geplant ist, gibt es schon die ersten Interessenten.

Artikel vom 09.05.2011
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